-AF-S: Fokus stellt einmalig auf das anvisierte Ziel scharf und verharrt dann dort, bis man ihn erneut startet
-AF-C: kontinuierlicher Fokus. Es wird permanent auf das anvisierte Ziel scharfgestellt, auch wenn dieses die Entfernung ändert
-AF-Lock-Methode (siehe weiter unten)
-AF-ON-Methode (siehe weiter unten)
*gilt auch für spiegellose Systemkameras, sofern sie über einen kontinuierlichen AF verfügen, der auch wirklich gut funkioniert. Das sind dann aus heutiger Sicht Systeme mit einem Dual-AF-System (Phasen- + Kontrast-AF), reine Konstrast-AF-System scheiden aus meiner Sicht aus
Standardmäßig startet (und stoppt) man den Autofokus über die Auslösetaste. Das dürfte bei allen gängigen Kamerasystemen die Werkseinstellung sein. Dabei wird ein 2-stufiger Auslösetaster verwendet, bei dem in der ersten Position (halb gedrückt) das AF-System arbeitet. Beim AF-S bekommt man dann, wenn alles glatt läuft, ein Piep oder sonstiges Signal, dass die Scharfstellung erfolgt ist. Danach ist der Vorgang erstmal abgeschlossen. AF-C arbeitet solange wie man den Auslöser halb durchgedrückt lässt. Soweit, so bekannt denke ich mal. Um die beiden weiteren Methoden, AF-Lock und AF-ON geht es im Folgenden.
AF-Lock-Methode
Diese Methode verwende ich seit vielen Jahren. Ich bin mir dabei nicht sicher, wie viele andere Leute diese verwenden. Im Internet habe ich darüber zumindest noch nichts gelesen, im Gegensatz zu der recht bekannten AF-ON-Methode.
Diese Methode, wie auch die AF-ON, funktioniert nur im Zusammenspiel mit AF-C, also Autofokus auf kontinuierlich gestellt. Beide Methoden ermöglichen aber trotzdem sowohl manuelle als auch einmalige Fokussierung und genau das ist der Clou an der Sache!
Bei der AF-Lock-Methode stellt man den AF auf "C" und programmiert eine sinnvolle Taste mit der AF-Lock-Funktion. Diese Funktion, die es zumindest an den meisten Nikon-Kameras gibt, stoppt den Autofokus solange wie man die Taste gedrückt hält. Was bedeutet das also? Drückt man den Auslöser halb, fokussiert die Kamera ganz normal kontinuierlich. Man kann also sich bewegende Ziele verfolgen und Einzel- oder Serienaufnahmen wie gewohnt machen. Nun kommt es aber auch mal vor, dass man zwischendurch die Szene anders komponieren möchte. Dazu kann man entweder den AF-Punkt entsprechend verschieben oder aber eben die AF-Lock-Taste verwenden. Man fokusssiert mit AF-C und z.B. mittlerem AF-Feld auf sein Ziel und drückt dann bei auf Mittelstellung gehaltenem Auslöser die AF-Lock-Taste. Dadurch stoppt der AF und man kann verschwenken oder auch manuell den Fokus korrigieren. Lässt man die Lock-Taste wieder los arbeitet der AF-C wieder wie gewohnt.
Diese Methode verwende ich immer dann, wenn ich größtenteils bewegte Motive fotografiere, aber zwischendurch auch mal ein stillstehendes Motiv aufnehmen möchte, aber nicht die Zeit oder die Lust habe den AF-Punkt zu verstellen.
Hier eine bebilderte Erklärung der AF-Lock-Methode.
1) a4 - AF Activation auf Standard stellen
a4 - AF activation |
Das ist die Werkseinstellung. Aber für den Fall, dass man es schon mal anders eingestellt hat, muss man hier nun wieder auf "Shutter/AF-ON" stellen. Dadurch wird der AF durch halb drücken der Auslösetaste aktiviert.
2) Programmierung AF-Lock-Taste
f5 Assign preview button |
Hier kann man sich theoretisch jede gewünschte Taste aussuchen, die einem sinnvoll erscheint. Da man aber den Auslöser UND die Taste gleichzeitig bedienen muss, kommen nur wenige in Frage. Ich verwende die Preview-Taste dafür. Man hält dann die Preview-Taste mit dem Mittelfinger, während der Zeigefinger den Auslöser bedient.
Die Funktion für die Lock-Taste heißt im Menü f5 "AF lock only".
3) AF-C aktivieren
Ganz wichtig! Man muss den Autofokus auf AF-C stellen. Das geschieht bei der D800 über den Druckknopf im AF/M-Selektor und gleichzeitges Drehen am Einstellrad.
Anwendung AF-Lock-Methode:
-fokussieren auf Objekt mit halb gedrücktem Auslöser
-Lock-Taste (Preview oder gewählte) gedrückt halten
-neu framen und dabei Lock-Taste gedrückt halten!
-Auslöser ganz durchdrücken
Vorteile:
-man braucht nicht mehr zwischen AF-C und AF-S umschalten
-man kann ohne den AF-Punkt zu verlegen mit AF-C einen beliebigen Frame wählen, nachdem man scharfgestellt hat
-man kann AE-Lock auf den Auslöser legen und speichert damit wie gewohnt die Belichtungsmessung (hier gibt es eine Reihe von Möglichkeiten das zu programmieren)
Nachteile:
-funktioniert nicht bei Stativaufnahmen mit Timer oder Fernauslöser, wenn der Fokuspunkt nicht auf dem Objekt liegt
-man muss immer die AF-Lock-Taste gedrückt halten, sonst rauscht einem der Fokus ggfs. davon => auf Dauer etwas krampfig, wenn man sehr lange eine Szene komponiert
Nun zur AF-ON-Methode. Diese Methode findet man im Internet sehr häufig beschrieben. Ich habe diese Methode erst seit wenigen Tagen in der Erprobung. Ich hatte sie schon vor längerer Zeit mal kurz ausprobiert, wurde damit aber nicht warm. Inzwischen scheint es aber so, als wenn ich damit doch ganz gut klarkommen kann.
Erklärung der AF-ON-Methode
1) a4 AF activation auf "AF-ON only" stellen
a4 AF activation |
Hier muss zunächst der AF vom Auslöser entkoppelt werden. Dazu wählt man "AF-ON only" unter a4.
Der Menüeintrag muss dann anschließend auf "OFF" stehen. Nun kann man nicht mehr durch halb durchdrücken des Auslösers fokussieren. Stattdessen muss man die AF-ON-Taste auf der Rückseite der Kamera verwenden.
AF-ON-Taste auf Rückseite der D800 |
3) AF-C aktivieren
Ganz wichtig! Man muss den Autofokus auf AF-C stellen. Das geschieht bei der D800 über den Druckknopf im AF/M-Selektor und gleichzeitges Drehen am Einstellrad.
Anwendung AF-ON-Methode:
-Fokussieren auf Objekt durch drücken der AF-ON-Taste (der Auslöser hat keine AF-Funktion mehr!)
-für kontinuierlichen AF die AF-ON-Taste einfach gedrückt halten und wie gewohnt auslösen
-für statische Motive die AF-ON-Taste wieder loslassen, wenn der AF scharfgestellt hat, ggfs. neu framen und auslösen
Vorteile:
-man kann jederzeit manuell fokussieren, ohne das an Kamera oder Objektiv umstellen zu müssen (bei AF-Objektiven)
-man kann jederzeit kontinuierlich fokussieren, z.B. um bewegte Objekte zu verfolgen
-man kann den AF beenden und das Bild neu komponieren ohne auf AF-S umstellen zu müssen oder einen anderen Fokuspunkt zu wählen
-einmal fokussiert kann man bei statischen Motiven mehrere Aufnahmen machen, ohne neu fokussieren zu müssen
-man kann AE-Lock (Belichtungsspeicher) auf den Auslöser legen, so dass man unabhängig vom Autofokus die Belichtung speichern kann
Nachteile:
-funktioniert nicht mit einem Fernauslöser, man muss die AF-Taste vor der Aufnahme von Hand drücken
-bei überwiegend AF-C-Aufnahmen etwas mühseelig und auf Dauer krampfig, da man immer eine Taste gedrückt halten muss
-zumindest als Anfänger vergisst man oft scharfzustellen, weil man das halb durchdrücken des Auslösers gewöhnt ist
-keine (gute) Bestätigung der korrekten Scharfstellung bei Verwendung als "AF-S", man muss sich darauf verlassen, dass man lange genug die Taste gedrückt hat, bzw. schnell auf den AF-Indikator im Sucher schauen, der allerdings auch gerne mal "springt"
Welche Methode ist die beste?
Bleibt nun noch die Frage, welche Methode verwendet man am besten. Ich würde sagen: kommt darauf an! ;)
Es kommt natürlich erstmal auf die eigenen Vorlieben und Motive an. Wenn man hauptsächlich mit dem Stativ Landschaftsaufnahmen macht, braucht man sicherlich keine der beiden Methoden wirklich. Am ehesten wird man noch mit der AF-ON-Methode glücklich werden, da man nicht ständig neu fokussiert, wenn man den Auslöser betätigt (sehr praktisch bei Nachtaufnahmen, wo fokussieren nicht immer einfach ist und die Automatik nicht immer gleich gut fokussiert).
Fotografiert man hauptsächlich mit AF-C und nur mal zwischendurch mit AF-S, könnte die AF-Lock-Methode das Richtige sein. Für die wenigen Aufnahmen von statischen Motiven, bei denen man den Frame schnell anpassen möchte, hält man einfach die Lock-Taste gedrückt.
Wenn man dagegen hauptsächlich statische Motive fotografiert, aber zwischendurch mal etwas bewegtes verfolgen will, ist AF-ON sicherlich die Mühe wert.
Beide Methoden bieten den Vorteil, dass man nicht auf AF-S oder AF-C festgelegt ist. Stattdessen kann man spontan, ohne Gefummel beides leicht und schnell verwenden.
Viele schwören anscheinend auf die AF-ON-Methode. Ich bin wie gesagt gerade dabei mir diese anzueignen, bzw. diese Art der Bedienung zu üben. Bis jetzt kann ich noch nicht sagen, ob diese Methode für mich(!) die beste ist. Ich denke, die beste Methode gibt es ohnehin nicht und man sollte sich stets überlegen, was man gerade vorhat zu fotografieren. Allerdings kann es auch richtig sein sich auf eine Methode festzulegen, da man sonst schnell durcheinander kommt und dann in einem entscheidenen Moment die falschen Knöpfe drückt, bzw. nicht drückt.
Beide Methoden sind definitiv schneller, sofern man sie beherrscht, wenn man schnell zwischen statischen und bewegten Motiven wechseln muss. Auch die Wahl eines Fokusfeldes bei AF-C für die Komposition eines statischen Motives ist langsamer, als das schnelle Verschwenken mit gleichzeitigem halten, bzw. vorheriger Aktivierung des AF. Ich bin bis jetzt allerdings mit "meiner" Methode noch schneller. Bei der AF-ON-Methode muss man zunächst sicher sein, dass der Fokus auch sitzt. Es gibt keine schnelle Rückmeldung! Man kann nur den AF-Indikator im Sucher beobachten. Erst dann kann man verschwenken und auslösen. Geht man dabei nicht schnell genug von der AF-ON-Taste und hält diese noch während des Verschwenkens gedrückt, fokussiert man am Ziel vorbei. Bei der Lock-Methode ist die größte Gefahr, dass man von der Taste abrutscht, bzw. diese beim Auslösen ungewollt loslässt und damit den Autofokus wieder startet.
Beide Methoden erfordern also eine gewisse Übung und Routine und man muss, wie in der Fahrschule das Spiel mit der Kupplung, trainieren bis das reibungslos und schnell klappt.
Ich für meinen Teil werde jetzt noch weiter die AF-ON-Methode üben und verwenden und mich dann entscheiden. Die praktische Erfahrung wird dann zeigen, was ich wann am besten verwende.
Danke und Grüße,
Gordon
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