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Mittwoch, 15. Februar 2012

Ganz unten - Fotografie mit dem Handy

Leicht angelehnt an den bekannten Buchtitel von Günter Wallraff, befasse ich mich heute mal mit meinem neuesten Spielzeug, einem Smartphone. Diese kleinen Wunderwerke leisten mehr als vor vielleicht 10 Jahren noch ein ausgewachsener PC. Neben diversen Schnittstellen und Sensoren, wie WLAN, Bluetooth, Infrarot, Lagesensor, Kompass, GPS, usw., verfügen alle auch über mindestens eine Kamera. Als Hobbyfotograf konnte ich da natürlich nicht anders, als diese Kamera einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bei der Auswahl meines ersten Smartphones habe ich viele Reviews zu Rate gezogen und dort dann auch u.a. die Leistung der Kamera versucht zu ermitteln. Auch wenn die Kamera für mich eher eine untergeordnete Rolle für die Kaufentscheidung spielte. Aus vielerlei Gründen fiel meine Wahl auf das Xperia Arc S von Sony Ericsson. Nach dem ich die für mich interessanten und wichtigen Features erforscht hatte, war letzte Woche dann auch endlich die Kamera dran. Hier nachfolgend meine ersten Einschätzungen, wobei ich Video komplett ausklammere.

In den vielen Testberichten die ich las, könnte ich schon erkennen, dass es mit der Leistung der Handy-Kameras nicht gerade weit her ist. Zwar wird wie bei allen Knipsen mit hoher Megapixelzahl geworben und auch vermeintliche Super-Sensor-Techniken wie Exmor werden in die Waagschale geworfen und sollen den Käufern animieren. Aber was man auf den Testbildern sehen konnte, war eher ernüchternd. So schon leicht vorbelastet, habe ich dennoch versucht über meinen Schatten zu springen und die Kamerafunktion ganz vorurteilsfrei zu bewerten. Was daraus geworden ist, könnt ihr nun lesen.

Nach den ersten flüchtigen Testbilder mit der Kamera fühlte ich mich wirklich "ganz unten" ;) Wenn man normalerweise mit einer Spiegelreflexkamera mit entsprechend aufwendigen und teuren Objektiven Fotografiert, ist man schon reichlich verwöhnt. Meine letzte Kompaktkamera hatte ich vielleicht vor 5 Jahren in den Hand. Was man auf dem Handydisplay sehen konnte, sah erstmal noch halbwegs brauchbar aus. Herangezoomt wurde es dann schon düsterer und auf dem PC-Monitor betrachtet war eigentlich klar, die taugen nichts!

Während die Bedienung noch halbwegs zu überzeugen weiß, ist die Bildqualität eigentlich nicht mal auf dem Niveau einer wirklich billigen Kompaktkamera. Gut, verwundert ja auch nicht weiter, wenn man die technischen Parameter einmal anschaut. Ein winziges Objektiv, das wahrscheinlich nur aus 1 Linse besteht (können auch mehr sein) und ein Winzling von Sensor mit einer wahnsinnigen Auflösung. Entsprechend fällt bei den Bildern sofort eines auf, selbst bei strahlendem Sonnenschein ist das Bild übersät mit Artefakten, also Bildstörungen die durch Sensorrauschen und die Entrauschung durch die Kamerasoftware entstehen. Blauer Himmel hat Struktur in Form von Löchern und bunten Pixeln. Außerdem werden feine Strukturen nahezu immer komplett glatt gebügelt, auch ein Seiteneffekt des Rauschens und der damit notwendigen kamerainternen Nachbearbeitung. Von den z.B. 8 Megapixeln der Kamera im Arc S dürften effektiv nur sehr wenige übrig bleiben, wenn man die Details betrachtet. Soweit hatte ich das auch bei Testberichten aller anderen Smartphones gesehen, die ich mir angeschaut habe, darunter auch das iPhone 4GS. Die Unterschiede waren eher gering, wirklich überzeugende Bildergebnisse liefert in meinen Augen keines der Geräte...wenn man solche Ansprüche hat wie ich wohlgemerkt.

Eigentlich hätte ich also nach den ersten Testbildern schon aufgeben, und das Thema Handykamera zu den Akten legen können. Aber so leicht wollte ich es dann doch nicht auf sich beruhen lassen. Mich reizte einfach das Unperfekte und ich wollte wissen, was man aus diesem Teil herauskitzeln kann. Also das Teil geschnappt und an einem sonnigen Tag damit durch die Gegend gelaufen. Die Luft war kalt, der Himmel entsprechend klar, also beste Voraussetzungen.


Wie man sieht, war das Licht mehr als ausreichend. Wie alle Bilder in diesem Beitrag, ist auch dieses hier stark nachbearbeitet (mit Lightroom 3). Mich interessiert weniger was aus der Knipse kommt, als vielmehr das, was man daraus machen kann. Auch meine Fotos mit einer Spiegelreflexkamera sind grundsätzlich das Ergebnis einer mehr oder weniger starken Nachbearbeitung am Rechner.


Das Handy gerade zu halten viel mir übrigens reichlich schwer. Ist natürlich mein Problem und eine Sache der Übung. Was man auf diesem Bild vielleicht erahnen kann, ist die geringe Detailauflösung (Büsche, Bäume, Geäst). Sieht teilweise aus wie Wattebäusche, ein Effekt den ich auch von meinen ersten Kompaktkameras kenne. Hier noch nicht ganz so stark ausgeprägt, steigt dieser Effekt bei weniger Licht und damit steigender ISO-Zahl dramatisch an.


Ich Sachen Dynamikumfang darf man auch keine Wunder erwarten. Sehr schnell brennen einem helle Stellen im Bild aus und sind dann JPEG-typisch auch nicht mehr nachträglich zu retten. Ich musste oft unterbelichten, was aufgrund der Bedienung keine Freude ist. Apropo Bedienung! Die ist natürlich auch eher gewöhnungsbedürftig. Was man bei einer ausgewachsenen Kamera mit dedizierten Knöpfen, Rädern und Schaltern mal eben ändern kann, muss man hier teilweise recht umständlich einstellen. Die Belichtungskorrektur ist bei diesem Smartphone und der darin enthaltenen Standard-Kamera-Applikation nur über den Umweg ins Menü zu aktivieren und schlimmer noch, nach einem Foto ist sie wieder zurückgestellt! So kann man nicht für viele Fotos vom gleichen Motiv einmal einen Wert einstellen, sondern muss dies bei jedem Bild wieder tun! Sehr nervig und zeigt klar das die Entwickler die Belichtungskorrektur eher als Gimmick ansehen. 


Bei Motiven mit wenig (wichtigen) Details gelingen übrigens recht brauchbare Bilder. Zwar würde man auch hier bei den Rissen in der Scheibe sehen können, dass die Details zu gering sind, aber das schadet dem Gesamteindruck bei kleinen Ausgabeformaten nicht sonderlich. Das gilt natürlich für alle Fotos, wenn das Ausgabeformat klein genug ist, wie z.B. auf dem Handy selber, wo die meisten Bilder noch sehr gut aussehen.


Die Schärfentiefe ist bis auf Makroaufnahmen, also wenige Zentimeter Entfernung zum Motiv, nahezu unendlich ausgedehnt. Keine Überraschung. Die Blende ist fest auf 2.4, so dass man immer mit "Offenblende" fotografiert, aber bei dem kleinen Objektiv und Sensor bedeutet das halt keinerlei kreative Möglichkeiten wie Freistellung.

Nach dem ich etliche Bilder draußen gemacht hatte, wollte ich noch einmal die Möglichkeiten in Innenräumen ohne "Blitz" ausprobieren. Am Rande: der Blitz ist nur eine kleine LED und hat max. 1.5m Reichweite, also nichts, was ich als Blitz bezeichnen würde. Reicht für Käsegesichter im Club aus nächster Nähe mit rabenschwarzem Hintergrund ;)


Die Kamera verfügt, wie oben geschrieben, nicht über eine echte Blende. Die einzigen beiden Parameter die daher wirklich (automatisch) verstellt werden können, sind Belichtungszeit und ISO (Verstärkung). Da auch den Entwicklern der Kamera klar gewesen sein dürfte, dass die ISOs nicht gerade problemlos erhöht werden können, wird gnadenlos an der Zeitschraube gedreht. Schon bei durch Tageslicht hell erleuchteten Innenräumen steigt die Belichtungszeit teilweise über 1/50 Sekunde! Viel zu lang für bewegte Motive wie langsam laufende Menschen. Entsprechend hat man es sehr viel mit Bewegungsunschärfe zu tun.


Bei statischen Motiven hat man dagegen eher mit geringer Schärfe zu kämpfen, die sich aus einer Kombination aus Objektivschwächen und JPEG-Verarbeitung ergeben dürften.


Bei solchen Motiven spielt das kaum eine Rolle, sofern man bei der Postproduction ein wenig nachhilft.


Mit ein "wenig" Bearbeitung in Lightroom kann man sogar recht knackige Ergebnisse erzielen, wenn es denn die Rahmenbedingungen erlauben.


Eine nachträgliche Schwarzweißkonvertierung macht die Bilder in meinen Augen etwas gefälliger, da man das Farbrauschen nicht mehr sehen kann.


Bei genügend Licht, wird die Zeit als einziger freier Parameter erhöht. Die minimale ISO-Zahl scheint 80 zu sein, die maximale war bei mir 1000, wobei das ein krummer Wert ist, so dass ich fürchte es könnte bis 1600 gehen. Die minimale Belichtungszeit dürfte eine 1/8000 sein, ein durchaus respektabler Wert. Aber auch notwendig, da wie gesagt keine echte Blende vorhanden.


Um Details wie kleine Schrift aufzunehmen, reicht es bei gutem Licht noch halbwegs. Das spionagemäßige abfotografieren von Geheimdokumenten sollte man aber dann doch mit dem eingebauten LED-Blitz machen :)


Was mich gewundert hat, auch mit einem Handy erregt man Aufmerksamkeit! Ich hatte insgeheim gehofft, mit dem Handy unbeachteter Aufnahmen machen zu können, als mit meiner fetten Kleinbildkamera, bei der schon die meisten Objektive ein Vielfaches der Größe des gesamten Handys erreichen. Leider war dies ein Trugschluss. Die Kommentare aus dem "Off" waren genauso häufig. 


Eigentlich überflüssig über Chromatische Abberationen oder ähnliches zu philosophisieren, aber der Vollständigkeit halber hier ein extremes (?) Beispiel. Das offenliegende Objektiv ist sehr anfällig gegenüber Gegenlicht. Welche sonstigen Objektivprobleme noch vorhanden sind, kann man angesichts der geringen Gesamtqualität der Bilder schwer ausmachen, also spielen sie somit auch keine große Rolle.


Pseudomakroaufnahmen gelingen übrigens recht gut. Wirkliche Makros gehen natürlich nicht, aber trotz des angenehm weitwinkligen Objektivs kommt man nah genug an die meisten Motive heran. Das ist auch notwendig, z.B. für Barcodescanner-Applikationen, die durchaus nützlich sein können.


Fazit: 
Am Ende meiner kurzen Session mit der Smartphone-Kamera blieb ein gemischtes Gefühl. Auf der einen Seite sind die klaren Defizite einer solchen Kamera, mit der man als ambitionierter Hobbyfotograf nicht wirklich leben kann, auf der anderen Seite war der Reiz dieser Einschränkungen groß. Groß deshalb, weil ich einfach sehen wollte, was man mit solchen geringen Mitteln erreichen kann. Ich habe dabei erst an der Spitze gekratzt und kann mir gut vorstellen, dass ich die Grenzen da noch weiter ausloten werde. Ist halt mal eine interessante Abwechslung zu einer Profikamera, bei der ohnehin alles geht und die technischen Grenzen meistens keine Rolle spielen.

Wirklich überrascht hat mich übrigens die elegante Art der Fokussierung die möglich ist. Statt den vorhandenen und schlecht gemachten Auslöser am Handy-Gehäuse zu verwenden, kann man auf dem Touchscreen direkt den Punkt bestimmen, auf den fokussiert werden soll. Bei der Schärfentiefen meistens nicht sonderlich wichtig, ist es doch mal ein Feature, was bei einer modernen Spiegelreflex nicht so elegant gelöst ist, da man dort mit Steuerkreuz und/oder Verschwenken arbeiten muss. Auch die Auslöseverzögerung hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Sicherlich weit entfernt von dem, was man als Actionfotograf benötigt, aber Action ist aus den hier genannten Gründen ohnehin kaum die Domäne einer solchen Handy-Kamera.
Wenn man keine allzu hohen Ansprüche hat, bzw. diese mal für einen Moment herunterschrauben kann, hat man durchaus einen kurzweiligen Spaß mit diesem Gerät. Um Dokumentationsfotos zu machen, die man dann direkt anderen auf's Handy sendet, reicht es wohl ebenfalls...meistens zumindest.
Definitiv kein Ersatz für eine Kompaktkamera, nicht einmal für eine günstige, aber besser so, als gar kein Bild...na ja, manchmal zumindest ;)

Vielen Dank für's Lesen.

Sonntag, 5. Februar 2012

Classic Motorshow


Am Samstag war ich für 3 Stunden auf der Bremen Classic Motorshow. Diese Messe ist weniger Show, als der Name vermuten lässt. Genau genommen suchte man dort sowas wie eine Show im Sinne von Spektakel eher vergeblich. Die meisten Hallen war komplett oder zum größten Teil voll von Verkaufsständen. Dort konnte man alles kaufen, vom kompletten renovierten Oldtimer, bis hin zum Autoaufkleber oder einer Fußmatte. Ich hatte auf mehr Autos gehofft und auch auf eine bessere Präsentation. Bis auf eine Ausstellungsfläche, waren die meistens Autos eher lieblos abgestellt worden. 
Wie eigentlich immer, so war auch diesmal das Licht wieder eine Katastrophe. Von kunstvoller Ausleuchtung keine Spur. Man konnte froh sein, wenn man überhaupt genügend Licht vorfand, um ein brauchbares Foto zu machen. Das wild gemischte Kunstlicht war auch nicht gerade das, was man gerne zum Fotografieren verwendet. So viel zu den negativen Seiten. Positiv war die schiere Größe der Ausstellung. Sämtliche Hallen, inklusive dem Parkhaus wurden genutzt. Hatte man sich erstmal durch die Hallen mit Zubehörteilen gekämpft, konnte man schon eine große Anzahl von Motorrädern, Autos und landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen entdecken. Die meisten Fahrzeuge waren natürlich Oldtimer, wobei sich wohl auch einige "Youngtimer" dazwischen geschmuggelt haben dürften. Und ein ein definitiv modernes Auto habe ich dann auch entdeckt:


Die Oldtimer waren übrigens nicht alle so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Viele wurde anscheinend gar nicht restauriert und sahen aus, als hätte man sie gerade aus der Scheune gezogen.


Warum man die Autos nicht renoviert hat, weiß ich nicht. Ich denke die Kenner werden wissen warum, ich hätte lieber hochpolierte Karossen gesehen.


So wie dieses Exemplar hier.


Wie Eingangs erwähnt, war das Licht mehr oder weniger grausam. Hier das einzige Bild, bei dem mal eine Ausnahme von dieser Regel gemacht wurde. Diese Sonne schien für einen kurzen Moment durch die Glasfront der Halle und lieferte ein warmes Sonnenuntergangslicht.

Insgesamt fand ich die Ausstellung okay. Zum Fotografieren ist sie aber sicherlich nicht das Ziel Nummer Eins, es sei denn man ist wirklich ein Autofreak. Ich denke die unter freiem Himmel stattfindende Oldtimershow in der Bremer Innenstadt, die wohl nun jedes Jahr stattfinden wird, ist weit besser für das Fotografieren geeignet...gutes Wetter vorausgesetzt. Bei dem aktuellen Wetter war es aber eine nette Abwechslung und die einzige Chance mehr als 10 Bilder zu machen, bevor einem die Finger abfallen ;)

Die komplette Galerie mit größeren und schärferen Bildern findet man wie immer auf meiner Homepage. Direkter Einstieg: http://www.gstoever.de/fotos/classicmotorshow/index.html

Samstag, 4. Februar 2012

Mein erstes Studio-Geknipse

Irgendwann musste es ja mal passieren...mein erstes Studiogeknipse. 
Meistens fängt es beim Hobby Fotografie ja mit Urlaubsbilder und den geliebten Familienangehörigen oder Haustieren an, sofern vorhanden, und irgendwann kommen dann wahrscheinlich auch Events wie Konzerte oder Jahrmärkte oder was auch immer man gerade so besucht oder was einen auch immer interessiert. Die unausweichlichen "Aufträge" auf Familienfeiern stehen dann meistens an, wenn man genug mit seiner eigenen Meisterschaft in der Fotografie angegeben hat, so dass sogar Tante Frieda einen unmissverständlich auffordert, die Bilder der nächsten Goldenen zu machen! Da kommt dann oft die erste Panik auf und wenn nicht schon in der Tasche, dann kommt auch spätestens dann das erste Blitzgerät und ergänzt das Portfolio des Hobbyfotografen.
Hat man das dann mehr oder weniger erfolgreich gemeistert, folgen vielleicht ein bis zwei Hochzeiten im Angehörigenkreis und eventuell sogar mal die ersten echten Aufträge. Aber was dann? Hat man schon alles mal gemacht? Gibt es noch was, was man unbedingt noch machen muss, bevor man sich dem nächsten Hobby zuwenden kann?! Natürlich, Studiofotografie!
An dieser Stufe angekommen, zog es nun auch mich ins Studio, um dort meine ersten Erfahrungen zu sammeln. Genauer gesagt, sollte es ein Workshop für Portraitfotografie im Studio sein. Viel tun muss man dafür nicht, außer ein wenig Geld auf den Tisch zu legen. 



Dieses Bild hier ist eigentlich am Thema vorbei, aber dazu später mehr.

Den Workshop hatte ich in einer seriösen Fotoschule gebucht und mir auch gleich Verstärkung in Form eines Leidensgenossen dazu genommen. Die Gruppe der Teilnehmen war überschaubar, 6 hätten es sein sollen, 5 kamen. Nach einer lockeren Vorstellungsrunde wurden wichtige Themen wie Modellverträge und Co. erläutert. Anschließend kam der interessante Teil, in dem die Beleuchtungstechnik erklärt wurde. Dazu gehörten natürlich auch Belichtungsmessung und ein wenig "Blendenkunde". Insgesamt für mich nicht wirklich spannend, aber teilweise doch informativ. Man kann ja viel lesen, aber in der Praxis muss man doch noch das eine oder andere erfahren.

Nach dem das Model eingetroffen war und sich seinen Platz in der riesigen weißen Hohlkehle gesucht hatte, wurde es ernst. Der Kursleiter justierte die ersten Studioblitzlichter und erklärte deren Funktionsweise. Ausgelöst werden die verschiedenen Lichtquelle über Funkauslöser, wie ich sie auch selber schon vorher verwendet habe. Jeweils 2 Teilnehmer durften sich einen Sender auf die Kamera schnallen und den Worten Taten...äh Bilder folgen lassen. Ich muss zugeben, ich war verwundert wie einfach man sehr gut belichtete Bilder bekommt! Da die Kameraautomatik sinnlos ist, sie kann nicht wissen mit welchem Licht die Aufnahme gemacht wird, musste man vorher per Belichtungsmesser die richtige Blende ermitteln (und ISO, Zeit spielt keine Rolle, wenn man die Blitzsynchronzeit nicht überschreitet). Dieser Wert, einmal ermittelt, sollte fast den ganzen Abend seine Gültigkeit behalten. Korrekturen wurden teilweise einfach an den Studioblitzgeräten eingestellt. Ich hätte mir das schwieriger vorgestellt, warum auch immer. Tatsächlich war aber die einmal angesagt Blende 5.6 bei ISO 200 (niedrigsten Einstellung meiner Knipse) fast immer korrekt. Sicherlich auch ein Verdienst des "Beleuchters".


Wie oben bereits erwähnt, ist das erste Foto eigentlich am Thema vorbei, denn es wurde ohne Studioblitzlicht gemacht. War sozusagen ein "Making-Of"-Shot, als ich gerade nicht an der Reihe war. Dieses Bild hier war eines der ersten mit Studioblitz. Warum ich das erwähne? Nun, weil ich gerne was zum sogenannten Einstelllicht sagen möchte. Die eigentliche Aufnahme im Studio, zumindest hier, wird mit reinem Blitzlicht gemacht. Um aber überhaupt was sehen zu können und wichtiger, damit die Kamera was sehen kann und der AF seine Aufgabe erfüllen kann, gibt es ein Einstellllicht. Dieses Licht dient wohl ebenfalls dazu abschätzen zu können, wie die Ausleuchtung beim Zünden des oder der Blitze ausfallen wird. Hat man ausgelöst, brauchen die Geräte natürlich eine kurze Weil, um sich wieder aufzuladen. Das und die Tatsache, dass jeweils zwei Personen einen Senden hatten und damit auslösen konnten, hat es für das Model nicht gerade einfach gemacht im richtigen Moment in die richtige Kamera zu schauen. Sie hat es aber aus meiner Sicht sehr gut gemeistert, so dass jeder die Chance hatte ein gutes Bild auf den Sensor zu bannen.

Das Model. Für mich die spannendste Sache neben der Studiotechnik. Ein Portrait soll ja die Persönlichkeit eines Menschen widerspiegeln. Gut, keiner wird erwarten können, dass es bei so einem Übungs-Rudel-Geknipse gelingen kann ;) Aber trotzdem, wie interagiert man mit dem Model? Wie man auch sonst mit Menschen interagiert, man spricht mit ihnen. Erst wenn man die Kamera mal aus dem Gesicht nimmt und eine einfache Beziehung herstellt, kann man auch sowas ähnliches wie Portraits erstellen. Sicherlich nicht für jeden ganz einfach, aber anders geht es meiner Meinung nach nicht. Hier habe ich dann auch mal wieder gemerkt, dass ich noch lange nicht die Routine habe, die ich haben müsste, um die Kamera total zu vergessen. Viele wertvolle Sekunden gingen beim Gefummel an der Kamera verloren, in der ich mich besser hätte mit dem Motiv beschäftigen sollen, also dem Model. Notiz an mich selber: mach einfach 20 Fotos und kontrolliere dann deren Qualität! Wenn sie nichts geworden sind, egal! Die Kommunikation ist wichtiger als ein paar versaute Fotos. Außerdem waren wie gesagt die Einstellungen trivial, so dass 99% aller Bilder ausreichend gut geworden sind.


Hairlight und Co.: viele Begriffe kannte ich schon vom Lesen, aber wie was wirklich eingesetzt wird, hatte ich natürlich noch nicht erlebt. Wenn man es gezeigt bekommt, erklären sich aber alle Begriffe und Techniken mehr oder weniger von selber. Der Unterschied zum Fotografieren mit natürlichen Lichtquellen ist einfach nur die grenzenlose Verfügbarkeit aller Möglichkeiten. Natürlich kann man auch bei Tageslicht noch mit Reflektoren zusätzliche Lichtquellen generieren (im Studio natürlich auch), aber hier hat man wirklich alle Möglichkeiten. Anzahl, Position, Lichtmenge, Abstrahlwinkel, Farbe, Reflektion, alles kann man sich einrichten wie man es will. Das alles gekonnt einzusetzen ist natürlich die Kunst bei der Sache.


Man könnte ja der Idee verfallen, ein paar ferngezündete Systemblitze würden ausreichen, um die Qualität einer Studiobeleuchtung zu erhalten. Leider falsch! Eine noch so große Menge von Aufsteckblitzen ersetzt sicherlich nicht die diversen Gerätschaften in einem professionellen Studio. Es kommt nämlich nicht nur auf die Anzahl der Lichtquellen an, sondern auch auf deren Qualität und Art der Lichtabgabe. Wie man auf dem Bild sieht, sind diese Lichtquellen teilweise extrem groß, bzw. die Softboxen, Reflektoren, Schirme und Co. erzeugen ein völlig anderen Licht, als es ein einfaches Blitzgerät aus der Fototasche alleine erzeugen könnte. Bei diesem Bild fehlt übrigens eine bessere Ausleuchtung von rechts...zumindest für meinen Geschmack ;) Nein, eigentlich habe ich hier nur nicht verstanden, worauf es ankommt.


Posen. Ja, schwierig für mich, gebe ich gerne zu. Während ich das klassische Portrait, also Aufnahme des Gesichts mit oder ohne Oberkörper ja noch problemlos einordnen kann, fällt es mir bei diesem oder auch beim folgenden Bild schwer die Qualität einzuordnen. Hat natürlich seinen Reiz, aber wirklich identifizieren kann ich mich damit erstmal nicht. Denke, da muss ich noch eine Menge an Infos sammeln was ich da nun eigentlich fotografiert habe, um das entsprechend einsortieren zu können und zu entscheiden, ob es ein gutes Motiv ist oder nicht. Rein vom Geschmack her war es mir "too much", da gefielen mir die natürlicheren Momente besser.


Hat sicherlich eine ästhetische Ausstrahlung, aber ich kann es einfach nicht einordnen. Natürlich geht es bei solchen Posen nicht um die alltägliche Stellung eines Menschen, sondern vielmehr um...ja, um was? Ich weiß es nicht. Ich werde mich mit der Thematik aber beschäftigen ;) Zumindest wirkt es irgendwie "stylish" und das ist ja auch schon mal was. 

Fazit:
Für mich hat sich der Kurs auf jeden Fall gelohnt und es wird sicherlich nicht der letzte sein! Die Technik war für mich keine Herausforderung, auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich nichts gelernt hätte. Die Arbeit mit dem Model war aber auf jeden Fall eine sehr wertvolle Erfahrung. Bis zu diesem Workshop hatte ich nur 2-3 Mal mir unbekannte Leute fotografiert, die sich auch fotografieren lassen wollten. Und nur ein einziges Mal habe ich wirklich Portraits einer unbekannten Person erstellt und musste dabei so weit wie möglich von der Kamera weg und zum Motiv hin. Ich denke, hier ist die Baustelle. Portraits werden nicht dadurch zum Portrait, dass man das Gesicht einer Person fotografiert, sondern dadurch, dass man die Person als Persönlichkeit abbildet. Dazu gehört sicherlich mehr als das richtige Licht. Ich bin gespannt wie viel ich davon beim nächsten Mal umsetzen kann.

Meine Empfehlung an alle, die es mit der Fotografie ernst meinen, macht es! Auch wenn man eigentlich keine Interesse an Portraits oder Studio hat, die Erfahrung sollte man gemacht haben, denn vielleicht entdeckt man so eine neues Thema für sich. Und wenn nicht, dann weiß man wenigstens das man sich damit nicht mehr beschäftigen muss. 

Alle Bilder findet ihr auf meiner Homepage: www.gstoever.de
Danke fürs Lesen.