Prolog:
Nun hat es mich also auch erwischt! Nach dem ich in letzter Zeit so viel Gutes über die spiegellosen Systemkameras von Sony, Fuji, Olympus und Panasonic gelesen hatte, wollte ich es nun unbedingt wissen. Ich habe mir also kurz entschlossen, nach nur 4 Monaten lesen von ca. 100 Berichten und Reviews, eine Olympus E-PL3 nebst Linsenbeigabe in Form von zwei Plastikzooms (14-42 und 40-150) zugelegt. Preislich war das eine Lachnummer gegenüber den Sachen die ich sonst für meine Kleinbildausrüstung ausgebe, also sollte es auch nicht weh tun, wenn das doch alles nichts für mich ist.
Ich habe mich erstmal bewusst gegen eines der Spitzenmodelle, z.B. Olympus OM-D EM-5 entschieden, weil ich die Spiegellosen für mich als Zweitsystem anschaffen wollte. Und zwar eines was aufgrund der erwarteten Leistung in Sachen AF und ISO nur als Schönwetter- und "Kunstfotografie"-Gerät verwendet wird. Und natürlich auch als das, was wohl viele im Sinn haben, wenn sie sich solch einen Winzling anschaffen, als "Immer dabei"-Kamera mit mehr Möglichkeiten und besserer Qualität als eine normale Kompaktkamera.
Kapitel 1: Entscheidungsfindung
Nach dem ich schon viele Monate in den für mich noch trüben Gewässern der Spiegellos-Systeme geangelt hatte, kristallisierten sich zwei Sachen heraus. Erstens sollte die Kamera und die Objektive wirklich extrem klein sein. Es sollte alles nicht nur ein wenig kleiner und leichter als mein Kleinbildgeraffel sein, sondern wirklich extrem viel kleiner und leichter. Zweitens sollte das alles nicht soooo viel Geld kosten, da ich mir sicher war und noch bin, dass es nur als Zweitsystem für bestimmte Dinge zum Einsatz kommen wird. Also was nun? Sony, Fuji, Panasonic, Olympus, Nikon...Pentax?! Für mich war relativ schnell klar, dass M43 für mich das aktuell beste , weil universellste und am weitesten entwickelte System ist. Die meisten Objektive und die Möglichkeit Linsen aus anderen System zu adaptieren. Sony und Fuji und auch Pentax und Nikon waren schnell aus dem Rennen für mich. Nach weiteren Überlegungen blieb Panasonic und Olympus übrig. Vom Prinzip her sind die Knipsen relativ identisch. Da man meistens nur JPEG-Bildchen in Reviews zu sehen bekommt, und diese bei der Olympus besser aussahen für meinen Geschmack...und weil Olympus gerade den großen Wurf mit der OM-D E-M5 gelandet zu haben schien, wurde es also die Olympus E-PL3.
Die E-PL3 ist die Mittelklasse und entsprechend preiswert, obwohl sie teilweise sogar mehr bietet als die "größeren" Modell, z.B. die E-P3.
Kapitel 2: Der Kauf
Ich liebe Amazon! Abends auf den Knopf gedrückt, am nächsten Tag da...zumindest meistens und wenn man etwas Geld für den Versand springen lässt.
Gesagt, getan, nach ca. 24 Stunden schellte es an der Tür und der Postbote hielt mir ein Päckchen entgegen. Mein erster Gedanke: "Verdammt! Die haben mir nur die Kamera und nicht die beiden Objektive geschickt!". Ich hatte wie gesagt das Kit mit 14-42 und 40-150 bestellt (was anderes gab es anscheinend ohnehin nicht).
Kapitel 3: "Unboxing"
Also hastig die Schere genommen und ausgepackt. Zu meiner Überraschung fanden sich in dem kleinen Karton doch die zwei Objektive. Mein zweiter Gedanke
dieses Tages bezüglich spiegellos: "Neiiiin, wie nieeeeeeedlich!". Ich hatte zwar vorher schon gewusst, welche Abmessungen und Gewichte das Ganze hat und habe neben den reinen Zahlen und Fotos sogar Videos gesehen, aber in der Realität war ich dann doch ... ja, geschockt! Selbst der Batteriegriff meiner D700 ist größer und schwerer als die Knipse + Kitscherbe. Tatsächlich entspricht die Breite und Höhe meines Smartphones neuester Machart nahezu den Verhältnissen der Kamera; welche natürlich dicker ist.
Jetzt fällt mir gerade auf, dass ich den Batteriegriff hätte als Vergleichsgegenstand nehmen sollen...hm. Gut, aber die Größe einer Zigarettenschachtel kennen wohl weit mehr Leute, als die Größe eines Nikon D700-Batteriegriffes, der übrigens wirklich größer ist als die ganze Kamera (vom Volumen und Gewicht) und zwar deutlich.
Ansonsten war in dem Kinderschuhkarton das übliche Beiwerk. Das Ladegerät ist übrigens Schwachsinn ohne Ende! Es ist RIESIG im Vergleich zur kleinen Kamera und auch unsinnig riesig für den nicht mal streichholzschachtelgroßen Akku! Was man sich dabei wieder gedacht hat, ist mir schleierhaft. Das hätte man definitiv kleiner ausfallen lassen können. Sehe gerade nach unten und da steht das Ladegerät neben dem meiner D700, und es ist genau so groß. Der Akku der D700 ist aber locker 3 mal größer.
Ebenfalls niedlich der Aufsteckblitz. Die E-PL3 verfügt nicht über einen eingebauten Blitz, daher hat man einen winzigen hochklappbaren Blitz spendiert, der auf den Blitzschuh gesteckt wird, auf den man übrigens auch beliebige Systemblitze stecken kann (manuell) oder halt einen von Olympus (TTL). Die Leistung des Miniblitzes entspricht aber auch nur der eines eingebauten, also so 2-3 Meter bei gewöhnlichen Einstellungen und Bedingungen. Er kann aber als Master verwendet werden (Test steht noch aus, da kein Oly-Blitz im Haus und auch nicht geplant).
Die Software scheint okay zu sein, aber ehrlich gesagt habe ich nach wenigen Minuten Herumgespiele dann doch lieber die Bilder in Lightroom geladen. Die Ergebnisse bei RAWs (was anderes verwende ich nicht) sind aber durchaus ebenbürtig zu denen in LR4, wenn man nur mal eben schnell entwickelt.
Kapitel 4: Erste Inbetriebnahme
Der Akku war gnädigerweise schon ein wenig geladen, also konnte es gleich losgehen. Also eine SD-Karte hergeholt, eingesetzt und ... geht nicht! Okay, kennt man ja, also Karte formatieren. Doch was ist das?! Oh Schreck, oh Graus! Die Kamera meldet: "Schreibschutz aktiviert!". Bullshit! Also die nächste Karte genommen, diesmal anderen Marke, andere Größe. Gleiche Meldung! Hmmm? Also wieder die erste Karte genommen, die okay ist und natürlich OHNE Schreibschutz und im Rechner neu formatiert. Mit schwitzigen Fingern wieder eingesetzt, Stoßgebet, AH! Na also, geht doch! Trotzdem komisch. Formatieren heißt für mich formatieren, was spielt es da für eine Rolle welche Struktur die Karte vorher hatte? War FAT32, total unspannend. Würde man das im Urlaub erleben, wo man keinen PC zur Verfügung hat, wären dicke Backen angesagt. Unschön!
Aber nun endlich die erste Auslösung. Irgendwas fokussiert, weiß gar nicht mehr was, bsssssst, Schack-Klack. Oha! Nicht gerade leise das Teil. Natürlich kein Vergleich zum Presslufthammer D700, aber ich hatte schon auf eine etwas dezentere Geräuschkulisse gehofft. Aber gut, ist halt auch Mechanik. Man spürt den Verschluss sogar. Das Bild auf dem relativ guten Display kontrolliert, ISO 1600 mit JPEG-Magic, na ja...Schmierentheater ;)
Als nächsten habe ich mich erstmal durch den sagenumwobenen Menüdschungel "gekämpft". Also ich weiß nicht was die Leute haben, ganz besonders was die "professionellen" Tester für ein Problem haben. Ich finde das Menü weder umfangreicher, noch unlogischer oder komplizierter, als das der D700 und wahrscheinlich der meisten anderen Kameras. Vielleicht liegt es aber auch an mir ;) Ich hatte zumindest keine Probleme und bis auf wenige Hänger war mir alles relativ schnell klar und nach 10 Minuten war ich durch mit meinen Einstellungen.
Kapitel 5: Erste Testaufnahmen
Ach ist das schöööön ;) Die ersten Aufnahmen mit einer neuen Kamera oder einem neuen Objektiv sind einfach immer die spannendsten. Hier eines der aller ersten:
Das hier ist mit dem Kit-Zoom 40-150 entstanden. Was mir nach den ersten Bildern gleich aufgefallen ist, der AF ist verdammt gut! Ich hatte mir ehrlich gesagt GAR NICHTS davon versprochen und war der Meinung, es wäre zwar einen Tick besser als beim Handy, aber bei längeren Brennweiten sicherlich nicht zu gebrauchen oder bei auch nur leicht bewegten Motiven. Um so überraschter war ich dann. Zwar sieht der AF von der reinen Geschwindigkeit keinerlei Sonne gegen meine Nikon D700, aber wenn er das trifft was man will, ist es doch sehr schnell und vor allem 100% auf den Punkt! Da hat man bei den Spiegelreflex schon öfter mal nur 95%. Man kann zwar punktgenauer auch bei quasi keinem Licht ohne Hilfslicht noch das Ziel treffen und auch sehr schnell bewegte Ziele locker verfolgen, aber eine gewissen Varianz ist da schon zu beobachten, je nach Objektiv mal mehr, mal weniger. Wenn ich hier ein Ziel habe, was groß und kontrastreich genug ist, dann passt das wirklich immer und absolut. Bin ehrlich gesagt sehr angenehm überrascht, zumal es sich hier nur um das Mittelklassemodell handelt.
Aber neben AF spielen natürlich noch anderen Faktoren eine Rolle, z.B. Dynamikumfang, Farbtreue, Auflösung (Detailgrad), Moiré, Rauschen und nicht zu vergessen Bedienung, Zuverlässigkeit, usw.. Also erstmal ein paar alltägliche Sachen versucht zu knipsen.
Wie immer, wenn es spannend zu werden verspricht, ist hier erstmal Pause ;) Wer noch weiterlesen mag, der kann das hier im 2 Teil tun. Bei allen anderen bedanke ich mich für's Lesen.
ZWEITER TEIL: Die (neue) spiegellose Welt- Teil 2