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Montag, 5. Oktober 2015

Ungewöhnliches Wetter, ungewöhnliches Licht

Ich habe gerade ein paar schon etwas ältere Bilder bearbeitet, aufgenommen im März 2015 in Worpswede. Das Wetter war...ja, komisch. Aber vor allem war das Licht außergewöhnlich.


Regenbogen, Worpswede März 2015
Nach einem kräftigen Schauer erschien ein Regenbogen. Leider hatte ich keinen wirklich guten Standpunkt, da wir uns untergestellt hatten. Durch die tiefstehende Sonne gab es aber ein paar interessante Schatten, die auf den Betrachter zulaufen und so einen merkwürdigen Störfaktor bilden, der mit dem Regenbogen um die Aufmerksamkeit konkurriert.



Warm und hell gegen dunkel und kalt

Die Sonne stand sehr flach und es hatte zuvor heftig geregnet. Während das Sonnenlicht sich wieder seinen Weg bannte, war in der Entfernung noch die Regenfront im dunklen Blau zu erkennen. Warm und hell gegen kalt und dunkel. Genau solche Konstellationen finde ich spannend, gerade in der Landschaftsfotografie.




Das Leben war noch nicht erwacht, aber die Sonne schien hier den düsteren Winter endgültig zu vertreiben.



Natürlich sind die Bilder, wie alle meine Bilder, mehr oder weniger stark bearbeitet. Die Lichtsituation war aber wirklich sehr kontrastreich. Die Bilder, bzw. deren Ausarbeitung, stellen eher mein Empfinden dar, als dass sie ein absolut realistisches Abbild sind. Ich bin aber keiner, der die Fotos total verfremdet und Dinge zusammenschraubt, die real nicht vorhanden sind. Hier einmal die unbearbeitete Aufnahme:

Unbearbeitete Aufnahme, Olympus E-M10, Raw, Lightroom Standardeinstellung

Ein wenig mehr Drama habe ich natürlich hinzugefügt. Aber das ist auch der Tatsache geschuldet (aus meiner Sicht), dass man auf Fotos ein wenig übertreiben muss, wenn man den gleichen Eindruck erzeugen will, wie man ihn selber in der Realität hatte. Fotos sind keine Realität...höchstens eine hochgradig manipulierte Darstellung davon ;) Das macht Fotos eben auch zu Kunst. Sie zeigen eine künstliche, vom Künstler erstellte Sichtweise auf etwas.



Schlechtes Wetter ist oftmals viel interessanter als Badeseewetter. Gerade Übergangsphasen, z.B. zwischen Winter und Frühling oder Sommer und Herbst, bringen oft richtig Spannung ins Bild. Die Wolken sind viel interessanter, das Licht wirkt wie bei einer Theaterinszenierung und alles wirkt wilder, spannender...ungewöhnlicher.Wer für seine Fototour auf den Hochsommertag mit strahlend blauem Himmel wartet, verpasst aus meiner Sicht etwas.

Danke und Grüße,
Gordon

Sonntag, 4. Oktober 2015

Schmetterlinge und Blümchen

Eigentlich bin ich kein großer Fan von solchen Bilder oder besser gesagt, ich fotografiere eigentlich lieber Events oder Landschaften. Aber mit der Olympus-Knipse und dem 60er Makro macht es einfach Spaß zu fotografieren. Da das Wetter ohnehin für Landschaftsaufnahmen nicht getaugt hat und ich wieder mein Interesse an der Makrofotografie entdeckt habe, bin ich losgezogen.

OM-D E-M10 mit Olympus 60mm Makro

Die Aufnahmen der Schmetterlinge sind alle in der Botanika in Bremen entstanden.


Die Schmetterlinge werden in einem Tropenhaus gehalten und fliegen dort frei herum. Es ist dort warm und schwül und im Winter beschlagen einem die Linsen erstmal locker 15 Minuten lang, bis man richtig loslegen kann. An diesem Tag ging das aber. Liegt auch an der geringeren Menge Glas, die im Gegensatz zu einem Kleinbildobjektiv in M43-Linsen verbaut ist. Die gleichen sich schneller an die Umgebungstemperatur an und beschlagen daher nicht so lange und heftig.



Wenn die Schmetterlinge fressen, kann man sehr nah heran. Das Bild oben ist aber trotzdem ein Ausschnitt. Das 60er Oly ist wirklich scharf!



Wenn man ein wenig sucht, findet man überall Tiere auf oder unter Blättern sitzend. Die flatternde Kollegen vor die Linse zu bekommen ist extrem schwierig.



Die Blümchen will ich nicht vergessen. Durch das partiell einfallende Sonnenlicht, ergab sich ein Spot-Effekt, der einzelne Pflanzen in den Fokus gerückt hat.




Farbkontraste satt.



Im Tropenhaus wird die Luftfeuchtigkeit durch regelmäßige Benebelung hoch gehalten. Damit bilden sich an vielen Pflanzen "Tautropfen".



Draußen gab es, dank der tiefstehenden Sonne, auch ein paar gut ausgeleuchtete Motive.




Von hinten durchleuchtete Pflanzen finde ich immer besonders interessant. Man erkennt so die feinen Strukturen, die ansonsten kaum sichtbar sind.



Man dem 60er kann man bei jeder Entfernung scharfe Bilder aufnehmen. Also vom maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 (weniger Zentimeter Abstand), bis hin zu unendlich.



Japanischer Gartenzwerg?! :)



Tja, das war's von mir bezüglich Schmetterlingen und Blümchen. Nun kommt die Zeit der fallenden und bunten Blätter. Mal sehen, was sich da so ergibt.

Grüße,
Gordon

Sonntag, 20. September 2015

Spaß mit 1:0,9 - Olympus Makro 60/2.8 + Achromat

Ich habe nach längerer Zeit mal wieder ein paar Makros gemacht. Wahrscheinlich weil es die letzten Tage keine anderen Motive für mich gab. Aber im Nachhinein macht es doch wieder Spaß. Gerade weil es mit dem kleinen Sensor und dem sehr guten Makro relativ einfach von der Hand geht.

Das Olympus 60mm Makro (siehe auch Olympus M.Zuiko Digital ED 60mm 1: 2.8 Macro) verfügt über einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1. Das bedeutet, ein 1 cm großes Objekt wird mit 1 cm auf dem Sensor abgebildet. Ich hatte noch einen Canon-Achromaten (Vorsatzlinse mit Korrektur) in der Schublade. Dieser verändert den Abbildungsmaßstab noch mal unter 1:1. Wieviel genau, kann ich nur schätzen...viel es es nicht, aber man sieht schon einen Unterschied. Vielleicht ist es sogar 1:0,8 oder 1:0,75. Die folgenden Aufnahmen sind meistens mit Achromat, einige aber auch ohne entstanden. Welche ohne waren, kann ich nicht mehr sagen, da man das ja in den EXIFs nicht ablesen kann. Bei der Abbildungsleistung erkenne ich keinen Unterschied zwischen "mit" und "ohne".

Makroaufnahme einer kleinen Starwarsfigur, ca. 4 cm hoch
Für die ersten Testbilder mit Achromat habe ich die überall zu findenden Lego- und Spielfiguren meines Sohnes genommen ;)

Was mir bei Makros in diesem Größenbereich immer wieder sofort auffällt, ist die ansonsten unsichtbare Menge an Schmutz, Staub und Haaren/Fasern, die an allem haftet. Man kann Dinge wie die Tastatur oder die Kamera noch so sorgfälltig reinigen, überall sitzt noch was. Mit bloßem Augen sieht man davon überhaupt nichts.



Eine Kitschfigur, die sich auf meine Fensterbank verirrt hat. Größe ca. 7 cm.


Blümchen-"Makro"

Makroobjektive werden ja auch immer gerne für Blümchen genommen. Wobei man ein 1:1 Makro da eigentlich nicht braucht, außer man will Detailausschnitte der Pflanze zeigen. Für dieses Bild bin ich sicherlich weit unter 1:1 geblieben. Trotzdem ist schon alles in Unschärfe gehüllt, was nicht exakt im Fokus liegt. Fluch und Segen der Makrofotografie, je nach dem was man erzielen möchte.


Gummibaumblattspitze

Wenn man auf 1:1 herangeht, also den minimalen Abstand zwischen Frontlinse und Objekt, ist auch mit dem relativ kleinen Sensor einer M43-Kamera nur noch eine hauchdünne Ebene wirklich scharf. Kompensiert wird das durch schließen der Blende. Nur kann man diese auch nicht unbegrenzt schließen. Ab ca. f=11 geht die Abbildungsleistung sichtbar zurück. Außerdem braucht man dann meistens ein Stativ oder einen Blitz, da die Belichtungszeiten extrem lang werden.


Schrauben-Biotop

Wirklich spannend, wie ich finde, was man an ganz normalen und unauffälligen Dingen so entdeckt. Hier eine ca. 1 cm große Schraube an einer Spielplatzrutsche.  Sieht fast wie ein Felsen in einem Urwald auf einer tropischen Insel aus :)




Selbst so banale Dinge wie ein Bindfaden an einem kleinen Schiffsmodell haben mehr Details zu bieten, als man von weitem erkennen kann.




Was hier recht gruselig aussieht, ist ein harmloses Stofftier. Das nächste Bild ist dagegen nichts für Leute mit Spinnenphobie! Wobei es eigentlich auch recht harmlos ist...




Kennt jeder, nur sicherlich nicht aus dieser Entfernung. Der "Rücken" einer Gartenkreuzspinne (so nenne ich sie als Nicht-Fachmann jetzt mal). Man kann gut die kleinen Härchen erkennen, die überall am Körper sitzen. Auch die komplexe Zeichnung ist gut zu erkennen.

Aufgenommen habe übrigens alle Bilder aus der Hand und teilweise mit entfesseltem Blitz, den ich einfach in der linken Hand gehalten habe. Also alles andere als professionell gemacht.



Vogelbeere, ca. 7 mm Durchmesser

Ein großes Problem bei Makros ist der Abstand. Dieser muss gering sein, okay. Aber das bedeutet auch, dass schon kleinste Änderungen, z.B. durch Wind oder durch den eigenen Körper, sofort zu gewaltigen Verschiebungen der Schärfeebene führen. Bei diesem Bild hätte ich mir die Schärfeebene noch einen Tick weiter vorne gewünscht, aber das war das beste Bild von 5! Der Wind drückt den Ast leicht weg und selber schaukelt man wie eine alte Fregatte! Man muss immer bedenken, hier geht es um Millimeter oder besser gesagt um EINEN Millimeter oder weniger!




Nervig und hässlich? Nervig sicherlich, aber so hässlich sind diese Viecher eigentlich gar nicht, finde ich. Zumindest sind sie interessant wenn man mal genauer hinschaut...hinschauen kann.




Auch andere Dinge haben durch das Makroobjektiv aufgenommen durchaus eine ästhetische Seite. Sicherlich ist Stacheldraht an sich nichts schönes, aber durch die Fotografenbrille betrachtet, kann er da vielleicht zu werden.


======= SPINNENALARM ========






An diesem und dem folgenden Bild möchte ich kurz den Einsatz eines Blitzes beleuchten ;)

Gerade wenn man die Blende weit schließen muss, um ausreichend Schärfentiefe zu erlangen oder eine Verschlusszeit einzuhalten, die kurz genug ist, kommt man oft um einen Blitz nicht herum. Dabei sollte man aber nicht den eingebauten Blitz der Kamera direkt verwenden (außer um damit einen externen Blitz zu steuern). Das direkte Blitzlicht macht die Bilder hässlich. Besser ist es, wenn man einen externen Blitz verwenden, da man dann positionieren kann, z.B. schräg von oben. Damit kann man das Motiv so ausleuchten wie man möchte. Das Thema ist komplex und füllt Bände. Aber mit einem Blitz in der Hand und der Kamera in der anderen, ist man schon mal sehr viel besser unterwegs, als mit den kleinen eingebauten Blitzen, die das Motiv mit Sicherheit "kaputtblitzen".

Ein wichtiger Faktor bei der Blitzerei ist die Balance zwischen natürlichem Licht und Blitzlicht. Im Bild oben kommt fast das gesamte Licht aus dem Blitzgerät. In der folgenden Aufnahme habe ich die Belichtungszeit verdoppelt, was einen ziemlichen Unterschied macht:


Auf einmal wirkt die Beleuchtung viel harmonischer. Der im Bild oben dunkle Hintergrund wird nun heller aufgezeichnet und man könnte glatt denken, dass hier die Sonne als einzige Lichtquelle gedient hat. Es gibt noch viele weitere Faktoren, die man bedenken muss, wenn man einen Blitz einsetzt. Egal, ob es sich um Makros oder andere Abbildungsmaßstäbe handelt, die Belichtung und Ausleuchtung ist das A und O.




Nicht immer bekommt man ohne größeren Aufwand alle Motivteile scharf abgebildet. Dann muss man sich entscheiden. Wie immer bei Lebenwesen gilt hier: Die Augen sollten scharf sein! Oder noch exakter: mindestens das "prominente "Auge (meist das vordere bei leicht gedrehtem Kopf).
Hätte man hier nur auf den Körper scharfgestellt, wäre das Bild ein Kandidat für Ablage P.
Wenn man unbedingt alles scharf haben will, das technisch aber gerade nicht machbar ist, kann man noch die eigene Position so verändern, dass die Schärfeebene günstiger verläuft. Bei Aufnahmen von Lebenwesen nicht immer ganz trivial, da diese dazu neigen sich zu verstecken oder zu flüchten, bevor man alles eingerichtet hat.




Statische Motive sind da schon etwas leichter. Leider spielt einem der Wind bei der Makrofotografie oft einen Streich. Nichts nervt mehr als Wind, der das Motiv immer schön aus dem Fokus weht. Einzige Chance: das Objekt festhalten oder auf gut Glück feuern.


Pusteblume
Pusteblumen hat sicherlich jeder schon mal aufgenommen. Noch interessanter werden diese Blumen, wenn man sehr nah heran geht. Die Symmetrie ist das Spannende.



Was ist das?!
Ist ja keine Quizshow hier, also löse ich mal auf ;) Das ist eine Pistazie, bzw. ein Teil davon.




Das hier dürfte einfacher sein...genau, ein Nadelöhr. Der dunkle, fast schwarze Hintergrund kommt übrigens nur durch die Blitztechnik zustande. Der Hintergrund war nicht schwarz, aber da die gesamte Belichtung nur durch den entfesselten Blitz geliefert wurde, verschwindet der Hintergrund fast komplett.


"Spidiiiiiiiii!"
Mal wieder ein paar Spielsachen vom Sohn zweckentfremdet.




Lego war zu meiner Zeit auch irgendwie...kindlicher!


Na ja, damit schließe ich hier erstmal. Makrofotografie ist schon eine spannende Sache, da man Dinge mal ganz anders sieht, bzw. Dinge überhaupt erstmal zu Gesicht bekommt, die ansonsten nicht sichtbar sind. Es ist aber auch eine schwere Disziplin, wenn man es perfekt machen will. Es gibt viele Faktoren und Techniken die dabei zum Einsatz kommen können oder müssen.

Eine Technik, die ich noch nie (erfolgreich) eingesetzt habe, ist Focusstacking (https://de.wikipedia.org/wiki/Focus_stacking). Werde ich wohl mal nachholen müssen/wollen.


Danke und Grüße,
Gordon

Sonntag, 16. August 2015

Teaser Gewoba City Triathlon Bremen 2015

Halle Freunde der hektischen Sportknipserei ;)

Hier die ersten paar Bilder von diesem Event.





Es war warm, es war anstrengend...und das nicht nur für die Sportler ;)

Grüße,
Gordom

Mittwoch, 12. August 2015

Spaß mit dem Panasonic 100-300

An meiner Micro Four Thirds Knipse ist das große Panasonic 100-300, trotz einer Reihe von Festbrennweiten, mein heimliches Lieblingskind. Das und den Grund dafür habe ich bestimmt schon erwähnt. Es liegt an der auf Kleinbildformat bezogen Brennweite von 200 bis 600 mm. Für eine Kleinbildkamera wurde solch ein Objektiv die Länge eines Baseballschlägers haben, aber mehr wiegen ;) Wobei ich gestehen muss, dass ich das Gewicht...oder die Gewichte von Baseballschlägern nicht kenne. Aber egal, darum soll es hier jetzt nicht gehen. Es möchte vielmehr ein paar Bilder zeigen, die mit diesem Objektiv gemacht wurden und ein wenig auf die nicht ganz unproblematische Handhabung eingehen.

Ausschnitt, aufgenommen mit Panasonic 100-300 bei 269mm, f6.3
Ein Verwendungszweck ist die Aufnahme von Insekten aus großer Distanz. Zwar ist das Zoom kein Makro und der Abbildungsmaßstab ist weit von 1:2 oder sogar 1:1 entfernt, aber an einem warmen Tag gelingt es mir nicht, an Libellen näher als 2 Meter heranzukommen, bevor sie wegfliegen. Das 60er Olympus Makro (siehe auch Olympus M.Zuiko Digital ED 60mm 1: 2.8 Macro ) hätte mir bei dieser und vor allem den folgenden Aufnahmen also nicht viel genützt.


252mm, f7l.1
Besonders wenig nützt einem ein Makro, wenn man Libellen im Flug fotografieren will. Selbst wenn man selber im Wasser steht, wie ich hier, wird man nur selten einen dieser quirligen Flieger in Armreichweite vor sich schweben haben. Sicherlich wird das passieren, aber man muss viel Geduld haben und eventuell auch irgendwie getarnt sein müssen? Ich weiß es nicht genau, aber mich meiden diese Tieren und halten einen Sicherheitsabstand von mindesten 3 Metern ein ;)


252mm, f7.1

Das ich fast nur Brennweiten unterhalb von 300 mm bei diesem Objektiv verwende, hat einen Grund. Die optische Leistung nimmt ab ca. 250 mm sichtbar ab (chromatische Abberationen, Unschärfe). Das ist normal und dürfte für fast alle Telezooms gelten. Daher sollte man auf die letzten 50 mm verzichten und dafür lieber den Ausschnitt kleiner wählen.


183 mm, f7.1
Je geringer die Brennweite, desto schärfer die Ergebnisse. Das liegt nicht nur am optischen System, sondern auch an eventuellem Verwackeln! 300 mm, also 600mm bezogen auf Kleinbild, sind extrem schwer aus der Hand zu verwenden, auch mit Stabilisator in Kamera oder Objektiv. Da man für Libellen aber ohnehin eine Belichtungszeit weit kürzer als 1/1000 verwenden sollte, spielt das hier kaum eine Rolle. Was eine Rolle spielt: durch die geringe Lichtstärke von 4.0 bis 5.6 am langen Ende, muss man selbst bei Sonnenschein die ISO-Zahl hochdrehen (hier fast immer 800). Dadurch verrauschen die Fotos natürlich und man verliert beim anschließenden Entrauschen wieder Bilddetails. Das ist aber das kleinere Übel, denn ein verwackeltes oder durch Bewegungsunschärfe verunstaltetes Bild ist quasi nicht mehr zu retten.


Belichtungszeit 1/4000 (maximal kürzeste Zeit bei der E-M10)
Selbst bei einer 1/4000, wie in diesem Bild, sind die Flügel noch unscharf, da sie sich so schnell bewegen. Apropo bewegen...kommen wir nun zu ein paar Problemen und meinen bescheidenen Lösungsansätzen dagegen. Wie schafft man es überhaupt Libellen im Flug zu fotografieren? Eigentlich ist der AF einer Kamera dieses Typs denkbar ungeeignet dafür. Grund: der kontinuierliche AF basiert auf einem mehr recht als schlecht dafür geeignetem Kontrastmessungsverfahren, bei dem der Fokus hin- und herpumpt. Mit einer Spiegelreflex oder der neueren Generation von Spiegellosen, bei denen auch Phasen-AF-Messpunkte verwendet werden, geht dies weitaus besser.


300mm, f7.1
Bewegen sich die Motive in einer Ebene 90 Grad zur optischen Achse...als von links nach rechts oder umgekehrt an einem vorbei ;), braucht mein keinen kontinuierlichen Autofokus. Man verwendet den AF-S, ggfs. auch mehrmals und macht dann sein Bild. Das klappt auch mit der E-M10 sehr gut. Man sollte allerdings schon mit dem richtigen Fokus starten und beim Nachfokussieren auf keinen Fall das Ziel verfehlen! Denn wenn das passiert, hat man mit einem der Probleme des Panasonic 100-300 (und natürlich auch anderen Objektiven) zu kämpfen. Der AF rauscht einem erstmal sonst wo hin und bis man ihn wieder gebändigt hat, also das Motiv wieder im Fokus ist, können Sekunden vergehen! Viel zu lang für solche Bilder wie dieses hier. Der Vogel war nur ca. 2-3 Sekunden überhaupt in idealer Distanz zu mir und man möchte ja auch mehr als nur ein Bild machen (ohne Serienbildfunktion, damit man nachfokussieren kann).

Mit Tipp: falls man beim Start noch die völlig falsche Fokusdistanz hat, z.B. auf ganz nah, statt fast unendlich, sollte man schnell auf ein sicheres Ziel vorfokussieren und zwar mit Autofokus. Ich habe hier erstmal auf die Reihe von Pflanzen im Hintergrund gehalten. Damit ist dann der Fokus nah genug, so dass der Fotograf und vor allem der AF den Vogel "orten" kann.
Gleiches gilt auch, wenn man beim Verfolgen des Motivs mit AF-S (also mehrmals nachfokussieren) eine Fahrkarte schießt. Der AF rödelt dann wie gesagt wild hin und her und man sieht nur noch Matsch im Sucher. Man muss dann eventuell die Kamera vom Augen nehmen und sich schnell in feststehendes Ziel mit gutem Kontrast suchen und so den Fokus wieder auf Startposition bringen.


252mm, f6.3
Ein weiteres Problem, das uns der AF bescherrt, ist der recht grobe Fokuspunkt. Auch wenn im Sucher oder auf dem Display ein kleines Rechteckt angezeigt wird, die Ermittlung des Fokus erfolgt anscheinend mit einem viel größeren Areal. Dadurch kommt es häufiger als mit Phasen-AF vor, dass der Fokus auf den Hintergrund oder irgendwas neben oder vor dem eigentlich anvisierten Ziel gestellt wird. Das kann gerade mit dem 100-300 extrem nervig werden. Selbst wenn das Motiv sich nicht bewegt, kann man viele, viele Anläufe brauchen. Manchmal hilft vorfokussieren auf etwas mit gleicher Entfernung, manchmal aber auch nur eine Positionsänderung. Aber auch Schmetterlinge sitzen nicht ewig an der gleichen Stelle und mögen es nicht, wenn man vor ihnen herumtanzt.


258mm, f6.3
Was die Kamera auch nicht sehr mag, sind Spiegelungen im Wasser. Bei knapp 260 mm kann da der Fokus schon mal die entscheidenen Zentimeter danebenliegen...oder einen halben Meter. Hier hilft bei mir nur mehrmaliges Fokussieren und Auslösen, so nach dem Motto: "Bei einem wird es schon passen!".


264mm, f7.1
Eine sinnvolle Hilfe, wenn man so etwas schnelles wie Libellen, aber auch dieses Flugzeug vor neutralem Hintergrund fotografieren will, ist die Verwendung von mehreren Fokusfeldern. Bei der E-M10 kann man neben allen Feldern auch ein 9x9 Gitter wählen. Das würde ich immer bei solchen Anlässen verwenden, da das Motiv so einfacher zu treffen ist und man beim manuellen Nachverfolgen nicht in Gefahr läuft, dass einem der AF davongallopiert. Durch diese AF-Feld-Gruppierung kann man auch mal neben das Ziel fokussieren und die Kamera fokussiert trotzdem korrekt, da sind automatisch das passende Feld auswählt.


Ziel verfehlt!
Wie leicht man sein schnelles Ziel verfehlt, zeigt diese Libellenaufnahme. Die Flugbahn ist kaum vorhersagbar und bei 250 mm sieht man oft nur für einen Bruchteil einer Sekunde überhaupt etwas von dem Tier im Sucher. Hat man dann noch nur ein Fokusfeld aktiviert, geht der AF mit Sicherheit ständig stiften und man fängt wieder bei Null an; sprich man hat das Foto verpasst und wartet auf die nächste Libelle oder was auch sonst.

Mein Tipp: Mit beiden Augen schauen! Klingt wirr und unmöglich, aber mit ein wenig Übung geht das. Man kneift nicht das eine Auge zu, sondern lässt beide offen. Mit dem freien Auge peilt man nun das Objekt an und ermittelt so grob die Position. Dann folgt man mit der Kamera und "schaltet" auf das Auge am Sucher um, bzw. versucht die beiden Bilder zu überlagern. Sieht man das Objekt im Sucher, konzentriert man sich nur noch auf dieses Auge. Man hat damit 2 Sichtweisen/Brennweiten. Sozusagen einen Weitwinkel-Sucher, das unbewaffnete Auge, und den Tele-Sucher durch die Kamera. Wichtig ist es dabei, dass man nicht abwechselnd versucht das jeweilige Auge zuzukneifen, sondern das Gehirn die Arbeit machen lässt. So kann man sogar beide Bilder überlagert sehen. Wie gesagt, dazu muss man ein wenig üben. Manche werden das vielleicht nie richtig hinbekommen, andere eventuell beim ersten Versuch, kann ich nicht sagen.

Eine andere Möglichkeit, die aber nur gut bei langsam oder gleichförmig bewegten Motiven funktioniert, ist das Reinzoomen. Dabei fängt man mit einer kleinen Brennweite an und zoomt langsam auf die gewünschte Telebrennweite. Allerdings sind Objektive wie das Panasonic nicht parfokal (https://de.wikipedia.org/wiki/Parfokal)! Das bedeutet, der Fokus verändert sich mit der Brennweite, so dass man ggfs. mehrmals nachfokussieren muss, während man sich an die Zielbrennweite herantastet.

Und sollte einem das dann doch alles mal zu anstrengend werden, kann man ja immer noch gemütlich eine Landschaftsaufahme machen :)

"Was steht auf dem Schild am Baum?", 177 mm, f7.1
Das hier war allerdings nur ein "Fernrohr"-Bild. Ich wollte wissen, was auf dem Schild am Baum links steht. Durch den Sucher konnte ich es noch nicht erkennen. Auf dem Foto auf 7x herangezoomt war es dann deutlich zu lesen: "Unbefugten ist der Zutritt verboten!"...schade, dann eben nicht.

Noch eine Anmerkung zur Blende. Einige wundern sich vielleicht, wieso ich oft Blende 7.1 genommen habe. Nun, die Blendewerte des Pana liegen bei 4.0 bis 5.6, je nach Brennweite. Offenblende ist gerade bei einem solchen Zoom sicherlich keine gute Idee, da die Abbildungsleistung da noch nicht wirklich optimal ist. Bei langer Brennweite liegt man schon bei 5.6 Offenblende. Einmal abgeblendet wäre man dann bei f=8.0. Nun kommt aber noch die Belichtungszeit ins Spiel. Trotz Stabilisator sollte man eine möglichst kurze Belichtungszeit verwenden, um keine Verwackler zu bekommen. Blende 7.1 erscheint mir bei diesem Objektiv am langen Ende ein guter Kompromiss zwischen Bildqualität durch Abblenden und kurzer Belichtungszeit zu sein. Die ISO-Zahl einfach zu erhöhen ist bei dem kleinen Sensor der Kamera ebenfalls keine gute Idee, da einem das Rauschen dann ziemlich schnell die Bilder versaut. Ich gehe ungerne über ISO 800.

Fazit, mal wieder: das Pana ist einfach eine Spaßlinse für mich. Sicherlich ist es nicht wirklich überragend was die Abbildungsleistung oder Handhabung angeht, aber es macht Spaß mal so richtig die Brennweitenkeule in die Hand zu nehmen. Gerade wenn man vorher mit der Kleinbildkamera und dann bei mir mit maximal 200 mm unterwegs war, da alles andere mir zu groß und/oder zu schwer ist.

Man kann sehr gut makroartige Aufnahmen machen. Mit ein paar Tricks kann man sogar sich schnell bewegende Motive aufnehmen und auch für Landschaften, Mond und Sterne oder alles andere kann man die Brennweiten verwenden.

Nicht unterschätzen sollte man den Einfluss der Erschütterungen! Nicht nur die durch den Fotografen verursachten, sondern auch die, welche durch den Verschluss verursacht werden. Man sieht deutlich den Einfluß des Verschlusses. Gerade bei bestimmten Brennweiten- und Belichtungszeitkombinationen gelingen einem kaum wirklich scharfe Bilder. Die mehrmalige Bewegung des kleinen Verschlussvorhangs pro Aufnahme versursacht Erschütterungen im ungünstigen Frequenzbereich (Interferenz), so dass die Bilder alle "weich" wirken. Kritisch scheint mir hier eine 1/125 und eine 1/600 und drumherum zu sein. Hängt natürlich von der Brennweite und der Handhabung und natürlich auch der Kamera(!) und letztendlich dem Stabilisierungssystem ab, wenn man eine andere Kamera als die OM-D E-M10 verwendet . Ich versuche diese für mich kritischen Zeiten- und Brennweitenkombinationen zu vermeiden. Das gelingt natürlich im Eifer des Gefechts nicht immer ;) Ein Segen wäre ein wirklich kompromisslos einsetzbarer elektronischer Verschluss...aber das ist ein anderes Thema.

In diesem Sinne: 
Danke für's Lesen und viele Grüße! 
Gordon