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Mittwoch, 7. Januar 2015

2014 - Jahresrückblick

Dieses Jahr möchte ich mal wieder einen Jahresrückblick zeigen. Dazu bin ich wieder den Katalog in Lightroom durchgegangen und habe mir die Bilder herausgesucht, die für mich interessent oder gut sind oder mit denen ich eine Geschichte verbinde.

Und ich kann euch sagen, das ist wirklich verdammt schwer! Aber wahrscheinlich kennt ihr das selber. Wenn man tausende von Fotos durchschaut, kann mich sich kaum entscheiden. Der Großteil der Bilder fällt zwar sofort raus, aber auch die "wenigen" die übrig bleiben, machen schon genug Probleme. Zwanzig gute Bilder von Motiv X...was nimmt man da? Leider war ich 2014 sehr faul was aussortieren und bewerten angeht. Guter Vorsatz für 2015: nach der Bearbeitung taggen und bewerten! Ach ja, und noch mehr wegwerfen!!!

2014 war technisch ein sehr spannendes Jahr. Viele neue "Spielzeuge" haben mich bei Laune gehalten. Ich werde bei den dazugehörigen Bildern ein wenig dazu erzählen. Ansonsten war das Jahr eher durchschnittlich was die Bilder angeht. Liegt vielleicht aber auch nur an meiner immer weiter steigenden Erwartungshaltung.

Die Bilder sind chronologisch sortiert. Also, auf geht's!


Urlaub über Silvester/Neujahr auf Fehmarn. War schweinekalt! Zum Glück kann man die D800 auch mit dicken Handschuhen noch ausreichend gut bedienen.



Mein Sohn mit seiner ersten Zahnlücke. Man sieht von hinten schon den neuen Zahn hochklappen...wie bei einem Haigebiss ;)



Mit diesem Detailbild einer recht großen Bahnhofsuhr hat es eine besondere Bewandnis. 2014 war das Jahr in dem ich mich ein wenig mit Astronomie beschäftigt habe. Ich habe mir ein kleines Spiegelteleskop gegönnt und wollte damit auch Fotoaufnahmen machen. Da die Erde sich ja bekanntlich dreht (ja, die Erde, nicht die Sterne ;) ) muss man bei Sternenfotografie aber eine automatische Nachführung verwenden, da man sonst nur Striche auf dem Foto hat. Dieses Uhrwerk habe ich billig bei Ih-Bäh geschossen und wollte mit den Zahnrädern so einen Nachführungsantrieb selber bauen. Stellte sich dann aber doch als komplizierter heraus und irgendwie fand ich das Uhrwerk dann auch zu schade zum Zerlegen.


Berlebach Holzstativ mit Mamiya Mittelformatkamera

Besonders gefreut hat mich das Berlebach-Stativ (siehe auch: http://gstoever.blogspot.de/2014/05/berlebach-report-332-erfahrungen-mit.html). Ideal für die alte Mamiya (http://gstoever.blogspot.de/2014/11/mamiya-rb-67-erste-versuche-mit-einer.html), aber auch gut für jede andere Kamera, wenn es wirklich absolut stabil sein muss.



Mit einem stabilien Stativ kann man problemlos Langzeitbelichtungen von beliebiger Länge machen. Auch bei Zeiten die man noch so gerade aus der Hand halten könnte, liefert es fast immer bessere Ergebnisse, aber nie schlechtere. Man muss es halt nur mitschleppen. Ich habe eine spezielle Tasche für das Rad, so dass es mir keine großen Probleme bereitet.




Auf meiner Testwiese: Ufo-Absturz?! Ich bin mir bis heute nicht wirklich klar darüber, was man hier sieht. Gemeint ist die Lichtspur links. Es müsste ein Flugzeug oder noch wahrscheinlicher ein Hubschrauber gewesen sein. Für ein Flugzeug erscheint mir die Kurve einfach zu steil, egal ob Start oder Landung. Komisch nur, dass ich nichts gehört habe und auch nichts gesehen. Wobei ich bei Langzeitaufnahmen wie dieser hier schon mal mit anderen Dingen beschäftigt bin.




Ich bin ja meistens zu ungeduldig für Tiere in freier Wildbahn. Aber manchmal tummeln sich Tiere ja gerade zu vor einem. Wobei hier die Entfernung schon sehr groß war. Ich hatte nur ein 200 mm-Objektiv und konnte trotz 36 Megapixeln nicht viel weiter ausschneiden als man hier sieht. Längere Brennweiten sind mir aber für Kleinbildformat zu groß/schwer und zu teuer...eventuell kommt noch mal das neue 300mm/4.0 VR. Mit der mFT-Kamera habe ich dagegen äquivalente 600 mm verfügbar...leider nicht in der Qualität des 70-200/2.8 wie hier.



Sumpfwiese bei Fischerhude

Das Berlebach-Stativ in seinem Element. Zwar ein Holzstativ mit Metallteilen, aber trotzdem so robust und unempfindlich, dass man es problemlos im Sumpf einen halben Tag stehen lassen kann. Hier war es schon richtig feucht. Der weichen Boden gibt schon bei geringem Gewicht nach und es läuft Wasser zusammen. Nach trocknen und reinigen war das Stativ aber immer noch wie neu, so dass ich keine Bedenken hatte es mehrmals für solche Aktionen zu verwenden.



Lampe in bremer Böttcherstraße
Viel Spaß hatte ich auch wieder mit meiner mFT-Knipse. Das System ist wirklich nicht verkehrt. Zwar fehlt es an einigen Ecken gegenüber dem Nikon-Kleinbildgeraffel, aber einige Vorteile hat es auch.



Hemmelinger Hafen - Bremen
Eine meiner Lieblingsstellen. Oder besser gesagt: eine der wenigen Stellen, die ich ohne Weiteres mit dem Rad erreichen kann und wo man abends und nachts noch was zum Fotografieren hat. Langzeitbelichtungen machen irgendwie Laune, weil die Bilder oft ganz anders aussehen und wirken, als das was man mit bloßem Auge gesehen hat.




Mein heimliches Lieblingsobjektiv war 2014 das Panasonic 100-300 für die mFT von Olympus. Bei 300 mm entspricht das einer Brennweite von 600 mm an der Nikon (Sensor bei mFT ist nur 1/4 so groß => halbe Kantenlänge => Brennweite * 2 bezogen auf Kleinbild). Mit "600 mm" kommt man schon recht nah an Sachen heran und das schaltet dann eine Reihe von neuen Motiven frei. Nicht nur Tiere, sondern auch Gebäudeteile, an die man nicht näher heran kann.



Polarstern - Versuch einer Startrail-Aufnahme

Da wie gesagt Astronomie ein Thema 2014 war, habe ich mich auch an sogenannten Startrail-Aufnahmen versucht. Das ist vom Prinzip her eine Langzeitbelichtung des Sternenhimmels, bei der keine Nachführung erfolgt. Dadurch wandern die Sterne dann scheinbar und es entstehen Striche statt einzelnen Lichtpunkten auf der Aufnahme. Richtet man die Kamera auf den Polarstern (Nordstern) aus, wandern alle Sterne um diesen Stern herum. Daher ist der Polarstern auch ein wichtiger Fixpunkt am Himmel für die Orientierung. Er liegt fast genau auf der Drehachse der Erde und steht damit scheinbar still, während alle Objekte um ihn mit zunehmenden Abstand sich schneller zu drehen scheinen. Kann man auf der Aufnahme leider nur erahnen, da ich eine zu geringe Belichtungszeit gewählt habe. Irgendwo habe ich noch eine bessere, nur finde ich die irgendwie nicht.




Irgendwie war 2014 das Jahr von Blitz und Donner. In keinem Jahr zuvor habe ich so viele Aufnahmen von Gewittern gemacht. Hier mal eine Aufnahme im Garten. Später folgen noch 2 aus einem Kurzurlaub.



Konzert im Haus am Walde - Feier zum Ersten Mai

Was dagegen kürzer gekommen ist als die Jahre zuvor, ist die Konzert und Event-Fotografie. Irgendwie habe ich eine Menge an Terminen verpasst...unfreiwillig!



Doppelter Regenbogen

Es muss ja nicht immer Blitz und Donner sein :) Diesen ungewöhnlichen Doppelregenbogen habe aus meinem Garten heraus aufgenommen. Er hielt ungewöhnlich lang und war für bremer Verhältnisse sehr stark ausgeprägt. Zumindest ist mir bis jetzt nur selten so ein schöner Regenbogen bei uns aufgefallen.




Diese Szene hier habe bei einem Spaziergang in Mainz vorgefunden. Als ich am Ufer entlanglief, sah ich zunächst nur Männer auf diesen Pfählen im Wasser stehen und dachte mir: "Was für Spinner! Soll das eine Mutprobe sein?!". Als dann das Boot kam, meinte ich schon, sie sollten nun gerettet werden. Erst als ich nah genug dran war, habe ich die Situation verstanden. Die Männer standen auf Teilen einer Schiffshebevorrichtung...keine Ahnung wie man das genau nennt. Das Boot ist dann ganz exakt darüber gefahren und wurde dann auf Schienen am Ufer an Land gefahren. War also kein Übermut, sondern nur die Arbeit einer Bootswerft.



Portrait meines Sohnes
Eines der letzten Aufnahmen mit meinem Nikkor 85/1.4. Ach ja...war schon eine schöne Linse. Nur irgendwie sind wir nicht wirklich Freunde für's Leben geworden, daher habe ich es verkauft. Aber es kommt sicherlich irgendwann wieder ein neues 85er...vielleicht eines von Sigma...Art und so?! ;)




Neben Langzeitbelichtungen habe ich auch viel mit HDRs gemacht. Seit ich die D800 mit ihrer grandiosen Dynamik und den brachialen Reserven im Schatten habe, verwende ich HDR aber kaum noch. Stattdessen belichte ich auf die hellen Stellen, wie z.B. den Himmel und hole die abgesoffenen Stellen nachher in Lightroom wieder. Das geht so gut mit der D800, dass ich gegenüber HDRs bei meinem Anwendungszweck keinen Nachteil mehr sehe. Eher nur den Vorteil, dass man nicht mehrere Aufnahmen machen und nachher mühseelig wieder zusammenklatschen muss.



Allerdings kann man mit HDRs auch ein wenig mehr Gas geben und bekommt dann diesen speziellen HDR-Touch...kann man mögen, muss man aber nicht.



Fischeye-Aufnahme mit mFT-System
Hier habe ich mal ein Fischeye (meine 8 mm) von einem Freund vor meine Olympus geschnallt. Schon ein witziger Effekt. Ich würde mir aber nie solch ein Objektiv kaufen, da es mir einfach viel zu speziell ist. Der Effekt nutzt sich schon nach wenigen Aufnahmen für mich so stark ab, dass man es danach auch gleich im Schrank beerdigen kann.



Ralle

Wie bereits erwähnt, hatte ich viel Spaß mit dem Panasonic 100-300. Hier eine Aufnahme bei 280 mm (entspr. ca. 560 mm bei Kleinbild). Zwar bin ich immer noch kein überzeugter Tierfotograf, aber wenn schon, dann bitte auch mit ausreichender Brennweite. Die 200 mm die ich aktuell bei Kleinbild zur Verfügung habe, reichen maximal für Aufnahmen im Zoo oder für Enten, die einen nah genug heranlassen.



Auch Seerosen lassen sich damit gut ablichten, ohne das man die Badehose anziehen muss.




Landschaften finde ich immer dann besonders spannend, wenn was ungewöhnliches mit Licht, Schatten oder Wolken passiert. Leider war 2014 nicht wirklich viel los in dieser Hinsicht. Oder ich war einfach nicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.



Irgendwie kommt es mir auch so vor, als wenn ich zu weniger Radtouren gekommen bin, als die Jahre zuvor.



Eine Sache, die ich 2014 auch wieder oft verwendet habe: Offenblende bei Landschaftsaufnahmen. Oder exakter: sehr geringe Schärfentiefe bei Motiven, die traditionell eher mit sehr großer Schärfentiefe aufgenommen werden; man will oft alles vom ersten Grashalm bis zu den Bergen am Horizont scharf haben. Ich finde es aber auch reizvoll, wenn nur eine dünne Schicht im Bild scharf ist. Das verleiht dem Bild Räumlichkeit und erzeugt teilweise auch so einen Miniatur-Effekt.




Im Sommer habe ich eine sehr nette und lange Radtour quer durch Bremen an der Weser entlang gemacht. Nicht unbedingt das Motivfüllhorn, aber war eine nette Tour bei gutem Wetter.


"Will noch jemand ein Bier?"

Hier verdurstet keiner so schnell :) Leider doch, sind nämlich nur leere Bierkisten.



"Achtung!!!"

Man beachte die beiden weißen Objekte links! Wer sich immer schon mal gefragt hat, wie diese Tiere es schaffen einem das Auto so dermaßen vollzukacken, dass selbst die Waschstraße dabei versagt...hier sieht man die Antwort.



Lankenauer Höft

Der Endpunkt meiner Radtour quer durch Bremen war dieser Turm. Lankenauer Höft. Ist heute ein Biergarten und Restaurant. Der Turm dürfte mal zu Überwachung des Schiffs- oder Flugverkehrs gedient haben. Genau weiß ich es leider nicht.




Sonnenuntergänge sind vielleicht kitschig, aber ich mag sie einfach. Mir geht es dabei vor allem um die Lichtfarben, -Kontraste und Schatten. Hier mal ganz ohne Landschaft und ohne die Sonne direkt zu zeigen.




Als Kontrast dann dieses hier. War zu einer ganz anderen Zeit an einem anderen Ort.
Schwarzweiß finde ich immer noch interessant, auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich da großartig weitergekommen wäre. Letztendlich werden die meisten Aufnahmen erst im Nachhinein schwarzweiß. Nur bei wenigen habe ich SW schon vorher vor dem geistigen Auge.




Farbe ist aber meistens doch meine erste Wahl.




Die meisten Bilder habe ich 2014 mit der Nikon D800 gemacht. Aber auch überraschend viele mit der mFT-Kamera. Daran "Schuld" war auch der Kauf einer OM-D EM-10, die mir wirklich sehr gut gefällt. Von der verwendeten Kamera mal abgesehen, macht es mir immer noch sehr viel Spaß mit dem Rad in die naheliegende Landschaft zu fahren und dort gerade zu den spannenden Zeiten Aufnahmen zu machen.




Wie einige Jahre vorher auch schon, sind Langzeitbelichtungen vom Stativ am Abend oder in der Nacht immer noch ein Thema für mich. Gerade die Zeit zwischen Sonnenuntergang und wirklicher Dunkelheit...also alles rund um die Blaue Stunde, finde ich sehr interessant was die Lichtstimmung angeht.




Lichtstimmungen sind ohnehin mein Thema gewesen, wie ich im Rückblick feststelle. Blümchen waren und sind nicht mein Thema, aber wenn das Licht interessant oder schwierig erscheint, kann ich nicht widerstehen.



Gewitter auf Rügen
Was bei mir zuhause im Garten schon ganz nett aussah, ein Gewitter, kam auf Rügen mal so richtig brachial zur Geltung! Auf diesem Bild kann man erahnen was für eine pechschwarze Wand da angerollt kam. Man muss dazu wissen, dass es kurz vorher noch hell war und die Sonne gegen die Trübe Luft ankämpfte! Die Wolkenbewegung sah wirklich wie der Spezialeffekt eines B-Movies aus den 50zigern aus. Und dann ging es so richtig los...



Holla die Waldfee!!! So ein Gewitter habe ich selten erlebt. Das ging bestimmt 20 Minuten so und ich hatte überhaupt kein Problem dutzende Aufnahmen zu machen, auf denen fast immer gut die gewaltigen Blitze zu erkennen waren. Die Kullisse war leider nicht so toll, aber bei dem Unwetter habe ich mich nicht vor die Tür der FeWo getraut und habe mich auf der Terrasse verschanzt.




Das Pana 100-300 wieder im Einsatz.




Wie Eingangs bereits erwähnt, habe ich mir Ende 2013 einen alten Kindheitstraum erfüllt und ein kleines Spiegelteleskop gekauft (siehe auch http://gstoever.blogspot.de/2014/04/2500-mm-brennweite-wenn-man-durch-ein.html).
Die Aufnahme oben ist allerdings mit einem älteren Sigma 400 mm Objektiv für die Nikon gemacht. Für Fotoaufnahmen ist so ein Teleskop schon sehr schwer zu verwenden. Das liegt hauptsächlich an der Bewegung der Erde die ins Spiel kommt, wenn man Aufnahmen mit langer Belichtungszeit machen muss. Beim Mond ist man mit Blendenwerten deutlich über f=8.0 schon am Limit, bei Sternen oder Planeten wie Jupiter geht nichts mehr ohne eine aktive Nachführung.




Irgendwie ist jedes Jahr genau ein Colorkey dabei :) Eigentlich mag ich diese Art von verfremdeten Bildern nicht, aber irgendwie zuckte hier wieder meine Maushand.



Niedersachenstein, Worpswede, Deutschland
Ein Denkmal in Worpswede. Ist eine beliebte Sonntagsspaziergehtour.




Mit dem 100-300 kann man auch recht passabel Makros machen. Großer Vorteil: man muss nicht so nah heran, wie mit einem 100 mm Makro. Dadurch kann man sehr einfach sehr viele Aufnahmen von Insekten machen, die ansonsten die Flucht ergreifen würden. Man muss aber trotzdem aufpassen, dass der eigene Schatten nicht auf das Tier fällt, sonst fliehen diese meistens trotzdem.




Kleingartenidylle. Mir wäre sowas zu langeweilig, aber für viele ist das wohl der zentrale Freizeitinhalt. Manche "Lauben" sind herausgeputzt wie Paläste. Irgendwie stelle ich mir immer vor, dass die Leute dieser Häuschen ansonsten in einem Plattenbau im 9. Stock wohnen, keine Ahnung wieso.




Und nochmal der Mond. Irgendwie ist es für mich ein persönlicher Wettbewerb immer perfektere Aufnahmen vom Mond zu machen. Egal ob Kleinbild-Ofenrohr, mFT-Zoom oder Teleskop. Ich bin immer auf der Jagd nach der perfekten Schärfe und der maximalen Detailzeichnung. Das hier ist schon ganz gut, aber da geht bestimmt noch weit mehr... ;)



Biberratte
Au ja, dass war wirklich ein Glückstreffer. War wieder so ein Sonntagsspaziergang, wo ich der Familie hinterhergetrottet bin. Immer lang an einem kleinen Graben. Auf einmal habe ich den Kollegen hier aus dem Augenwinkel erspäht und hektisch ein paar Fotos gemacht. Aber der war so wenig von mir beeindruckt, dass ich dann noch ganz in Ruhe (wenn man die davontrabende Familie mal ausblendet) ein paar Aufnahmen machen konnte. Leider habe ich doch keine perfekten Bilder hinbekommen, weil die Sonne...ach lassen wir diese Ausreden, war nicht mein Tag! ;)



Libellen im Flug sind schwer zu fotografieren. Meistens trifft man mit dem AF nicht und muss dann die Kamera herunter nehmen, um überhaupt wieder eine Peilung zu haben. Hier ist es mal gelungen. Nicht wirklich gut, aber angesichts der verwendeten Kamera (mFT), die kein wirklich gutes AF-System für sowas hat, schon gar nicht verkehrt.



Wenn die Tiere sich dann mal gemütlich hinsetzen, kann man natürlich ganz andere Qualitäten erzielen. Gleiches Objektiv, nur halt in Ruhe und mit weniger Abstand. Hier sieht man im Original wirklich jedes Äderchen der Flügel und die Facetten der Augen kann man zählen.



Fischreiher

Diesen Fischreiher habe ich per Zufall auf einer Knipstour auf dem Osterholzer Friedhof entdeckt. Der ist dort Stammgast, aber so ruhig und lange habe ich ihn noch nie an einer Stelle sitzen sehen. Ich konnte mein Rad abstellen, mich an den Graben setzen, ruhig meine Knipse auspacken, Objektiv wechseln und dutzende von Aufnahmen machen. Dabei bin ich dann sogar noch mehrmals aufgestanden und vorsichtig näher an den Vogel gegangen. Bei ca. 10 Metern wurde es ihm dann aber zu bunt und er ist durchgestartet.



Maritime Woche Bremen

Ein eher komischer Vogel ist mir hier ins Netz gegangen. War auf der Maritimen Woche in Bremen. Ein echtes Amphibienfahrzeug.




Ein alter Revolver-Aufsteck-Sucher. Damit kann man verschiedene Brennweite wählen und dann halt durchschauen. Dient(e) für Kameras, bei denen man nicht nach dem Spiegelreflex- oder Sucherprinzip den Bildausschnitt wählen kann. Ideal um z.B. einfach mal verschiedene Brennweiten bei einem Motiv durchzuprobieren, ohne mehrmals die Festbrennweite wechseln zu müssen. Aufgenommen übrigens in einem Tabletop-Studio, welches ich in diesem Jahr selber entworfen und gebaut habe - auch so ein Projekt, das ich schon seit langer Zeit mal realisieren wollte und 2014 endlich in die Tat umgesetzt habe.





Das hier stammt aus meiner experimentelle Phase in 2014. Mehr dazu hier: http://gstoever.blogspot.de/2014/10/abstrakte-fotografie-erster-versuch-mit.html


War natürlich nur eine Spielerei aus Langeweile, aber die Ergebnisse fand ich dann doch recht interessant. Es muss nicht immer die perfekte Aufnahme sein, manchmal kann man auch einfach die Sau rauslassen und kriegt trotzdem interessante Fotos; finde ich zumindest.




Ah ja, wieder Tabletop. Wem das nichts sagt, das ist mehr oder weniger ein kleines Gestell, was man auf dem Tisch aufbauen kann und was ein Fotostudio mit Hohlkehle und/oder Hintergrund und Studiobeleuchtung in Klein darstellt. Ich habe mir da selber ein Gestell aus Holz gebastelt und 2. entfesselte Blitze verwendet, sowie diverse Lichtformer, darunter auch zwei "echte" Softboxen und diverse selbstgemachte Reflektoren und Co..




Keine Ahnung warum ich das gut finde...ist halt so. War eigentlich nur ein "Testbild" einer Telebrennweite. Aber a) mag ich Baumaschinen und b) besonderes Licht und Sichtbedingungen.



Galopprennen, Vahr/Bremen

Ach ja, im Jahr 2014 sind die Events wirklich viel zu kurz gekommen! Da gab es schon bessere Zeiten, wo ich von Lauf-, Renn-, Rad-, Motorsport und diversen anderen Events weit mehr auf die Platte bekommen habe.



Dieses Bild ist besonders für mich, weil es mit einem alten 400mm-Kleinbild-Sigma gemacht wurde. Diese billig geschossene Linse für meine Nikon ist wirklich gut. Zwar nur mit einem lärmenden und unpräzisen "Akkuschrauber"-AF ausgestattet, aber dafür wirklich rattenscharf. Bokeh...okay, nicht so toll, aber von der reinen Schärfe her wirklich klasse; wenn man trifft. 400 mm bei 5.6. Das ist nicht grandios, aber es passt noch in die normale Fototasche, da es ungefähr die Größe des Nikon 70-200/2.8 hat.



Fotomodell Lisa, VHS-Kurs
Ab und zu wird es mir zu langweilig alleine auf Fototour zu gehen und dann buche ich einen Kurs. Da 2014 alle Versuche einen halbwegs professionellen Kurs zu besuchen fehlgeschlagen sind (Kurse wurde immer "kurz vor 12" abgesagt!), habe ich mich frustriert an die Volkshochschule gewendet. War mal wieder ganz witzig. Hat nicht wirklich was gebracht, aber war kurzweilig.
Bevor jetzt wieder irgendwelche Hobby-Abmahnanwälte auf den Plan treten: ja, ich darf diese Bilder zeigen! Ich habe eine Model-Vertrag für die nicht-kommerzielle Nutzung dieser Aufnahmen.
Man sieht hier übrigens Aufnahmen aus dem noch nicht geöffnetem Bayerzelt auf dem bremer Freimarkt (großer Jahrmarkt). Diese Möglichkeit hat uns eine Teilnehmerin des Kurses eröffnet.



Es ging darum inzinierte Fotos zu machen. Dazu haben wir uns Geschichten und Szenen überlegt. Die ganze Geschichte zeige ich vielleicht noch mal in einem gesonderten Beitrag.



Nano QX - Mini Quadrocopter
2014 wird mir sicherlich als das Jahr in Erinnerung bleiben, an dem ich wohl einer neuen Sucht verfallen bin :) Modellflug. Meine Frau hat mir zu meinem G.-Tag einen einfachen Modellhubschrauber geschenkt. So ein Teil wollte ich als Kind schon immer haben. Nur damals waren das noch für Anfänger unlenkbare Spritmonster. Heute gibt es die Teile ja in streichholzschachtelgröße für's Wohnzimmer.
Auf den Geschmack gekommen, habe ich mir dann das Teil da oben geholt. Das ist ein handgroßer Quadrocopter. Diese Teile fliegen aufgrund einer ausgeklügelten Steuerungselektronik mit Lage- und Beschleunigungssensoren. Oft werden diese, und vor allem die größeren Vertreter, als Drohnen bezeichnet. Ist in meinen Augen falsch, da eine Drohne für mich selbstständig fliegt. Das Teil hier wird wie ein Modellflugzeug oder -Hubschrauber ganz normal mit einer Fernsteuerung geflogen und zwar mit allen Freiheitsgraden (Roll, Nick, Gear, Pitch). Macht irre Spaß das Teil, da es so klein und leicht ist, dass man es auch in einem kleinen Zimmer fliegen kann. Für Videoaufnahmen habe ich mir inzwischen aber schon eine Nummer größer gekauft, inkl. Minikamera ;)




Eines der wenigen Bilder, die ich mit dem neuen Nikkor 20/1.8 gemacht habe. Gute Linse, aber irgendwie lag sie mir dann doch nicht => gleich wieder verkauft. Ich finde bei 20 mm, also Superweitwinkel, braucht man f1.8 nicht und das 14-24 ist einfach flexibler und optisch nicht wirklich schlechter.



"Was zur Hölle?!"
Affen sind wirklich die spannende Tiere zum fotografieren. Man kann gar nicht anders, als menschliches Verhalten bei ihnen zu sehen. Das liegt für mich vor allem an den Gesichtern, die weit mehr Ausdrucksformen zeigen, als bei allen anderen Tieren.


Minischwein-Ferkel

Aber niedlich sind natürlich auch andere Tiere.


ISO 1600 mit D800 bei miesem Kunstlicht
2014 habe ich definitiv die Scheu vor hohen ISO-Werten verloren. Das liegt einmal daran, dass man mit der D800 ISO 6400 bis zu mittelgroßen Ausgabeformaten locker verwenden kann und auch an meiner Abkehr vom radikalen Pixelpeepen. Ein vernünftig in Lightroom bearbeitetes High-ISO-Bild kann ich für meinen Geschmack locker in kleiner Postergröße ausdrucken lassen, ohne das mich das Rauschen stört. Eventuell liegt es aber auch nur an meinen schlechter werdenden Augen ;)



Tabletop - Tomaten auf schwarzer Acrylplatte, 2 Blitze mit Softbox

Mein selbstgebasteltes Tabletop-Studio war sicherlich auch ein Highlight in 2014. Es gibt schon mit 2 normalen Aufsteckblitzen und ein paar Lichtformern, wie Softboxen, Reflektoren und Farbfiltern eine unendliche Vielzahl an Möglichkeiten der Ausleuchtung. Bei dem Bild oben habe ich zusätzlich noch einen speziellen Untergrund verwendet, eine spiegelnde schwarze Acrylplatte.
Für ein Selbstbauprojekt, dass nur ein paar Euro und mich gerade mal einen Tag an Arbeit gekostet hat, bin ich schon sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Natürlich habe ich einige Teile, wie die Softboxen und diverser Befestigungsteile fertig gekauft, aber Reflektoren, Snoot und Co. sind gebastelt. Ich denke, ich werde das noch mal in epischer Breite in einem Thread breittreten ;)




Mein kümmerlicher Versuch eines Stilllebens. Na ja, ist noch Luft nach oben würde ich sagen.



Steuerknüppel einer Funkfernsteuerung für RC-Modelle
Dieses Teil wird mich sicherlich auch 2015 noch begleiten. Da ich es mit meinen Hobbys immer sehr genau nehme, habe ich mir für meine Fernsteuermodelle NATÜRLICH auch gleich eine amtliche "Funke" gegönnt. Man sieht oben den rechten Steuerknüppel, mit dem bei einem Quadrocopter wie oben Nick und Gear gesteuert werden. Oder einfacher: damit kippt man den Flieger oder besser Schweber nach Links und Rechts und nach Vorne und Hinten. Drehen und Schub steuert man mit dem linken Stick. Ist ohne computergesteuerte Hilfen verdammt schwer und nichts was man an einem Nachmittag erlernen kann.


Fazit:

2014 war aus meiner Sicht fotografisch nicht so wirklich ergiebig. Es gab nicht so viele Möglichkeiten und Motive für mich, wie ich es mir gewünscht hätte und die Jahre davor kamen mir besser vor. Was meine Entwicklung angeht würde ich sagen: hat sich nicht viel getan. Sicherlich habe ich die Technik noch ein wenig mehr im Griff als vorher schon, aber künstlerlisch ist mir nicht unbedingt ein neues Licht aufgegangen. Ist aber auch immer schwer sich da selber einzuschätzen. Es kann aber auch sein, dass meine Erwartungshaltung da inzwischen einfach zu hoch ist. Mir kommt es aber so vor, als wenn ich nur die Sachen abgespult habe, die ich schon das Jahr zuvor in meinem Fundus hatte. Einzige Ausnahme ist vielleicht eine neue Technik bezüglich Autofokus und Auslösen: http://gstoever.blogspot.de/2014/11/autofokus-technik-af-hold-und-af-on.html. Das ist aber wirklich nur ein technischer Aspekt, der nur sehr indirekt die Kreativität beeinflusst.

Kommen wir zu den Guten Vorsätzen für 2015. Tja, eigentlich habe ich keine. Ich will auf jeden Fall wieder mehr Events fotografieren und natürlich meine Radtouren machen. Auch die Sache mit den Flugmodellen will ich weiter verfolgen und dort im Speziellen die Möglichkeiten von Fotos und Videos ausloten. Den ersten Versuchsballon dafür habe ich schon in den Startlöchern und zwar in Form eines kleinen Quadrocopters (nicht der oben gezeigte) an dem ich eine Minikamera befestigt habe. Damit kann man zumindest Videos ganz brauchbar machen. Für Fotos ist die Kamera jedoch zu schlecht. Sollte mich das aber wie erwartet reizen, werde ich in einen großen Copter investieren, der dann auch eine gute Fotokamera tragen kann. Allerdings ist es bis dahin wohl noch ein etwas längerer Weg, denn so ein Teil will auch sicher geflogen werden.
Ansonsten nehme ich mir (wahrscheinlich aussichtslos) vor, keinen neuen Kamerakram zu kaufen; von der Quadrocoptergeschichte mal abgesehen. Aber ich fürchte 2015 kommen wieder Objektive und Co., bei denen ich einfach nicht "nein" sagen kann ;) Man wird sehen.

Ich wünsche allen ein erfolgreiches 2015!

Freitag, 21. November 2014

Mamiya RB 67 - Erste Versuche mit einer Mittelformatkamera

Diesen Beitrag wollte ich schon vor einem Jahr erstellen, aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Also hole ich das heute mal nach.

Eine Mamiya RB 67 ist ein schon recht betagte "analoge" Mittelformatkamera, wie sie wohl hauptsächlich in Studios verwendet wurde.

Mamiya RB 67 Mittelformatkamera, Markteinführung 1970


Die Kamera ist gewaltig in ihren Ausmaßen und im Gewicht. Sie ist zwar transportabel, aber glaubt mir, so ein Teil hängt man sich nicht freiwillig um den Hals. Dafür ist sie auch zu klobig und sieht für den unwissenden Betrachter eher wie eine alte Filmkamera aus, da sie weit tiefer ist als breit. Die Fokussierung erfolgt durch einen Balgen, was die Kamera bei Aufnahmen mit kurzem Motivabstand noch einmal imposanter macht ;)

Mamiya RB 67 mit voll ausgefahrenem Balgen

Damit ist dieses Monster dann so lang wie ein Schuhkarton. Es gibt sogar einen Griff für diese Kamera. Natürlich kein Batteriegriff, denn die Kamera braucht keine Batterien, sie ist komplett mechanisch. Weder Autofokus, noch Steuerelektronik, Filmtransport, nicht einmal ein Belichtungsmesser sind in dieser Ausführung hier vorhanden.


Hier sieht man das Prachtstück von den Seite. Die Photodose (normaler 35mm-Film; nicht für die Mamiya verwendbar) dient als Größenvergleich. Wobei viele wahrscheinlich gar nicht mehr wissen wie groß (oder klein) so eine Photodose ist...ich denke ich muss noch mal ein neues Bild mit einem gängigen Smartphone daneben machen ;)

Man erkennt hier auch ganz gut die Hauptbestandteile der Kamera. Diese ist modular aufgebaut. Der Mittelteil besteht aus dem Spiegelkasten mit Auslösemechanik, dem Balgen und Bajonett für die Wechselobjektive und dem Lichtschachtsucher, der streng genommen auch wieder ein Modul ist und auch durch Prismensucher ersetzt werden kann. Vorne ist ein 127mm, f3.8 ("drei-komma-acht") Objektiv installiert, was übrigens aus Kleinbildkamera-Sicht ca. einem 60 mm-Objektiv entspricht, also fast "Normalbrennweite".

Hinten befindet sich das Filmmagazin. Hier wird ein Rollfilm Type 120 auf Spulen gewickelt und durch den kleinen Transporthebel auf dem Magazin(!) transportiert. Das Format ist dabei 6x7, also ca. 6 cm x 7 cm Filmfläche pro Bild. Zum Vergleich: die Bildfläche bei Kleinbild beträgt 2,4 cm x 3,6 cm. Mehr hier: http://en.wikipedia.org/wiki/120_film

Das Magizin kann man drehen, so dass man Hoch- und Querformat erlangt, ohne die sperrige Kamera drehen zu müssen. Diese wird man überwiegend auf einem massiven Stativ verwenden und hat daher wenig Lust bei einem Formatwechsel die Kamera ab- und wieder aufzubauen. Was ohnehin gar nicht gehr, da man die Kamera nicht in Hochformatposition auf dem Stativ befestigen kann. Dazu müsste man was basteln und selbst dann würde man Probleme haben in den Schachtsucher zu blicken, der dann seitlich wäre.

Der große Spannhebel am mittleren Modul dient zum Spannen der Spiegelmechanik und des Verschlusses. Die Kamera ist eine Spiegelreflexkamera. Das heisst, man schaut bei gespannter Mechanik vom Lichtschaftsucher über den Spiegel durch das Objektiv. Somit kann man beim Scharfstellen sehr präzise arbeiten. Der Lichtschachtsucher ist übrigens genauso riesig wie die Kamera und auch ohne Vergrößererungslupe, die man zusätzlich per Knopfdruck einschwenken kann, gleicht das Bild eher einer Autokinoleinwand verglichen mit dem Puschenkino einer Kleinbildkamera. Auch das man von oben in diesen Schacht hinausschaut, hat irgendwie was...

Der Balgen wird wie gesagt zum Fokussieren verwendet. Je näher das Motiv ist, desto weiter muss man den Balgen mit dem Objektiv daran ausfahren. Eine Fokuseinstellung am Objektiv gibt es nicht.

Das Objektiv ansich hat eine Besonderheit, denn es beherrbergt den Verschluss. Man nennt diese Art von Verschluss Zentralverschluss. Dieser kann zwar nur Zeiten bis zu 1/500 aber ist dafür sehr leise.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zentralverschluss

Die Blende wird über einen Ring am Objektiv eingestellt. Nichts ungewöhnliches damals und es kommt gerade wieder in Mode.

Ausgelöst wird übrigens über einen sehr kleine, unscheinbaren Knopf unten rechts am Hauptmodul. Wenn man das Teil das erste Mal in der Hand hat, sucht man unter Umständen etwas danach.

Ich will jetzt aber keinen seitenlangen WiKi-Artikel über die technischen Details der Kamera niederschreiben, sondern einfach meine ersten Erfahrungen mit Unterstützung von einigen Aufnahmen darstellen.

Eine der ersten Testaufnahmen mit ASA 400 Film

Dieses Meisterwerk der modernen Fotografie anstand im Kinderzimmer meines Sohnes.

Ich hatte irgendwann beim Stöbern in den Fotoforen bemerkt, dass alte Mittelformatkameras wie die von Mamiya, Zenza Bronica, u.a. immer billiger angeboten wurden. Wenn man weiß, dass diese Kameras in ihren Zeit mal locker soviel gekostet haben wie ein Kleinwagen und damit definitiv NUR was für Profifotografen und Studios waren, traut man seinen Augen kaum angesichts der niedrigen 3-stelligen Zahlen...teilweise für eine ganze Ausrüstung, also mit Objektiv(en), zweitem Sucher, Rückteilen/Magazinen, Zubehör und oft auch noch ein paar Rollen Film, die heute übrigens alles andere als billig sind.

Ich konnte nach ca. einem Jahr der Recherche über diese Gattung von Kameras nicht widerstehen und habe mir eine funktionsfähige Mamiya über ein Forum gekauft.

Okay, dann stand das Montrsum nun vor mir! Alles 100% mechanisch, keinerlei aus heutiger Zeit bekannte Hilfsmittel. Selbst das Einlegen des Rollfilms ins Magazin ist schon eine spannende Sache, wenn man eigentlich nur Digitalkameras kennt. Die große Filmrolle ist nicht in einer lichtdichten Patrone untergebracht, wie die Kleinbildfilme, sondern muss von Hand vorsichtig abgerollt und eingefädelt werden. Macht man hier einen Fehler, ist der Film bereits verdorben, weil er dann teilweise belichtet ist oder sogar falsch herum in das Filmmagazin eingelegt ist. Die Filmmagazin kann man auch mit eingelegtem Film abnehmen, da es über ein Schiebeblech lichtdicht verschlossen werden kann, weckes man vor einer Aufnahme herausziehen muss! Auch hier kann man wieder einen Fehler machen und einen ganzen Film mit Aufnahmen eines Kohlenkellers bei ausgeschaltetem Licht produzieren ;) Wenn man dann noch daran gedacht hat den Film mit dem Transporthebel am Magazin zu transportieren UND den Verschluss und den Spiegel zu spannen, kann man theoretisch loslegen.



Nun ist man es von einer modernen Kamera ja gewöhnt, erstmal draufzuhalten und der automatischen Belichtungsmessung die Hauptarbeit zu überlassen. Man schaut sich dann schnell mal eben die Ergebnisse auf dem hochauflösenden Farbdisplay an und korrigiert ein wenig vor den nächsten Aufnahmen. Tja...hier sieht die Sache nun anders aus. Zum einem kann man lediglich 10, in Worten "Zehn" Aufnahmen pro ca. 4-5 € teurer Filmrolle machen und zum anderen kostet einen die Entwicklung noch mal min. soviel + einer Wartezeit von ca. 3 Tagen bis 1 Woche oder länger! Da überlegt man zwei...nein zehn Mal, ob man einfach mal so den Auslöser drückt.

Da man die Belichtung daher auch nur ungerne schätzen möchte, muss man zunächst mal eine amtliche Belichtungsmessung machen. Dazu kann man einen externen Handbelichtungsmesser verwenden. Ich habe 2 Stück davon, einen so Baujahr 1980 und einen von 1950 bis 1960. Letzterer ist nur ein Virtrinenstück und ich weiß nicht, ob er überhaupt noch halbwegs brauchbare Werte anzeigen kann. Der neuere funktioniert augenscheinlich, aber wie genau mag ich auch nicht sagen. Also was tun?
Ich habe mir einfach mit einer kleinen Systemkamera beholfen. Man nimmt dazu ein Objektiv bei dem die äquivalente Brennweite ungefähr der Brennweite an der Mittelformatkamera entspricht (war in meinem Fall m43 mit 25 mm => ganz grob 100 mm in Mittelformat). Dann schaut man sich das Bild im elektronischer Sucher an und liest die Werte ab. Natürlich muss man dabei die richtige ISO-Zahl eingestellt habe und Blende und Zeit müssen passen, also z.B. keine 1/2000, denn die kann die Mamiya mit Zentralverschluss im Objektiv nicht. Man muss also im Grenzfall, z.B. ISO an Digiknipse gar nicht verfügbar, auch noch ein wenig Kopfrechnen. Hat man seinen Einstellungen gefunden, heißt es abdrücken und auf das Beste hoffen. Ob es was geworden ist, wird man erst in vielen Tagen wissen.


Nach ein paar Testaufnahmen im Inneraum, die mir aber keine Gewissheit darüber gaben, ob überhaupt ein halbwegs belichtetes Negativ dabei herausgekommen ist, habe ich einfach mal ein schweres Holzstativ mit ebenso schwerem Kopf und die Mamiya auf meinen Drahtesel geladen und bin bei bedecktem Wetter losgefahren. Ich wollte einfach 3 Rollen verknipsen und dann endlich Gewissheit erlangen, ob die Kamera überhaupt noch funktioniert und ob meine quasi nur theoretischen Erfahrungen mit "analoger" Fotografie überhaupt ausreichen, um so eine Kamera sinnvoll verwenden zu können.


Von den 30 Aufnahmen waren 2 verwackelt oder leicht unscharf und 2 nicht wirklich prickelnd belichtet. Ansonsten waren alle sehr gut...zumindest aus meiner amateurhaften Sicht. Das die Bilder teilweise schief sind, ist übrigens gewollte. Natürlich wollte ich sie nicht schief aufnehmen, aber normalerweise richte ich digitale Aufnahmen am Rechner immer sehr exakt aus. Hier habe ich mir einfach dagegen entschieden, damit man einen ungefähren Eindruck davon bekommt, wie die Bilder "unbearbeitet" aussehen. Wobei ich gerade auch nicht ausschließen mag, dass ich bei der Digitalisierung ein wenig Winkel hineingebracht habe :)

Kapelle Friedhof Osterholz in Bremen

Was mir bei der Kamera und dieser Tour wirklich extrem Laune bereitet hat, ist wie unpraktisch das Teil ist. Ja, wirklich. Klingt bescheuert, aber so ist es. Dieses enorme Gewicht des Metallblocks in der Hand, das Aufbauen des Stativs, bis man überhaupt mal soweit ist, dass man auch nur durch den Sucher schauen kann. Das ewige Herumgesuche und Umgestelle der Kamera, bis man endlich mal den Ausschnitt im Mattscheiben-Cineplex sieht, der einem gefällt... das unterscheidet den Vorgang des Fotografierens schon enorm von dem mit einer digitalen Spiegelreflex, wo man meistens aus Faulheit locker aus der Hüfte so 100-200 Aufnahmen hinrotzt.


Das Scharfstellen ist übrigens nicht so leicht wie ich gedacht habe. Vielleicht brauche ich wirklich so langsam eine Brille. Trotz des großen Suchers, bei dem man sogar noch eine Linse einschwenken kann die das Bild noch einmal enorm größer darstellt, habe ich eine Weile bei jedem Bild herumgefummelt und versucht zu erkennen, wo die Schärfeebene sitzt. Man kann auch weniger feinfühlig einstellen als es der absolut spielfreie und butterweich laufende Balgenmechanismus zuerst vermuten lässt. Gerade im Bereich von Unendlich ist der Verstellbereich sehr klein und man muss mit spitzen Fingern arbeiten.
Die Skala die man auf dem 2. und 3. Bild dieses Artikels sieht, wird übrigens für die Korrektur des gemessenen Blendenwerts benötigt. Je weiter man das Objektiv herausfährt, desto weniger Licht fällt auf den Film (der Lichtkegel wird größer und nicht alles Licht fällt auf den Filmstreifen). Auch das muss man mit einberechnen! Also wahrlich kein Ponyhof die ganze Sache. Zum Glück spielt das nur bei extremen Nahaufnahmen wirklich eine größere Rolle.


Der Vorgang des Fotografierens gleicht schnell so einer Art rituellen Handlung. Motiv suchen, Stativ aufbauen, Verschluss/Spiegel spannen, Ausrichten auf Motiv und scharfstellen. Dann Filmtransport nur nicht vergessen! Oh Gott, beinahe hätte ich vergessen die Metallplatte zwischen Magazin und Mittelgehäuse rauszuziehen! Dann noch mal ausrichten, wieder scharfstellen, dann Blendenwert auswählen und Schärfentiefe kontrollieren (wie ging das eigentlich noch?). Dann mit der Digiknipse die Einstellungen der Blende übernehmen und die Belichtungszeit ermitteln. MIST! Zeit ist zu kurz oder liegt genau in einem Bereich, den man gar nicht einstellen kann. Also anderen Blendenwert, bis man endlich eine Zeit gefunden hat, die sich auch einstellen lässt und die sinnvoll für das Motiv ist.

Dann, endlich, den Kabelauslöser in die Hand nehmen...noch mal ganz kurz in den Schacht schauen....FLOPPPP-SCHAPPP. Ein Windhauch trifft das Auge welches in den Schachtsucher geschaut hat und es wird dunkel. Kamera-Porno pur! Das Gerausch, das der mächtige Spiegel macht, kann man nicht schriftlich darstellen. Das man tatsächlich einen Luftzug merkt, liegt an der Verdrängung durch den Spiegel. Der Sound hat überhaupt nichts mit dem winseligen Geschrabbel von Canon oder dem polternden Geklacker von Nikon-Spiegelkästchen gemeinsam. Das klingt eher nach 8 Zylinder Bigblock mit 450 PS gegenüber dem Geknatter einer Kleinwagen-Asphaltblase, YEEHA! ;)

Hochformat durch Drehung des Magazins
Besonders kritisch sind sich schnell ändernde Lichtsituationen. Da man immer erst recht mühsam die Belichtung messen muss, ob nun mit Digiknipse oder Belichtungsmesser, kann man das nicht sehr schnell anpassen. Bei wechselhaftem Wetter macht einem die Sonne da ganz schnell einen Strich durch die Rechnung. Eben noch für bedeckt gemessen und eingestellt und schon kommt die Sonne durch. Also auch hier musste ich Geduld haben. Mit schnell mal eben ein Bild oder Zehn machen, ist hier nix.


Wie oben erwähnt, bekommt man gerade einmal 10 Bilder auf einen 120er Film. Das ist verdammt wenig! Allerdings verdammt viel, wenn man sich die Entwicklungskosten dafür anschaut. Nicht nur der Rollfilm ist vergoldet, auch die Entwicklung kostet einen noch mal ordentlich was. Und sollen sogar großformatige Abzüge am Ende dabei herauskommen, die von einem prof. Fotolabor angefertigt werden, hat man schnell den Gegenwert der ganzen Ausrüstung verballert!  
(ich meine ich habe mal ausgerechnet, dass 10 Bilder vom Labor mit 30 Megapixeln gescannt auf CD 65 € kosten! Oder so ähnlich...zumindest klappte mir da die Kinnlade herunter!)


Mir war das für die ersten Testaufnahmen alles viel zu teuer. Da ich kein eigenes Fotolabor besitze und mir das ehrlich gesagt auch nicht zutraue, habe ich den Film zur Negativentwicklung bei einem örtlichen Fotoladen abgegeben. Wenn überhaupt was auf den Rollen sein sollte, werden die es schon finden, dachte ich mir :) Wie zu sehen ist, war was auf den Rollen und für mich als Analog-Mittelformat-Jungfrau sah das sogar ganz brauchbar aus.


Wenn man die Filmstreifen auf dem Lichttisch betrachtet, sieht man natürlich nur das negative Abbild. Also im Bild oben würde man überwiegend Schneeweiß sehen und ein wenig Grau und Schwarz. Wenn man Übung hat, kann man sicherlich gut erkennen, was auf den Negativen drauf ist.  Für mich aber war das teilweise raten angesagt.

SWB-Kraftwerk, aufgenommen vom Weserwehr in Bremen
Bei einigen Bildern war leicht was zu erkennen, bei anderen musste ich zuhause erstmal genauer nachschauen.

Ich hatte also nur die Negative vor mir liegen, was nun? Ich hätte natürlich einen teuren Spezialscanner kaufen können. Nur ehrlich gesagt war ich nicht bereit so viel Geld auszugeben, zumal die Ergebnisse für mich gar nicht abzusehen waren und ich mir auch nicht klar darüber war, wie oft ich überhaupt mit der Mamiya losziehen würde.


Ich hatte mir aber zuvor einige DIY (Do it yourself) Anleitungen angeschaut. Ich wollte die Negative einfach mit einer Digitalkamera abfotografieren. Das ging sogar besser als ich gedacht hatte.

Weserwehr in Bremen
Die Grundidee ist einfach. Man durchleutet des Negativ mit Dauer- oder Blitzlicht und macht einfach ein Foto davon. Es gibt Objektivvorsätze für sowas, allerdings nur für Kleinbildfilm/Diarahmen. Also habe ich in der Küche gesucht und bin fündig geworden.


Eine einfache Tupperbox aus weißem Plastik schien mir geeignet. Ich habe dann die D800 wegen der hohen Auflösung mit einem älteren 55 mm Makro bestückt und auf ein Stativ montiert, Objektiv senkrecht nach unten zeigend.


Die Tupperbox habe ich dann so auf zwei Bücherstapel gestellt, dass man darunter eine Lampe oder ein entfesseltes Blitzgerät legen konnte. Den Filmstreifen habe ich dann in so einen gekauften Plastikrahmen für "Lomos" gesteckt und damit fixiert. Der so möglichst plane Filmstreifen kam dann oben auf die Box.


So habe ich dann alle Bilder auf den Filmstreifen einzeln abfotografiert und die RAW-Dateien in Lightroom weiter verarbeitet. Da man es ja mit Negativen zu tun hat, muss man zunächst einmal die Helligkeitswerte invertieren. Da Lightroom dafür keine einfache Funktion anbietet, zumindest kenne ich keine, habe ich ein Profil erstellt, in dem eine invertierte Gradationskurve gesetzt ist.

Invertierte Gradationskurve für Umwandlung von Schwarzweiß-Negativen

Normalweise ist die Gradationskurve anders herum, also entsprechend der gestrichelten Linie.

Das abfotografierte Negativ sieht zunächst so aus:

Abfotografiertes Negativ

Natürlich ohne Unterschrift unten in der Ecke! Ich habe gerade das Original nicht zu Hand und habe daher einfach ein Blog-Bildchen nachträglich wieder zum Negativ gemacht. Aber der Prozess ist beliebig umkehrbar, daher entspricht das der Originalaufnahme.

Mit der invertierten Gradationskurve erhält man dann das Positiv:

Umgekehrtes Negativ = Positiv
Das Positiv kann man dann wie gewohnt weiter bearbeiten. Wobei ich finde man sollte dabei möglichst wenig machen, um zumindest einen Teil des Eindrucks einer chemischen Fotografie zu erhalten. Wenn man es wirklich 100% analog haben will, muss man natürlich auf althergebrachte Art und Weise Abzüge anfertigen oder anfertigen lassen.

Alles was man also braucht, um ein Negativ als Digitalbild zu bekommen, ist eine gute Digitalkamera, ein Stativ oder vergleichbare Vorrichtung und ein Objektiv mit der passenden Brennweite und/oder Nahgrenze (am besten ein Makro). Außerdem eine Plastikfläche die Licht zwar durchlässt, aber es so weit streut, dass man eine weiße und gleichmäßig beleuchtete Fläche erhält, auf die man den Negativfilm legen kann. Als Lichtquelle kann man dann ein Dauerlicht (z.B. Tageslichtenergiesparlampe; darf nicht heiß werden!) verwenden. Blitz geht natürlich auch. Nachteil, man sieht nicht sehr viel, Vorteil, die Belichtungszeit spielt kaum eine Rolle und kann sehr kurz.

Ich will mir da auch noch was besseres basteln, was man einfach so aus dem Schrank nehmen kann und das dann gleich ohne großes Gefummel einsetzbar ist. Dazu habe ich hier schon ein paar Teile herumliegen, z.B. eine Fotobühne von einem alten Vergrößerer, wo man die Filmstreifen einlegen  und sogar schon die Ränder mit Schiebeblechen abdecken kann. Mal sehen, ob das jemals was wird ;)


Fazit:

Bis jetzt habe ich nur wenig mit der Mamiya gemacht. Das Wenige hat aber sehr viel Spaß gemacht. Als Vitrinenstück macht das Teil auch eine gute Figur, ist dafür aber eigentlich zu schade. Wenn man mal wirklich Lust auf erdige Erfahrungen mit Fotografie hat, ist so ein Monsterapparat eine feine Sache.

Man muss allerdings leidensfähig sein. Während die Kosten für den Kauf heutzutage als lächerlich angesehen werden können, verglichen mit den Preisen die sowas mal gekostet hat, sind die Kosten für die Filmentwicklung alles andere als lächerlich. Das tut richtig weh! Wenn man wirklich häufiger damit Fotos machen will, hat man schnell den Anschaffungspreis in Fotomaterial und Entwicklung gesteckt. Billiger wird es, wenn man selber entwickelt. Wobei man dafür auch erstmal die Fotolaborsachen anschaffen muss und die Filme und Chemikalien kosten auch Geld.

Auch die Bedienung ist nicht ganz schmerzfrei. Wer schnell und unkompliziert fotografieren will, kann das Teil getrost in der Vitrine lassen. Für den Außeneinsatz sollte man darüber hinaus mindestens ein Rad mit Stativhalterung und einen Rucksack einplanen. Oder zumindest sollte man die mehreren Kilo so transportieren können, dass es einem nicht die Schulter auskugelt.

Wem körniges Schwarzweiß nicht zusagt, dann kann auch Filme mit z.B. 100 ASA verwenden und nicht wie ich hier 400. Farbnegativ- und Diafilme gehen natürlich auch. Die Auswahl an Filmmaterial scheint mir noch ausreichend zu sein. Wie lange und zu welchem Preis es allerdings noch ausreichend Material gibt, kann ich nicht sagen. So lange sich Leute für diese inzwischen veraltet anmutende Art der Fotografie interessieren, wird es da auch noch was geben...wie Vinyl-Schallplatte z.B.. Aber die Preise werde sicherlich nicht mehr fallen, sondern eher unaufhaltsam steigen.

Danke und Grüße,
Gordon

Montag, 10. November 2014

Autofokus-Technik: AF-Lock- und AF-ON-Methode

Heute möchte ich mal ein wenig über die verschiedenen Techniken beim Fokusieren mit einer modernen Spiegelreflexkamera* schreiben. Welche grundsätzlichen Techniken gibt es überhaupt? Ich liste mal alle mir bekannten auf:


-AF-S: Fokus stellt einmalig auf das anvisierte Ziel scharf und verharrt dann dort, bis man ihn erneut startet
-AF-C: kontinuierlicher Fokus. Es wird permanent auf das anvisierte Ziel scharfgestellt, auch wenn dieses die Entfernung ändert
-AF-Lock-Methode (siehe weiter unten)
-AF-ON-Methode (siehe weiter unten)

*gilt auch für spiegellose Systemkameras, sofern sie über einen kontinuierlichen AF verfügen, der auch wirklich gut funkioniert. Das sind dann aus heutiger Sicht Systeme mit einem Dual-AF-System (Phasen- + Kontrast-AF), reine Konstrast-AF-System scheiden aus meiner Sicht aus

Standardmäßig startet (und stoppt) man den Autofokus über die Auslösetaste. Das dürfte bei allen gängigen Kamerasystemen die Werkseinstellung sein. Dabei wird ein 2-stufiger Auslösetaster verwendet, bei dem in der ersten Position (halb gedrückt) das AF-System arbeitet. Beim AF-S bekommt man dann, wenn alles glatt läuft, ein Piep oder sonstiges Signal, dass die Scharfstellung erfolgt ist. Danach ist der Vorgang erstmal abgeschlossen. AF-C arbeitet solange wie man den Auslöser halb durchgedrückt lässt. Soweit, so bekannt denke ich mal. Um die beiden weiteren Methoden, AF-Lock und AF-ON geht es im Folgenden.

AF-Lock-Methode

Diese Methode verwende ich seit vielen Jahren. Ich bin mir dabei nicht sicher, wie viele andere Leute diese verwenden. Im Internet habe ich darüber zumindest noch nichts gelesen, im Gegensatz zu der recht bekannten AF-ON-Methode.

Diese Methode, wie auch die AF-ON, funktioniert nur im Zusammenspiel mit AF-C, also Autofokus auf kontinuierlich gestellt. Beide Methoden ermöglichen aber trotzdem sowohl manuelle als auch einmalige Fokussierung und genau das ist der Clou an der Sache!

Bei der AF-Lock-Methode stellt man den AF auf "C" und programmiert eine sinnvolle Taste mit der AF-Lock-Funktion. Diese Funktion, die es zumindest an den meisten Nikon-Kameras gibt, stoppt den Autofokus solange wie man die Taste gedrückt hält. Was bedeutet das also? Drückt man den Auslöser halb, fokussiert die Kamera ganz normal kontinuierlich. Man kann also sich bewegende Ziele verfolgen und Einzel- oder Serienaufnahmen wie gewohnt machen. Nun kommt es aber auch mal vor, dass man zwischendurch die Szene anders komponieren möchte. Dazu kann man entweder den AF-Punkt entsprechend verschieben oder aber eben die AF-Lock-Taste verwenden. Man fokusssiert mit AF-C und z.B. mittlerem AF-Feld auf sein Ziel und drückt dann bei auf Mittelstellung gehaltenem Auslöser die AF-Lock-Taste. Dadurch stoppt der AF und man kann verschwenken oder auch manuell den Fokus korrigieren. Lässt man die Lock-Taste wieder los arbeitet der AF-C wieder wie gewohnt.
Diese Methode verwende ich immer dann, wenn ich größtenteils bewegte Motive fotografiere, aber zwischendurch auch mal ein stillstehendes Motiv aufnehmen möchte, aber nicht die Zeit oder die Lust habe den AF-Punkt zu verstellen.

Hier eine bebilderte Erklärung der AF-Lock-Methode.

1) a4 - AF Activation auf Standard stellen

a4 - AF activation





















Das ist die Werkseinstellung. Aber für den Fall, dass man es schon mal anders eingestellt hat, muss man hier nun wieder auf "Shutter/AF-ON" stellen. Dadurch wird der AF durch halb drücken der Auslösetaste aktiviert.

2) Programmierung AF-Lock-Taste


f5 Assign preview button



















Hier kann man sich theoretisch jede gewünschte Taste aussuchen, die einem sinnvoll erscheint. Da man aber den Auslöser UND die Taste gleichzeitig bedienen muss, kommen nur wenige in Frage. Ich verwende die Preview-Taste dafür. Man hält dann die Preview-Taste mit dem Mittelfinger, während der Zeigefinger den Auslöser bedient.






















Die Funktion für die Lock-Taste heißt im Menü f5 "AF lock only".

3) AF-C aktivieren

Ganz wichtig! Man muss den Autofokus auf AF-C stellen. Das geschieht bei der D800 über den Druckknopf im AF/M-Selektor und gleichzeitges Drehen am Einstellrad.
 

Anwendung AF-Lock-Methode:

-fokussieren auf Objekt mit halb gedrücktem Auslöser
-Lock-Taste (Preview oder gewählte) gedrückt halten
-neu framen und dabei Lock-Taste gedrückt halten!
-Auslöser ganz durchdrücken


Vorteile:
-man braucht nicht mehr zwischen AF-C und AF-S umschalten
-man kann ohne den AF-Punkt zu verlegen mit AF-C einen beliebigen Frame wählen, nachdem man scharfgestellt hat

-man kann AE-Lock auf den Auslöser legen und speichert damit wie gewohnt die Belichtungsmessung (hier gibt es eine Reihe von Möglichkeiten das zu programmieren)

Nachteile: 
-funktioniert nicht bei Stativaufnahmen mit Timer oder Fernauslöser, wenn der Fokuspunkt nicht auf dem Objekt liegt
-man muss immer die AF-Lock-Taste gedrückt halten, sonst rauscht einem der Fokus ggfs. davon => auf Dauer etwas krampfig, wenn man sehr lange eine Szene komponiert




Nun zur AF-ON-Methode. Diese Methode findet man im Internet sehr häufig beschrieben. Ich habe diese Methode erst seit wenigen Tagen in der Erprobung. Ich hatte sie schon vor längerer Zeit mal kurz ausprobiert, wurde damit aber nicht warm. Inzwischen scheint es aber so, als wenn ich damit doch ganz gut klarkommen kann.

Erklärung der AF-ON-Methode

1) a4 AF activation auf "AF-ON only" stellen

a4 AF activation


















Hier muss zunächst der AF vom Auslöser entkoppelt werden. Dazu wählt man "AF-ON only" unter a4.


















Der Menüeintrag muss dann anschließend auf "OFF" stehen. Nun kann man nicht mehr durch halb durchdrücken des Auslösers fokussieren. Stattdessen muss man die AF-ON-Taste auf der Rückseite der Kamera verwenden.

AF-ON-Taste auf Rückseite der D800

3) AF-C aktivieren

Ganz wichtig! Man muss den Autofokus auf AF-C stellen. Das geschieht bei der D800 über den Druckknopf im AF/M-Selektor und gleichzeitges Drehen am Einstellrad.

Anwendung AF-ON-Methode:

-Fokussieren auf Objekt durch drücken der AF-ON-Taste (der Auslöser hat keine AF-Funktion mehr!)
-für kontinuierlichen AF die AF-ON-Taste einfach gedrückt halten und wie gewohnt auslösen
-für statische Motive die AF-ON-Taste wieder loslassen, wenn der AF scharfgestellt hat, ggfs. neu framen und auslösen

Vorteile:

-man kann jederzeit manuell fokussieren, ohne das an Kamera oder Objektiv umstellen zu müssen (bei AF-Objektiven)
-man kann jederzeit kontinuierlich fokussieren, z.B. um bewegte Objekte zu verfolgen
-man kann den AF beenden und das Bild neu komponieren ohne auf AF-S umstellen zu müssen oder einen anderen Fokuspunkt zu wählen
-einmal fokussiert kann man bei statischen Motiven mehrere Aufnahmen machen, ohne neu fokussieren zu müssen
-man kann AE-Lock (Belichtungsspeicher) auf den Auslöser legen, so dass man unabhängig vom Autofokus die Belichtung speichern kann

Nachteile:
-funktioniert nicht mit einem Fernauslöser, man muss die AF-Taste vor der Aufnahme von Hand drücken
-bei überwiegend AF-C-Aufnahmen etwas mühseelig und auf Dauer krampfig, da man immer eine Taste gedrückt halten muss
-zumindest als Anfänger vergisst man oft scharfzustellen, weil man das halb durchdrücken des Auslösers gewöhnt ist
-keine (gute) Bestätigung der korrekten Scharfstellung bei Verwendung als "AF-S", man muss sich darauf verlassen, dass man lange genug die Taste gedrückt hat, bzw. schnell auf den AF-Indikator im Sucher schauen, der allerdings auch gerne mal "springt"


Welche Methode ist die beste?



Bleibt nun noch die Frage, welche Methode verwendet man am besten. Ich würde sagen: kommt darauf an! ;)
Es kommt natürlich erstmal auf die eigenen Vorlieben und Motive an. Wenn man hauptsächlich mit dem Stativ Landschaftsaufnahmen macht, braucht man sicherlich keine der beiden Methoden wirklich. Am ehesten wird man noch mit der AF-ON-Methode glücklich werden, da man nicht ständig neu fokussiert, wenn man den Auslöser betätigt (sehr praktisch bei Nachtaufnahmen, wo fokussieren nicht immer einfach ist und die Automatik nicht immer gleich gut fokussiert).

Fotografiert man hauptsächlich mit AF-C und nur mal zwischendurch mit AF-S, könnte die AF-Lock-Methode das Richtige sein. Für die wenigen Aufnahmen von statischen Motiven, bei denen man den Frame schnell anpassen möchte, hält man einfach die Lock-Taste gedrückt.

Wenn man dagegen hauptsächlich statische Motive fotografiert, aber zwischendurch mal etwas bewegtes verfolgen will, ist AF-ON sicherlich die Mühe wert.

Beide Methoden bieten den Vorteil, dass man nicht auf AF-S oder AF-C festgelegt ist. Stattdessen kann man spontan, ohne Gefummel beides leicht und schnell verwenden.

Viele schwören anscheinend auf die AF-ON-Methode. Ich bin wie gesagt gerade dabei mir diese anzueignen, bzw. diese Art der Bedienung zu üben. Bis jetzt kann ich noch nicht sagen, ob diese Methode für mich(!) die beste ist. Ich denke, die beste Methode gibt es ohnehin nicht und man sollte sich stets überlegen, was man gerade vorhat zu fotografieren. Allerdings kann es auch richtig sein sich auf eine Methode festzulegen, da man sonst schnell durcheinander kommt und dann in einem entscheidenen Moment die falschen Knöpfe drückt, bzw. nicht drückt.

Beide Methoden sind definitiv schneller, sofern man sie beherrscht, wenn man schnell zwischen statischen und bewegten Motiven wechseln muss. Auch die Wahl eines Fokusfeldes bei AF-C für die Komposition eines statischen Motives ist langsamer, als das schnelle Verschwenken mit gleichzeitigem halten, bzw. vorheriger Aktivierung des AF. Ich bin bis jetzt allerdings mit "meiner" Methode noch schneller. Bei der AF-ON-Methode muss man zunächst sicher sein, dass der Fokus auch sitzt. Es gibt keine schnelle Rückmeldung! Man kann nur den AF-Indikator im Sucher beobachten. Erst dann kann man verschwenken und auslösen. Geht man dabei nicht schnell genug von der AF-ON-Taste und hält diese noch während des Verschwenkens gedrückt, fokussiert man am Ziel vorbei. Bei der Lock-Methode ist die größte Gefahr, dass man von der Taste abrutscht, bzw. diese beim Auslösen ungewollt loslässt und damit den Autofokus wieder startet.
Beide Methoden erfordern also eine gewisse Übung und Routine und man muss, wie in der Fahrschule das Spiel mit der Kupplung, trainieren bis das reibungslos und schnell klappt.

Ich für meinen Teil werde jetzt noch weiter die AF-ON-Methode üben und verwenden und mich dann entscheiden. Die praktische Erfahrung wird dann zeigen, was ich wann am besten verwende.

Danke und Grüße,
Gordon