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Samstag, 30. September 2023

Sigma 85mm F1,4 DG HSM | Art

Das Objektiv habe ich schon eine Weile, aber irgendwie habe ich kaum Fotos damit gemacht. Ich bin heute für ein paar Testaufnahmen auf einen Friedhof gefahren. Das Wetter und Licht war nicht so toll und mir fiel kein anderer Ort ein.

Das Sigma ist ein echter Brocken von einem Objektiv. Das hat es wohl mit den meisten Vertretern seiner Gattung gemeinsam. Blende 1.4 und Kleinbild bedeuten viele große Linsen und somit viel Volumen und Gewicht.

Sigma 85mm F1.4 DG HSM | Art

Das Filtermaß beträgt 86mm und das Gewicht liegt bei über 1,2 Kilo. Also nichts für das Handtäschchen.

Dafür bildet das Teil aber extrem scharf und kontrastreich ab, auch bei Offenblende. Wie alle Sigma-Art-Objektive, dich ich habe, kann man Blende 1.4 problemlos verwenden, egal bei welchen Lichtbedingungen. 

Alle folgenden Aufnahmen sind mit Offenblende gemacht, da ich noch mal ausprobieren wollte, wo bokeh-technisch das Limit ist.


Das Objektiv ist gut verarbeitet, wie alle Art-Objektive, die ich habe. Die Geli ist ein wenig billig, aber das scheint seit einigen Jahren bei allen Herstellern und Objektiven so zu sein. Es gibt nur einen Schalter, der leidlich gut zu bedienen ist und mit dem man den Autofokus ein- und ausschalten kann.





Der riesige Fokusring stört mich allerdings ein wenig. Man hat kaum eine Chance das Objektiv zu halten, ohne dass man dabei den Fokusring in der Hand hat. Somit besteht die Gefahr, dass man unbeabsichtigt den Fokus verstellt. Bei Blende 1.4 und entsprechendem Motivabstand reicht schon eine minimale Verstellung, z.B. beim Auslösen und der Fokus liegt daneben.





Neben dem riesigen Fokusring liegt mir das Teil auch nicht besonders gut in der Hand. Der Durchmesser ist mir einfach zu groß. Nicht tragisch, aber es gibt andere Objektive, die ich lieber in der Hand halte.





Dazu kommt noch, dass ich das Objektiv an einer Nikon Z6 verwende und noch ein F-Z-Adapter dazwischen muss. Das vergrößert die Länge noch um ein paar Zentimeter. Somit hat das fast schon die Dimension eines 70-200/2.8.





Ein sehr merkwürdiges Problem hat das Objektiv übrigens bezüglich des AFs an der Z6. Der ist bei f1.4 ausreichend schnell (treffsicher ohnehin zu 100%, wie alles an der Z6, da spiegellos). Je weiter man die Blende aber schließt, desto langsamer wird der AF. Und damit meine ich nicht, dass zu wenig Licht vorhanden ist. Auch bei prallem Sonnenschein ist der Effekt unvermindert zu beobachten. Das habe ich bei keinem anderen Objektiv, egal ob Sigma Art mit Adapter oder nativem Z-Objektiv. Sehr merkwürdig. Auch Firmware-Updates haben keine Änderung gebracht.





Aber genug genörgelt. Was das Objektiv zu einem Must-have macht, ist die brachiale Schärfe, bei geringsten CAs und anderen Farbfehlern und einem Butter-Bokeh, dass man das Sabbern anfängt :-)





Beim Bokeh kommt kein anderes Objektiv aus meinem Schrank an das 85er heran. Wobei auch das Sigma 35/1.4 und 50/1.4 ein Traum sind, aber der Bildwinkel macht dann bei vielen Motiven noch mal einen deutlichen Unterschied, weil weniger im Hintergrund herumwuselt.




85mm sind ja eine klassische Portraitbrennweite. Allerdings mache ich eigentlich keine Portraits. Daher liegt das gute Stück wahrscheinlich auch mehr im Schrank, als es verdient hat.





Und natürlich sorgen auch die Größe und das Gewicht dafür, dass ich das Teil nicht wirklich oft mitschleppe.





Eigentlich schade, denn die Abbildungsleistung ist in meinen Augen so gut, dass man es immer dabei haben müsste.





Wenn man die Blende von 1.4 oder 2.0 nicht braucht, ist ein 70-200 die praktischere Wahl. Größe und Gewicht sind vergleichbar. Beide sind (zu) groß und schwer, als das man damit gerne den ganzen Tag herumläuft.






Fazit: 

Ein faszinierend gutes Objektiv, was aber nicht sonderlich praktisch ist, wenn man nicht 85mm und f1.4 die meiste Zeit braucht. Spaß macht es auf jeden Fall und das ist mir am wichtigsten.

Ich kann das Objektiv mit den genannten Einschränkungen empfehlen.

Sonntag, 24. September 2023

Sigma 105mm F2,8 EX Makro DG OS HSM an Nikon Z6

Nach einer sehr langen Pause will ich diesen Blog mal wieder aufleben lassen. Irgendwie weiß ich schon nicht mehr, warum ich 2019 einfach aufgehört habe. Aber heute Abend ist mir danach mal wieder einen Post zu tatzeln.

2019 habe ich mir das 105er Makro von Sigma für meine Nikon Z6 besorgt. Eigentlich bin ich nicht so 
das Makro-Freak, aber ich versuche es tapfer alle paar Jahre wieder.


Okay, nicht wirklich ein Makro. Aber wenn ich eine neues Spielzeug habe, kann ich es einfach nicht abwarten das erste Bild damit zu machen. Die Schärfe, wie wohl bei allen guten Makros, absolut brachial. Da sind die 24 Megapixel der Z6 sicherlich zu wenig, um das wirklich auf die Straße zu bringen.

Der AF, auch typisch Makro, eher behäbig, um nicht zu sagen lahm. Der Stabi ist jetzt auch nicht wirklich super-toll. Ich denke so 2-3 Blendenstufen, mehr kann man da nicht erwarten. Aber für ein Makro jetzt kein Showstopper. Erstens fokussiert man meistens manuell und zweitens nutzt man oft einen Blitz oder Stativ, so dass der Stabi keine sooo große Rolle spielt.



Nach dem ersten Schuss erstmal raus in den Garten! Zum Glück gutes Wetter und gutes Licht.
Ach ja, es sind alles Crops, also Ausschnitte. Ein 1:1-Makro ist für viele Insekten nicht wirklich optimal. Somit muss man einen Beschnitt einkalkulieren, wenn es halbwegs spannende Bilder werden sollen. Zumindest bin ich nicht in der Lage mich bei den agilen Viechern bis auf 2-3 cmm zu nähern, ohne das diese die "Fliege" machen.



Was mich an Makros fasziniert; die Dinge die man mit bloßem Auge nicht sehen kann. Hier z.B. die Pollen auf dem Kopf der Biene. Ich denke, dass ist der Sinn einer Makroaufnahme. Ich bin immer wieder überrascht, was man zu sehen bekommt.




Die Herausforderung: Insekten im Flug! Bienen sind dabei noch harmlos. Wirklich ab geht es bei Libellen (im Flug). Aber auch sowas hier ist jetzt nicht ganz so trivial. 

Das Sigma liegt übrigens toll in der Hand. Es hat für mich die ideale Größe, Form und Gewicht. Ein 70-200/2.8 kann schnell ermüdend werden und ein Plastik-50er ist zu klein und zu leicht.




Ich habe leider keine Ahnung, wie dieses Tierchen heißt. Aber wir hatten hundert von denen auf den Büschen im Garten herumkrabbeln. Haben irgendwie was alien-artiges. 

Ich habe diese und andere Aufnahmen alle aus der Hand und ohne Blitz gemacht. Und wenn ich mich richtig erinnere, die meisten auch ohne den AF zu benutzen. Die Technik würde ich als "Kopf-Zoom" bezeichnen. Man fokussiert grob vor oder geht gleich auf 1:1 und bewegt dann den Kopf vor und zurück, bis man die Schärfeebene korrekt hat. Man muss dabei mit einem relativ großen Ausschuss rechnen. Also darf es auch ruhig mal Dauerfeuer sein, wenn man sichergehen will, dass der super schmale Schärfebereich einmal richtig sitzt.





Wind ist der schlimmste Feind bei der Makrofotografie im Freien! Nicht nur, dass man die Belichtungszeit entsprechend setzen muss (oder einen Blitz verwendet), auch die Positionsänderung eines Blattes um nur 1 mm macht die Aufnahme zunichte. Ein "Trick": man hält das Blatt oder den Ast oder was auch immer, fest. Da man dann aber nur noch mit einer Hand die Kamera hält, ist das auch wieder eine gewisse Herausforderung. Am besten man wartet einen windstillen Tag ab.




Die größte Herausforderung bei Makros im 1:1 Bereich, zumindest für mich, ist die Schärfentiefe. Man kann halt nicht immer Blende f=32 reindrehen. Und selbst wenn, bringt das auch nur wenige Bruchteile von Millimetern, wenn überhaupt. Dafür geht die Schärfe flöten. Manchmal ist es aus meiner Sicht besser, wenn man nicht auf die minimale Distanz, also 1:1, geht, sondern das mit einem beherzten Ausschnitt am Rechner löst. Damit gewinnt man ein paar Millimeter an Schärfentiefe. Aber auch dann ist es immer wichtig, dass man auf die Augen oder das wichtige Motivdetail fokussiert. 

Anmerkung: Focus Stacking (https://en.wikipedia.org/wiki/Focus_stacking) kann man bei Insekten nur verwenden, wenn das Tierchen lange still hält, kein Wind weht und man ein Stativ verwenden kann.





Ich bin wie gesagt kein Makro-Experte. Somit fällt es mir auch schwer das Sigma 105er angemessen zu bewerten. Als Vergleich hatte ich in meiner Laufbahn 3...4 Makros. Angefangen beim "Joghurtbecher", einem Pentax-Plastik-Makro mit grandioser Abbildungsleistung (ansonsten wie der Name sagt ;) ), bis hin zu einem Nikon-F Makro (105mm, f2.8). Irgendwie waren alle gut...für mich. Ich denk, scharf sind sie alle. Der Rest ist eher die Übung und Geschicklichkeit beim Umgang mit einem Makro.



Der größte Spaß ist es auf kleinstem Raum zu schauen, was da so alles fliegt, kriecht, krabbelt oder einfach so abhängt. So geht es mir zumindest. Natürlich hat es auch seinen Reiz Alltagsgegenstände zu knipsen, wobei man dann Details sieht, die man sonst nicht sieht.




Fliegen mögen wohl die wenigsten. Aber auch diese Insekten sind spannend und man wundert sich, was man mit einem Makro zu sehen bekommt.



"Trinkflasche"? Ich habe beobachtet, wie diese Fliege den Tropfen langsam eingesogen hat. 



Fazit:

Für mich ist das Sigma ein gutes Objektiv. Wenn man mal gelegentlich Makros machen will, egal ob Blümchen, Insekten oder was auch immer, taugt das Teil sicherlich hervorragend. Der AF ist wie gesagt lahm. Aber ich hatte noch nie ein Makro (105mm), bei dem das anders war. Man muss auch bedenken, dass die Offenblende (hier f2.8) nur bei Fokussierung auf unendlich vorliegt! Konstruktionsbedingt ist die Offenblende abhängig von der Fokusdistanz und fängt bei ca. f4.0 an (Nahgrenze). 

Ein Makro ist halt ein Makro. Man kann damit natürlich auch einfach Sachen in "normaler" Distanz fotografieren, aber man gewinnt dabei nichts, z.B. gegenüber einem 70-200/2.8. Man sollte also schon Lust haben durch den Dreck zu kriechen und nach spannenden Sachen zu suchen, die man sonst nicht sehen und fotografieren kann.

Leider benutze ich das Teil sehr selten. Ein Grund dafür, ich knipse gerne Libellen und andere Insekten, die einen nicht nah herankommen lassen. Da sind 105 mm einfach zu wenig. Zumal wenn die Tiere eher über dem Wasser heimisch sind und man nicht gerne stundenlang im Tümpel stehen mag. Am besten ist ein Makro mit dieser Brennweite, wenn sich das Motiv nicht bewegt oder flüchtet. Ideal natürlich für Produktfotografie oder was man sonst noch an leblosen Dingen knipsen möchte. Wobei dann eventuell ein 60mm-Makro die besser Wahl sein könnte. 

Also, Butter bei die Fische!

-Verarbeitung: okay. Gutes Plastik, wobei leicht empfindlich für Kratzer; Bajonett aus Metall
-Größe, Gewicht: Standard. Mag das Feeling. Liegt mir sehr gut in der Hand mit einer Z6
-Autofokus: schnarch! Sehr langsam bei weiten Strecken und geht gerne mal ins Nichts. Ist normal bei Makros
-Stabilisation: joaaaaaahr...okay. Vollbringt keine Wunder. 2-3 Blendenstufen; geraten
-Schärfe: brennt ein Loch in den Sensor
-Farben, CAs und Co.: mir ist nichts aufgefallen. Also weder positiv, noch negativ
-Preis/Leistung: gibt es das Teil noch?! War "damals" gut. Ein Schnäppchen im Vergleich zum Org.-Nikon!

Also ich kann das Objektiv empfehlen. Voraussetzung ist aber, dass man wirklich Makros machen will. Ansonsten braucht man das Teil nicht wirklich. 

Danke!