Das Olympus 60mm Makro (siehe auch Olympus M.Zuiko Digital ED 60mm 1: 2.8 Macro) verfügt über einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1. Das bedeutet, ein 1 cm großes Objekt wird mit 1 cm auf dem Sensor abgebildet. Ich hatte noch einen Canon-Achromaten (Vorsatzlinse mit Korrektur) in der Schublade. Dieser verändert den Abbildungsmaßstab noch mal unter 1:1. Wieviel genau, kann ich nur schätzen...viel es es nicht, aber man sieht schon einen Unterschied. Vielleicht ist es sogar 1:0,8 oder 1:0,75. Die folgenden Aufnahmen sind meistens mit Achromat, einige aber auch ohne entstanden. Welche ohne waren, kann ich nicht mehr sagen, da man das ja in den EXIFs nicht ablesen kann. Bei der Abbildungsleistung erkenne ich keinen Unterschied zwischen "mit" und "ohne".
Makroaufnahme einer kleinen Starwarsfigur, ca. 4 cm hoch |
Was mir bei Makros in diesem Größenbereich immer wieder sofort auffällt, ist die ansonsten unsichtbare Menge an Schmutz, Staub und Haaren/Fasern, die an allem haftet. Man kann Dinge wie die Tastatur oder die Kamera noch so sorgfälltig reinigen, überall sitzt noch was. Mit bloßem Augen sieht man davon überhaupt nichts.
Eine Kitschfigur, die sich auf meine Fensterbank verirrt hat. Größe ca. 7 cm.
Blümchen-"Makro" |
Makroobjektive werden ja auch immer gerne für Blümchen genommen. Wobei man ein 1:1 Makro da eigentlich nicht braucht, außer man will Detailausschnitte der Pflanze zeigen. Für dieses Bild bin ich sicherlich weit unter 1:1 geblieben. Trotzdem ist schon alles in Unschärfe gehüllt, was nicht exakt im Fokus liegt. Fluch und Segen der Makrofotografie, je nach dem was man erzielen möchte.
Gummibaumblattspitze |
Wenn man auf 1:1 herangeht, also den minimalen Abstand zwischen Frontlinse und Objekt, ist auch mit dem relativ kleinen Sensor einer M43-Kamera nur noch eine hauchdünne Ebene wirklich scharf. Kompensiert wird das durch schließen der Blende. Nur kann man diese auch nicht unbegrenzt schließen. Ab ca. f=11 geht die Abbildungsleistung sichtbar zurück. Außerdem braucht man dann meistens ein Stativ oder einen Blitz, da die Belichtungszeiten extrem lang werden.
Schrauben-Biotop |
Wirklich spannend, wie ich finde, was man an ganz normalen und unauffälligen Dingen so entdeckt. Hier eine ca. 1 cm große Schraube an einer Spielplatzrutsche. Sieht fast wie ein Felsen in einem Urwald auf einer tropischen Insel aus :)
Selbst so banale Dinge wie ein Bindfaden an einem kleinen Schiffsmodell haben mehr Details zu bieten, als man von weitem erkennen kann.
Was hier recht gruselig aussieht, ist ein harmloses Stofftier. Das nächste Bild ist dagegen nichts für Leute mit Spinnenphobie! Wobei es eigentlich auch recht harmlos ist...
Kennt jeder, nur sicherlich nicht aus dieser Entfernung. Der "Rücken" einer Gartenkreuzspinne (so nenne ich sie als Nicht-Fachmann jetzt mal). Man kann gut die kleinen Härchen erkennen, die überall am Körper sitzen. Auch die komplexe Zeichnung ist gut zu erkennen.
Aufgenommen habe übrigens alle Bilder aus der Hand und teilweise mit entfesseltem Blitz, den ich einfach in der linken Hand gehalten habe. Also alles andere als professionell gemacht.
Vogelbeere, ca. 7 mm Durchmesser |
Ein großes Problem bei Makros ist der Abstand. Dieser muss gering sein, okay. Aber das bedeutet auch, dass schon kleinste Änderungen, z.B. durch Wind oder durch den eigenen Körper, sofort zu gewaltigen Verschiebungen der Schärfeebene führen. Bei diesem Bild hätte ich mir die Schärfeebene noch einen Tick weiter vorne gewünscht, aber das war das beste Bild von 5! Der Wind drückt den Ast leicht weg und selber schaukelt man wie eine alte Fregatte! Man muss immer bedenken, hier geht es um Millimeter oder besser gesagt um EINEN Millimeter oder weniger!
Nervig und hässlich? Nervig sicherlich, aber so hässlich sind diese Viecher eigentlich gar nicht, finde ich. Zumindest sind sie interessant wenn man mal genauer hinschaut...hinschauen kann.
Auch andere Dinge haben durch das Makroobjektiv aufgenommen durchaus eine ästhetische Seite. Sicherlich ist Stacheldraht an sich nichts schönes, aber durch die Fotografenbrille betrachtet, kann er da vielleicht zu werden.
======= SPINNENALARM ========
An diesem und dem folgenden Bild möchte ich kurz den Einsatz eines Blitzes beleuchten ;)
Gerade wenn man die Blende weit schließen muss, um ausreichend Schärfentiefe zu erlangen oder eine Verschlusszeit einzuhalten, die kurz genug ist, kommt man oft um einen Blitz nicht herum. Dabei sollte man aber nicht den eingebauten Blitz der Kamera direkt verwenden (außer um damit einen externen Blitz zu steuern). Das direkte Blitzlicht macht die Bilder hässlich. Besser ist es, wenn man einen externen Blitz verwenden, da man dann positionieren kann, z.B. schräg von oben. Damit kann man das Motiv so ausleuchten wie man möchte. Das Thema ist komplex und füllt Bände. Aber mit einem Blitz in der Hand und der Kamera in der anderen, ist man schon mal sehr viel besser unterwegs, als mit den kleinen eingebauten Blitzen, die das Motiv mit Sicherheit "kaputtblitzen".
Ein wichtiger Faktor bei der Blitzerei ist die Balance zwischen natürlichem Licht und Blitzlicht. Im Bild oben kommt fast das gesamte Licht aus dem Blitzgerät. In der folgenden Aufnahme habe ich die Belichtungszeit verdoppelt, was einen ziemlichen Unterschied macht:
Auf einmal wirkt die Beleuchtung viel harmonischer. Der im Bild oben dunkle Hintergrund wird nun heller aufgezeichnet und man könnte glatt denken, dass hier die Sonne als einzige Lichtquelle gedient hat. Es gibt noch viele weitere Faktoren, die man bedenken muss, wenn man einen Blitz einsetzt. Egal, ob es sich um Makros oder andere Abbildungsmaßstäbe handelt, die Belichtung und Ausleuchtung ist das A und O.
Nicht immer bekommt man ohne größeren Aufwand alle Motivteile scharf abgebildet. Dann muss man sich entscheiden. Wie immer bei Lebenwesen gilt hier: Die Augen sollten scharf sein! Oder noch exakter: mindestens das "prominente "Auge (meist das vordere bei leicht gedrehtem Kopf).
Hätte man hier nur auf den Körper scharfgestellt, wäre das Bild ein Kandidat für Ablage P.
Wenn man unbedingt alles scharf haben will, das technisch aber gerade nicht machbar ist, kann man noch die eigene Position so verändern, dass die Schärfeebene günstiger verläuft. Bei Aufnahmen von Lebenwesen nicht immer ganz trivial, da diese dazu neigen sich zu verstecken oder zu flüchten, bevor man alles eingerichtet hat.
Statische Motive sind da schon etwas leichter. Leider spielt einem der Wind bei der Makrofotografie oft einen Streich. Nichts nervt mehr als Wind, der das Motiv immer schön aus dem Fokus weht. Einzige Chance: das Objekt festhalten oder auf gut Glück feuern.
Pusteblume |
Was ist das?!
Ist ja keine Quizshow hier, also löse ich mal auf ;) Das ist eine Pistazie, bzw. ein Teil davon.
Das hier dürfte einfacher sein...genau, ein Nadelöhr. Der dunkle, fast schwarze Hintergrund kommt übrigens nur durch die Blitztechnik zustande. Der Hintergrund war nicht schwarz, aber da die gesamte Belichtung nur durch den entfesselten Blitz geliefert wurde, verschwindet der Hintergrund fast komplett.
"Spidiiiiiiiii!" |
Lego war zu meiner Zeit auch irgendwie...kindlicher!
Na ja, damit schließe ich hier erstmal. Makrofotografie ist schon eine spannende Sache, da man Dinge mal ganz anders sieht, bzw. Dinge überhaupt erstmal zu Gesicht bekommt, die ansonsten nicht sichtbar sind. Es ist aber auch eine schwere Disziplin, wenn man es perfekt machen will. Es gibt viele Faktoren und Techniken die dabei zum Einsatz kommen können oder müssen.
Eine Technik, die ich noch nie (erfolgreich) eingesetzt habe, ist Focusstacking (https://de.wikipedia.org/wiki/Focus_stacking). Werde ich wohl mal nachholen müssen/wollen.
Danke und Grüße,
Gordon