...und wie immer mit vielen Bildern.
Nun hat es mich also auch erwischt! Eine D800 ist ins Haus geflattert. Grund dafür waren zwei Faktoren. Erstens werde ich wohl bald wieder eine Hochzeit fotografieren, nur diesmal alleine. Die letzten Hochzeiten habe ich entweder außer Konkurrenz oder aber mit einem Partner zusammen bestritten. Die nächste werde ich wohl allein ablichten und damit ist eine Reservekamera Pflicht.
Der zweite Grund ist schlicht Neugier und ...ja...ich gebe es zu, Technikgeilheit ;) Eine Kamera mit einem 36 MP-Sensor mit locker 14 Blendenstufen Dynamikumfang ist schon etwas, was ich unbedingt ausprobieren muss. Ich wollte schon lange sehr hochauflösende Aufnahmen machen, nur war mir digitales Mittelformat zu teuer und analoges zu kompliziert und letztendlich dann auch wieder zu teuer, wenn man die laufenden Kosten bedenkt.
Ich habe lange überlegt, ob ich einen drögen Testbericht verfassen soll, also ein Review, oder ob ich einfach nur Bilder zeige. Ich glaube, ich werde wieder einen Mix machen, also viele Bilder und dazu ein wenig Blabla. Wer sich nicht alles anschauen mag, für den gleich mal ein Super-Kurz-Fazit:
"Genialer Sensor in einem nicht so ganz genialem Gehäuse".
Ich habe wie immer vor dem Kauf alle nur erdenklichen Reviews, Forenbeiträge und auch die Anleitung gelesen und wusste daher schon zu 99% was mich erwartet. Außerdem hatte ich das Teil schon in einem Elektronikmarkt in die Hand genommen und ein wenig geknipst. Große Überraschungen waren also erstmal nicht zu erwarten und kamen dann auch nicht. Leider muss ich an dieser Stelle sagen! Denn sowohl die positiven als auch die negativen Dinge sind eigentlich alle eingetreten. Zuallererst wäre da das leidige AF-Problem. Ja, auch ich habe es! Nicht sehr stark, aber es ist vorhanden. Im Detail stellt sich das so dar, dass nur die mittleren AF-Felder wirklich sitzen. Die Felder links liegen leicht bis deutlich daneben (Backfokus), die rechten neigen leicht zu einem Frontfokus. Für Sonnenschein- und Dunkelzoomknipser sicherlich kein Thema, aber sobald man eine etwas weitwinkligere Festbrennweite verwendet oder ein 1.4er, ist das schon sehr störend und verhindert reproduzierbar korrekt fokussierte Bilder!
Das ist mal ziemlich für die "Tonne" ;) Ich will übrigens nicht abstreiten, dass viele dieses Problem nicht haben oder das es so minimal ist, dass es keine Rolle spielt, aber da ich ein aktuelles Exemplar gekauft habe, dürfte ist es immer noch ein Problem sein und damit nichts, was man einer fehlerhaften Serie der ersten Produktionstage zuordnen kann.
Die nächste Sau, die durch's Dorf getrieben wird, hat auch bei mir eine Heimat gefunden: Speicherkartenprobleme, bzw. Hänger. Die D800 hat 2 Speicherkarten-Slots, eine für CF und eine für SD. Packe ich zwei teure, in anderen Kameras voll funktionsfähige Karten, in die Kamera, neigt diese zu Hängern. Selbst nach dem Einschalten, also ohne das ich zuvor ein Bild gemacht habe, friert die Kamera quasi ein. Auch nach einer einzigen Aufnahme kommt es alle paar hundert Bilder vor, dass die grüne LED nicht mehr erlischt und die Kamera ausgeschaltet werden muss. Einen Bildverlust habe ich noch nicht gehabt und teilweise fängt sich die Kamera auch wieder nach sehr langer Zeit. Die gute Nachricht: mit nur einer CF-Karte taucht dieser Fehler anscheinend nicht mehr auf. Ich werde noch mal verschieden Kombinationen von SD + CF ausprobieren. Vielleicht ist das Speicherkarteninterface einfach nur sehr wählerisch, um nicht zu sagen zickig.
Ansonsten nerven ein paar Umbelegungen von Knöpfen und Schaltern, wenn man auch parallel eine D700 verwenden will. So sind z.B. die beiden Zoom-Buttons für die Vorschau vertauscht worden, der AF-Wahlschalter ist nun wie bei der D7000/7100 ausgelegt, also kein M/AF-S/AF-C mehr, sondern nur noch M/AF und die Wahl von kontinuierlichem oder statischem AF geschieht über einen Button auf dem Schalten und drehen an den Einstellrädern. Eigentlich gar nicht so schlecht, da man so auch gleich die Anzahl der Hilfs-AF-Felder mit einstellen kann...nur halt anders als vorher => man muss sich ständig umstellen, wenn man beide Knipsen um den Hals hängen hat. Nützliche Änderungen wie der Bracketing-Button auf der linken Schulterseite sind zwar nett, aber leider ist dadurch auch der ISO-Button gewandert. Wieder ein Detail, was einem Fehlbedienung bescherrt, wenn man die Generation davor parallel verwenden will.
Das Gehäuse ist gering fühlbar leichter als die D700 und nicht ganz so "kalt" in der Hand. Trotzdem sehr gut verarbeitet und robust, soweit man das überhaupt erfühlen kann. Meine D700 IST robust, dass hat sie bewiesen. Die Schalter, Hebel und Knöpfe wirken langlebig und haben gute taktile Eigenschaften, da gibt es nichts zu meckern. Das Steuerkreuz geht ein wenig leichter, aber ich finde das okay.
Die Geschwindigkeit in der Bedienung ist wie bei der D700 extrem gut. Alles flutscht, nirgendwo wirkt etwas träge. Beim Scrollen in der Vorschau erscheint sie mir sogar noch flotter, trotz der großen Bilder (man sieht in der Vorschau nur die (eingebetten) JPEGs, die ziemlich klein sind). Bei einer langsamen Speicherkarte tritt aber schon eine längere Verzögerung beim Drücken auf den Preview-Knopf auf; schnelle Speicherkarte ist also ratsam. Die Puffergröße und die Schreibgeschwindigkeit finde ich ebenfalls absolut okay. Von den Hängern mit SD-Karte einmal abgesehen, finde ich die Verzögerung beim Schreiben der Daten auf die Karte total harmlos. Es blinkt ca. 1 Sekunde und gut. Bei Serien, die bei vollen Auflösung nur mit 4 Bildern pro Sekunde machbar sind, hat die Kamera mehr zu tun, aber sie bleibt voll bedienbar. Das hatte ich mir weit schlimmer vorgestellt, bzw. kann da wirklich kein Problem sehen.
Der Verschlussmechanismus klingt ein wenig anders als bei der D700. Leiser will ich nicht sagen, auch die Vibrationen scheinen mir nicht viel geringer, aber der Sound ist anders. Das satte Klack ist noch vorhanden, aber nun begleitet von einem leichten Schrabbelgeräusch. Klingt ein wenig so wie Canon, aber dennoch lauter würde ich meinen. Leise ist das immer noch nicht, woran auch der "Q"-Modus nicht wirklich was ändert, wo lediglich das Zurückklappen des Spiegels durch den Anwender zeitlich bestimmt werden kann.
Kommen wir zu dem wirklichen Highlight der Knipse, dem Sensor. Das Teil ist wirklich genial! 36 Megapixel im Bayer-Pattern sind schon eine Ansage für eine Kleinbildkamera und derzeit absolut das Maximum was man als Privatmensch kaufen kann. Mehr gibt es nur im Mittelformat, dann natürlich mit entsprechend größerem Sensor und einem weit höherem Preis. Um das Bild oben noch mal aufzugreifen, hier ein Ausschnitt:
Was man an Auflösung und Details bekommt, ist schon ein enormer Fortschritt gegenüber den 12 MP einer D700. Teilweise gleicht ein 100%-Ausschnitt einem Suchbild, weil man im Originalbild den Ausschnitt erstmal nicht wiederfindet :) In diesem Beispiel natürlich nicht. Die hohe Auflösung war für mich auch
der Grund, mir die Kamera überhaupt zu kaufen und das trotz der bekannten Probleme. Ich hatte die Kamera schon vorher ein paar Mal kurz in der Hand und war regelrecht geflasht von der Auflösung. Schon meine kleine Olympus E-PL5 mit ihrem 1/4 so großen mFT-Sensor mit 16 Megapixeln hat mich fasziniert. Der Detailreichtum ist auch da schon sichtbar höher, als es meine D700 zu liefen vermag. Die D800 setzt da aber noch mal einen drauf und das bei weniger Rauschen und mehr Dynamik.
Hier mal der Versuch ein sinnvolles Beispiel für die Auflösung zu liefern (später folgen weitere):
Der Ausschnitt ist auch bei voller Größe auf meinem 27"-Monitor absolut brilliant und man kann jedes Detail erkennen. Teilweise erkennt man auf irgendwelche Schrifttafeln noch das Kleingedruckte, wo auf dem Gesamtbild nicht mal mehr die Tafel ansich auszumachen ist.
Auch hier könnte man locker die Gesichter der einzelnen Personen erkennen...aus "rechtlichen" Gründen schenke ich mir hier aber Ausschnitte ;)
Der nächste Grund, warum ich letztendlich der D800 nicht widerstehen konnte, ist die hohe Dynamik. Als Dynamik ist hier die Eigenschaft gemeint, einen weiten Bereich von hellen und dunklen Bereichen in einem Bild noch so abzubilden, dass diese detailreich sind.Wer schon mal gegen das Licht fotografiert hat, kennt sicherlich das Problem, helle Stellen sind strahlend weiß, z.B. der blaue Himmel mit Wolken und Sonne, und die grüne Wiese darunter ist rabenschwarz. Die D800 hat einen ca. 2 Stufen (2 EV) höheren Dynamikumfang als noch die D700. Damit mildert sich dieses Problem ab. Was vorher oft nur als HDR einzufangen war, geht mit der D800 teilweise mit einem einzigen Bild und entsprechender Nachbearbeitung im Raw-Konverter. Dabei sind sehr helle Stellen im Bild nach meiner bisherigen Erfahrung nicht wirklich besser bezüglich der Möglichkeit diese wieder zu "restaurieren", aber die dunklen Bereich enthalten noch sehr viele Informationen, die sich mit nur geringem Zuwachs an Rauschen wieder herstellen lassen. Das hätte man bei der D700 nur verrauschten Matsch, bei der D800 dagegen erscheinen noch sehr viele Details und das mit nur geringem Rauschen.
Das macht mir schon richtig Laune! Wo man sonst nach 2-3 vergeblichen Versuchen die Kamera wieder weggesteckt oder aber ein HDR als (Not)Lösung verwendet hätte, kann man hier noch fröhlich seine Bildchen auf die Speicherkarte bannen.
Ausgebrannt ist aber weiterhin ausgebrannt. Von der Sonne ist hier nur noch eine zu große helle Scheibe geblieben. Man muss sich also ein wenig umstellen gegenüber der D700 und eher die Highlights retten und entsprechend unterbelichten, wenn man den Dynamikvorteil ausnutzen will. Es geht wirklich weit mehr in den Schattenbereichen und man muss das erstmal verinnerlichen und die Scheu davor verlieren geringer belichtete Aufnahmen zu machen, bei denen man im Nachhinein die dunklen Stellen wieder hervorholt.
Nun weiß ich gerade nicht mehr, was ich mit diesem Bild zeigen wollte ;) Auf jeden Fall rockt die Auflösung an meinem Monitor betrachtet das House :)
Ich steh' ja irgendwie auf solche Locations...
|
AF-S 85 bei f1.4 an D800 |
Man kann an verschiedenen Stellen lesen, dass nur noch die absoluten Spitzenobjektive gute Ergebnisse an dem 36 MP der D800 liefern. Das stimmt und auch wieder nicht. Ich habe eine Menge an Objektiven, meistens schon die besten. Bis jetzt konnte ich keine Probleme feststellen. Natürlich sieht man die Fehler die Objektive nunmal haben bei dieser Auflösung besser, aber es gibt so einen komischen Trick der sich Abblenden nennt ;) Außerdem lieferte bis jetzt jedes meiner Objektive absolut brauchbare Ergebnisse. Den einzigen Unterschied, den ich bis jetzt feststellen konnte, ist die Offenblendleistung beim AF-S 85/1.4 zwischen D800 und D700. Man sieht, dass die Bilder bei 1.4 doch leicht weich sind und vor allem chromatische Abberationen zeigen. Das kaschiert die D700 durch die "großen" Pixel perfekt, so dass man eigentlich nie glauben mag, dass man wirklich Blende 1.4 verwendet hat. Bei der D800 sieht man es schon häufiger. Aber man braucht das Bild nur aus größerem Abstand zu betrachten oder halt entsprechend herunter zu skalieren und schon ist wieder alles beim Alten. Für mich kein Problem, da ich nichts verliere. Auch alle 2.8er-Zoom, 14-24, 24-70, 70-200 liefern gewohnt brilliante Ergebnisse.
Die nächste Geschichte, die im Netz auftaucht: man kann nur noch mit Stativ anständige Aufnahmen machen. Öhhhh, ja nee, is' klar ;) Unsinn! Ich bin in letzter Zeit durch das Micro-Four-Third-Bootcamp gegangen und kann ein Lied von Verwacklern singen! Natürlich muss man entsprechend kürzere Belichtungszeiten wählen, wenn man bei 100%-Pixelpeeper-Ansicht die absolute Schärfe sehen will, aber letztendlich muss man dazu einfach nur die Daumenregel für die Belichtungszeit = 1/Brennweite um den Faktor 2 erweitern. Dieser Faktor ist sowieso Old-School und stammt wohl eher aus der Analogzeit, wo 100% kein Begriff war. Bei Micro-Four-Thirds beträgt der Faktor übrigens eher 3 als 2! Ich habe kein Problem mit unscharfen Bildern aufgrund von Verwackeln, jedenfalls nicht mehr, als mit anderen Kameras oder Systemen auch, wenn die Parameter korrekt gewählt sind. Ich bin sicherlich kein Scharfschütze und verwackel ganz normal.
Ich habe kein Problem mit der Kamera herumzugehen und einfach aus der Hand alle möglichen Aufnahmen zu machen. Die ISO-Automatik ist übrigens sinnvoll verbessert worden. Neben der minimalen Belichtungszeit und der dafür maximal zu verwendenden ISO-Zahl, wird nun auch die Brennweite berücksichtigt! Dabei kann man auch noch angeben, wie der Faktor bezüglich Daumenregel sein soll. Also z.B. eher langsame Zeiten bezüglich Brennweite oder eher kürzer als Daumenregel. Ich verwende die ca. halb so lange Zeit, also bei 200 mm eine 1/400. Die Einstellmöglichkeit ist leider nicht sehr fein unterteilt, es gibt nur 5 Stufen zwischen normal = (+/-)1/Brennweite und mal 3. Man kommt damit aber doch recht gut klar. Hätte aber ruhig feiner sein dürfen. Auf jeden Fall ist die ISO-Automatik nun wirklich mehr als nur brauchbar und jeder, der sie bis jetzt nicht verwendet hat, sollte sie einmal ausprobieren, egal ob in A, S oder M.
Tja, wie immer, wenn man ein neues Spielzeug hat, macht jedes Motiv Spaß ;)
Selbst einfache Motive entfallten für mich einen enormen Reiz, weil die Brillianz und der Detailgrad der Bilder am Monitor einfach brachial genial ist. Man zoomt und zoomt und denkt: "Man, was man da alles sehen kann!".
Auch die verbesserte Dynamik macht richtig Laune. Was in der JPEG-Vorschau auf dem Display noch nach der alten Laier aussieht, entpuppt sich zuhause am Rechner zu einem Pseudo-HDR. Zumindest mir ging es so, dass ich wie immer zaghaft am Schattenregler gezogen habe und dachte: "Nee, das ist Tonne!". Aber siehe da, absolut brauchbar (für mich).
Zum Display: hier würde oft ein falscher Farbabgleich (Grünstich) bemängelt. Ich kann keinen erkennen und wenn, dann entspricht er dem, was ich auch gerne im Rawkonverter hinfummel, bzw. die Bilder auf dem Display entsprechen eher dem, was ich am Ende am PC zusammenschraube. Daher für mich ein Fortschritt gegenüber dem kühlen Display der D700. Ein Kameradisplay mit einer exakten Anzeigen bezüglich Farbtemperatur und Dynamikumfang, habe ich ohnehin noch nicht gesehen.
Was mich am Display stört, bzw. verwundert, ist das Helligkeitssensor-Feature. Das klingt erstmal toll, kennt man es doch von jedem Smartphone, wo auch die Displayhelligkeit dynamisch dem Umgebungslicht angepasst wird. Doch was ist das?! Die Nikon passt das eben
nicht dynamisch an! Es wird lediglich eine Messung vor der Aktivierung des Previews gemacht. Wendet man sich dann z.B. dem hellen Licht ab, bleibt die Displayhelligkeit konstant! Och nöööö! Nikon, hallo? Jemand zuhause? Was soll so ein Unsinn. Damit ist das Feature zwar nicht total nutzlos, aber auch nicht mal annähernd so sinnvoll wie bei einem Smartphone, wo die Helligkeit permanent dem Umgebungslicht angepasst wird.
Bei diesem Bild und dem folgendem Ausschnitt, schwelge ich noch einmal in dem Detailgrad, den man mit den 36 MP erreichen kann.
Der Ausschnitt ist für mich absolut ausdruckfähig, wahrscheinlich sogar noch als Poster. Ich möchte das hier aber mal als Aufhänger für das Thema Liveview verwenden, dem nächsten Kritikpunkt in meinen Augen. Diese Aufnahme habe ich mit einem Stativ gemacht. Ich mache gerne Langzeitbelichtungen am Abend oder auch in der Nacht. Bei meiner Olympus, die nur über einen elektronischen Sucher und damit über einen Kontrast-AF verfügt, war das auch nie ein Problem. Warum nicht? Weil sie bei Offenblende arbeitet. Damit fällt genug Licht auf den Sensor, so dass man a) noch was erkennen kann und b) der AF noch arbeitet. Nicht so bei der D800. Hier wird die Arbeitsblende verwendet! Daraus resultiert dann ein stockdunkles Liveview-Bild und ein nicht mehr funktionierender AF. Uff! Wie kann man so blöd sein! Sicherlich ist es auch sinnvoll den Liveview bei Arbeitsblende zu betreiben, z.B. wenn genug Licht vorhanden ist und man die Schärfentiefe beurteilen will. Aber warum dann nicht als temporäre Einstellung mit Preview-Taste, wie beim normalen Betrieb? Oder aber konfigurierbar/umschaltbar?! Wer einen sinnvollen, weil praktikablen, Workaround weiß, möchte mir diesen bitte mitteilen (ständiges manuelles Aufdrehen der Blende finde ich zu umständlich).
Der AF kommt mir bei AF-C nervöser vor als bei der D700, und auch nicht besser. Man kämpft immer noch mit den normalen Abweichungen des Phasen-AFs und je nach Licht und Linse hat man es auch mit einem variablen Fehlfokus zu tun. Kenne ich von der D700 und macht mir keine großen Sorgen. Ist halt so und ich komme damit klar. Der AF ist immer noch sau schnell, verfolgt mehr als nur brauchbar schnell bewegte Ziele, auch wenn diese klein sind. Eine Verbesserung gegenüber der D700 kann ich aber nicht ausmachen. Ich denke, hier ist auch die Grenze des Machbaren erreicht und nur noch ein Hybrid-System aus Phasen- und Konstrast-AF (oder was ganz anderes?) kann da noch einen draufsetzen.
Trotz des gegenüber einer mFT-Ausrüstung enormen Gewichts, habe ich die Knipse nebst fetten Linsen gerne mit auf meine Radtour genommen. Wer schön sein will, muss leiden ;)
Wenn es die Zeit nicht erlaubt, darf es auch mal gerne der Garten sein. Hier habe ich mich dann mit dem Nikkor 105er Makro und teilweise 2-fach-Telekonverter und Systemblitz (SB 600) ausgetobt. Da der AF-C auch hier noch brauchbar funktioniert, habe ich auf ein Stativ verzichtet und stattdessen die Insekten regelrecht gejagt. Ich bin sicherlich nicht der große Makroexperte, aber mit 210 mm, AF-C und der enormen Auflösung der D800 gelingen mir zumindest halbwegs brauchbare Aufnahmen, auch wenn dafür die Crop-Fähigkeiten voll ausgereizt werden müssen.
|
AF-S 105 Micro mit 2-Fach Telekonverter an D800 |
Das Licht war meistens schlecht, so dass ich entweder den Blitz einsetzen musste, oder aber hohe ISOs. Apropo ISOs! Natürlich rauscht die D800 mehr als eine D700...oder auch nicht. Sie rauscht in Schattenbereichen deutlich weniger finde ich, dafür ist das Grundrauschen schon früher erkennbar. ISO 100 rauschen schon wie ISO 200 (Grund-ISO) der D700 und 800 schon eher wie 1250 bis 1600. Aber das Rauschen lässt sich sehr gut beseitigen, auch mit Hausmitteln in Lightroom und durch die vielen Pixel ist es bei üblichen Ausgabegrößen so fein, dass man es nicht mehr sieht. Ich würde sogar soweit gehen der D800 einen ISO-Vorteil von mindestens einer Blende gegenüber der D700 zuzusprechen; bei gleicher Betrachtung (Abstand, Größe). Vielleicht mache ich zu dem viel diskutiertem Thema noch mal extra einen Beitrag. Ich bin zumindest sehr angenehm überrascht von der ISO-Leistung und für mich ist weit mehr drin, als bei der D700.
Ein Schädling, der uns gerade Sorgen macht, eine Rhododendronzikade. Die Tierchen sind winzig, aber treten in Scharen auf und schädigen die Rhododendronbüsche in unserem Garten. Als Fotomotiv sind sie trotzdem zu gebrauchen ;)
Hier noch mal ein Beispiel für die enormen Ausschnittreserven der Kamera.
Das ist ein Ausschnitt vom Bild davor! Das sieht auch noch gut auf 20x30 aus oder wahrscheinlich auch noch weit mehr. Das wäre mit der D700 wahrscheinlich nicht möglich. Ich habe vergleichbare "Makros" auch schon mit der D700 gemacht und da ich kein guter Insekten-Makro-Fotograf bin, meisten auch mit ähnlich schlechtem Abbildungsmaßstab wie hier. Aber so einen Ausschnitt habe ich nicht machen können. Da kriege ich wirklich ein Kribbeln im Bauch. Ist zwar eine bequeme Entschuldigung für ein nicht optimales Makro, aber das man überhaupt die Möglichkeit hat, solche Ausschnitte noch verwenden zu können, ist schon toll.
Auch wieder ein winziger Ausschnitt.
Ach ja, ich könnte stundenlang so weitermachen ;)
Hier noch ein, wie ich finde, besonders krasses Beispiel...
|
Nikkor 105 Micro an D800 mit 2-fach Telekonverter, ISO 200 |
Jetzt mal ehrlich...ist das geil oder was?! :) Das ist wirklich ein Ausschnitt, keine zweite Aufnahme und die sieht auch auf einem 27"-Monitor noch richtig gut aus (wenn man solche Tiere mag).
Okay, das soll es an Bildern erstmal gewesen sein. Kommen wir zum Fazit.
Erstmal vorweg: ich finde die Knipse genial oder besser gesagt, ich finde die Bildqualität genial. Der Rest ist gegenüber meiner "alten" D700 für mich kein großer Fortschritt. Video wurde hier nicht erwähnt, spielt für mich aber auch keine Rolle.
Fazit
Pro:
-saugeiler Sensor mit enormer Auflösung und damit Ausschnittmöglichkeit
-sehr hohe Dynamik mit viel Spielraum in den rauscharmen Schattenbereichen
-gewohnt gutes Gehause mit teilweise besserer Ergonomie als D700
-flott in der Bedienung, keine Verzögerungen spürbar
-sehr flotter AF mit wahrscheinlich gewohnt guter AF-C-Performance (muss ich noch genauer prüfen!)
-sehr gute ISO-Leistung, vor allem durch das Verhältnis von Auflösung und gewöhnlichem Ausgabeformat; Rauschen lässt sich leicht entfernen, ohne das man die Details zu sehr zerstört
-sinnvolle Verbesserung der Auto-ISO-Funktion um automatische Brennweitenberücksichtigung und einstellbaren "Daumenregel-Faktor"
-sehr gutes Gehäuse, trotz leicht verringertem Gewicht (erscheint ähnlich robust wie D700)
Kontra:
-AF-Fehlfokus bei äußeren AF-Feldern
-AF-C sehr nervös und insgesamt keine Verbesserung des Autofokus gegenüber D700 feststellbar (muss ich noch weiter testen)
-geringere Serienbildgeschwindigkeit
-Liveview mit Einschränkung auf Arbeitsblende, nicht umschaltbar, daher für Lowlight/Langzeit und Studio/Blitz nicht wirklich uneingeschränkt brauchbar
-Display-Helligkeits-Automatik unausgegoren: passt sich nicht dynamisch an wie bei einem Smartphone
-Probleme bei Verwendung von SD und CF-Karte im Dualbetrieb, bis hin zu Hängern! Bis jetzt kein Problem mit nur CF-Karte beoabachtet, aber mit SD-Karte alleine, die neu, teuer und in anderer Kameras problemlos funktioniert
-kleine, aber teilweise nervige Veränderungen der Bedienung, wenn man eine D700 oder anderes Modell parallel verwenden will
...und sichlich noch viele weitere Punkte, die ich hier jetzt nicht erwähnt habe, positiv, wie negativ.
In Meinen Augen ist das Teil schon sehr gut, trotz der doch recht prägnanten Probleme und insgesamt nicht gerade übermäßig vielen Innovationen. Die AF-Probleme können(!) eventuell durch eine Wartung bei Nikon behoben werden, ich werde das demnächst versuchen, die teilweise unsinnigen oder unausgegorenen Detailschwächen werden bleiben (z.B. Liveview nur bei Arbeitsblende).
Die beliebte rhetorische Frage: "Würde ich diese Kamera wieder kaufen" beantworte ich mal mit ja. Denn aktuell gibt es keine, die so einen Sensor bietet und der alleine war mir das Geld wert. Wer die Vorzüge des Sensor nicht braucht, oder aber auch die damit verursachten Probleme, wie enorm große Raw-Dateien, geringere Serienbildgeschwindigkeit oder auch wohl zum Teil das Speicherkarteninterfaceproblem, der kann auch locker bei der D700 bleiben. Abzüglich des Sensors sehe ich nicht viele Vorteile, außer natürlich Video, denn das biete die D700 gar nicht.
Ich hoffe mein Artikel war spannend und informativ und ich freue mich über eure Kommentare.
Grüße,
Gordon