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Sonntag, 14. Januar 2024

Lichter der City

Heute war ich mit einem Kumpel mal wieder in der Bremer City unterwegs. Wir hatten von dem Event 
Lichter der City im Internet erfahren und wollten uns das nicht entgehen lassen. Das Wetter war zwar kalt und nass, aber was tut man nicht alles für ein paar Opportunities?! 

Bremer Dom, linke Seite


Bei dem Event werden historische Gebäude auf dem Marktplatz mit Beamer angestrahlt und mit einer abstrakten Licht-Animation überzogen. Außerdem durchstreifen Darsteller mit phantasievollen und beleuchteten Kostümen die historische Innenstadt Bremens. 

Der Schütting auf dem Markplatz (Gildehaus, heute Sitz der Handelskammer)


Der Markplatz und "um zu" waren gut gefüllt mit Einheimischen und Touristen. Natürlich eine perfekte Gelegenheit für spannenden Selfies.

Ich hatte mich an diesem Abend für Fotos entschieden und meine Z6 mit 24-70/2.8 und 70-200/2.8 eingepackt; beides F-Version (also die alten Objektive, die per FTZ-Adapter adaptiert werden). Mein Kumpel war auf der Videospur.

Technik:
Ich habe bewusst kein Stativ mitgeschleppt. Nicht wegen des Schleppens, sondern wegen der Menschenmengen und der Agilität. Daraus ergaben sich natürlich grenzwertige Belichtungszeiten (teilweise 1/25) und herausfordernde ISOs (bis zu 6400). Die Nikon Z6 hat zum Glück einen guten Stabilisator (IBIS) und das Gewicht der alten, fetten F-Objektive hilft auch dabei, dass man nicht verzappelt. Bei Bewegungen musste ich natürlich Spray and Pray spielen. Wobei ich kein Dauerfeuer verwendet habe, sondern auf den richtigen Moment gewartet und dann 3-4 Bilder schnell hintereinander gemacht habe.

Wegen des Kunstlichts habe ich den mechanischen Shutter verwendet und nicht den elektronischen, der bei diese Situation schnell zu Streifenbildung führt (Interferenzen mit der Frequenz der diversen Lichter, die nicht immer bei exakt 50 Hz liegen; Beamer, LEDs...).


Was mich gewundert hat, trotz Blende 2.8 bis 4.0, hat das gute alte Nikkor 24-70/2.8 noch ordentliche Blendensterne produziert. Ich habe so das Gefühl, das die modernen Z-Linsen kaum noch Blendensterne erzeugen, zumindest nicht nennenswert bei Offenblende. Ich muss mal schauen, ob dem wirklich so ist.


Marktplatz, v.r.n.l. Bürgerschaft, Dom, Rathaus

Während ich an diesem Abend nur Fotos gemacht habe, hat mein Kumpel das Geschehen per Video festgehalten. Hier der Link zum Video:



Laterne auf dem Marktplatz

Das Wetter war leider nicht so sonderlich kompatibel zu einer leidlosen Knips-Session. Es war kalt und nass...nasskalt, brrr. Die eher kleinen und fummeligen Knöpfe der Z6 ließen sich nicht wirklich gut mit Handschuhen bedienen, so dass Finger abfrieren angesagt war. Aber was tut man nicht alles für ein paar Fotos.



Liebfrauenkirche neben dem Rathaus

Die Motive, mit denen die historischen Gebäude angestrahlt wurden, waren meistens abstrakt. Hier und da war aber auch mal Text oder wie hier, etwas gegenständliches zu sehen.



Liebfrauenkirche 

Die oben erwähnten Darsteller, mit ihren leuchtenden Verkleidungen, waren nur schwer zu fotografieren. Nicht nur aus technischen Gründen (ISO 6400, Zeiten teilweise bis zu 1/50 oder sogar noch länger), sondern auch wegen der Menschenmenge. Wenn man nicht zur Fraktion der Drängler gehört, wie ich, dann hat man immer eine Menschentraube vor sich, die einen guten Teil der Szene verdeckt.




Wenn man aber mal abseits des Hauptgeschehens geschaut hat, war dort durchaus freies Sichtfeld. Die Menschen sind den umherziehenden Darstellern gefolgt und ich beschloss nicht mitzulaufen, sondern eigene Wege zu gehen...eine Idee, die auch sonst im Leben oft nicht verkehrt ist ;)



Marcus-Brunnen auf dem Liebfrauenkirchhof und Liebfrauenkirche


Die meisten Aufnahmen sind mit hohen ISO-Werten gemacht worden. Bei ISO 6400 ist für mich bei der Z6 Ende. Ist ohnehin der native Maximalwert der Bildsensoreinheit. Da ich auf die Lichter belichtet habe, musste ich in der Nachbearbeitung noch ordentlich die Tiefen wieder hochziehen, was teilweise das Rauschen in diesen Bereichen noch einmal um ca. 1-3 Blendenstufen erhöht hat.




In Lightroom gibt es seit kurzer Zeit eine KI-gestützte Rauschminderung. Wie viel KI da wirklich drin steckt, kann ich nicht sagen, aber der Effekt ist mehr als verblüffend! 



Moltkedenkmal an der Liebfrauenkirche

Was mich früher beim Entrauschen viel Zeit und Arbeit gekostet hat, in Form von Masken und Pinsel-Aktionen, geht mit der neuen LR-KI-Entrauschung super schnell und die Ergebnisse sind besser, als alles was ich jemals hinbekommen habe. Okay, wenn ich mir ganz viel Mühe gegeben habe, kam es nah heran. Aber diese Qualität mit einem Knopfdruck ist schon wirklich ein Gamechanger! Ich vermute, dass eine Motiverkennung durchgeführt wird und darauf basierend mehrere Masken erstellt werden, die dann unterschiedlich bei der Rauschminderung behandelt werden. Der CPU- und GPU-Lüfter des Rechners geht dabei für ca. 10 Sekunden auf hörbar höhere Touren.




Die Kostüme erinnern teilweise sehr an die vom Bremer Samba-Karneval und das ist kein Zufall!





Wenn man genau hinschaut, erkennt man viele Gesichter auch wieder.




Vielleicht kurz was zur Aufnahmetechnik. Ich habe, wie fast immer, den A-Modus verwendet, also Blendenpriorität. Dazu die ISO-Automatik mit max. 6400 und einer "Daumenregelautomatik" für die Belichtungszeit, die einen Wert wählt der sich aus der Brennweite und der Daumenregel gegen das Verwackeln ergibt.

Max. Belichtungszeit = 1 / Brennweite, z.B. 50mm => 1/50 ist die längste Belichtungszeit, die man wählen sollte.

Nun hat die Z6 natürlich einen Stabilisator im Gehäuse (IBIS), der mechanisch arbeitet und Objektive, wie das 70-200, die zusätzlich im Strahlengang einen mechanischen Stabilisator haben. Somit wären weit längere Zeiten möglich. Da sich auch was bewegt, ist eine zu lange Zeit natürlich nicht sinnvoll.

Die ISO-Automatik ist somit ein guter und einfacher Weg, sich ein wenig Arbeit zu ersparen. Man kann die Blendenstufe vorgeben, die als Grundlage gewählt werden soll. Somit kann man positiv als auch negativ von der Daumenregel abweichen; 2 Blendenstufen länger oder 3 Blendenstufen kürzer zum Beispiel. Damit kann man sich das Wunschverhalten der Automatik schnell einstellen. Wenn sich nicht viel bewegt oder Bewegungsunschärfe durchaus gewollt ist, hat man eine max. Belichtungszeit, die man aus der Hand mit Stabilisator noch halten kann und wenn sich bewegende Dinge im Sucher befinden, geht man etwas höher und hat so dann vielleicht 1/125 als längste Zeit, trotz 200 mm Brennweite. Ist mehr Licht da, als für die oberste eingestellte ISO-Grenze notwendig ist, verkürzt sich die Belichtungszeit automatisch. Somit hat man nicht den Stress alles ständig von Hand nachregeln zu müssen.



Bei einigen Motiven habe ich die Dunkelheit ausgenutzt, um einen schwarzen Hintergrund zu erhalten. Gerade wenn im Hintergrund nur eine langweilige Wand zu sehen war, erschien mir das die beste Wahl für das Motiv. Ein wenig Nacharbeit mit Vignette und Co. in LR sind natürlich notwendig.



Schütting am Marktplatz

Es waren mindestens 2 Beamer-Stationen aufgebaut. Durch den niedrigen Abstrahlwinkel, wurde man teilweise heftig geblendet.



Bremer Neptunbrunnen

Bei dieser Szene der Projektion fiel mir sofort der Neptunbrunnen ein, den ich im Vordergrund haben wollte. Da ich nur wenige Schritte entfernt war, stellte das kein Problem dar. Für die, die den Brunnen nicht kennen, das schwarze Zackengebilde ist Teil der Projektion, nicht der Brunnenfigur.



Neptunbrunnen



Der Bremer Dom

Wie bereits oben erwähnt, gab es neben abstrakten Mustern teilweise auch Figürliches oder Texte.




Die Projektionen waren animiert, so dass man sich längere Zeit das Schauspiel ansehen mochte.




Einige der Animationen waren wirklich spannend. Die hier erinnerte so ein wenig an einer Lasershow oder Bühnenshow aus den 80zigern.




Kleinere Darbietungen gab es abseits der großen Projektionen auch zu sehen.



Bremer Markplatz, links der Roland, rechts die Arkaden des Rathauses


Wäre die nasse Kälte nicht gewesen, wäre es ein durchweg gelungener Ausflug geworden. Fotografisch angenehm herausfordernd, aber nicht zu heftig. Bekannte Objekte und Motive konnte man in einem völlig neuen Licht sehen und ablichten.

Ich hatte ein wenig ein Problem mit den Menschenmengen. Das man fast immer dunkle Hinterköpfe im Sucher hatte, war jetzt nicht wirklich ideal. Die Kamera hoch in die Luft zu halten und quasi blind zu knipsen, kommt für mich aber nicht wirklich in Frage. Ich mag es viel zu sehr die Kamera in den Hand zu halten, mit dem Auge am Sucher. Mit einem Smartphone konnte man natürlich einen Meter gewinnen und ich habe sogar jemanden gesehen, der seine Kamera an eine Art Selfiestick oder Einbeinstativ in die Höhe reckte! Das wäre mir zu gefährlich. Nicht nur für die Kamera, sondern auch für die Leute! Ich konnte die Kamera nicht genau erkennen, aber meine Z6 mit 24-70/2.8 (F-Mount) wiegt genug, um eine Gefahr darzustellen.

Insgesamt fand ich es aber gut genug, um im nächsten Jahr wieder dabei sein zu wollen und ich kann das allen Foto- und Videographen durchaus empfehlen. Ob sich eine Anreise aus größerer Entfernung dafür lohnt, muss aber jeder selber entscheiden.

Danke!

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Hier nochmal der Link zum Video: