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Donnerstag, 31. Oktober 2013

D800 - Sonntagsspaziergang bei schlechtem Wetter

Wobei, so schlecht war es dann auch wieder nicht, zumindest nicht aus fotografischer Sicht. Es war stürmisch, regnerisch, aber es brach auch immer mal wieder die Sonne leicht durch. Also eher Drama in the sky, als Tristesse.


Da ich nicht viele Chancen für spannende Fotos erwartet hatte, waren auch nur das 35er und das 50er dabei.  Hat aber fast immer perfekt gepasst. Diese Lichtfinger hier sind im Oktober eher selten...oder? Kenne ich eher aus dem Sommer, wenn die Gewitterwolken über die norddeutsche Tiefebene ziehen.



Diese Erscheinungen gehen leider auch immer sehr schnell wieder vorbei, genauso wie ein Regenbogen. Daher muss man schon relativ schnell sein, ansonsten sieht es dann schnell wieder so aus.



Auch solche partiell ausgeleuchteten Szenen sind nur sehr kurzlebig. Hier kommt es teilweise auf wenige Sekunden an! Der Lichtstreifen wird durch eine Lücke in den schnell ziehenden Wolken verursacht und "rast" gerade zu über den Landstrich und verschwindet dann auch urplötzlich, weil die Wolken sich übereinander schieben. Also niemals lange fackeln, einfach abdrücken! Bei so einem wechselhaften Wetter, mit starkem Wind und dicken Wolken, ändert sich das Licht auch extrem schnell und spannende Wolkenformationen können in wenigen Sekunden auftauchen, um dann sofort wieder zu verschwinden.



"Guck mal Papa, die krabbelt der auf den Rücken!" - "Äh, ja, genau." ;) Was soll man da auch schon groß sagen, wenn der Sohn 5 Jahre alt ist?



Gegenlicht, bzw. schattige Motive, waren mit der D800 wie immer eine Freude. Durch den großen Spielraum bei der Belichtung und der Bearbeitung am Rechner erreicht man ... erreiche ich für meinen Geschmack sehr schöne Ergebnisse.



Richtig anhänglich war dieses Tierchen hier. Folgte uns so weit es ging und benahm sich fast wie ein kleiner Hund der spielen will.



Diese Aufnahme, wie hier viele andere auch, sind mit dem günstigen AF-S 50/1.8 gemacht und ich finde das Ding irgendwie richtig gut! Keine Ahnung, ob es an der D800 liegt, aber die Details die man damit einfangen kann, sind ziemlich okay. Geht natürlich mit anderen Objektiven auch oder sogar besser, aber das Teil ist nun wirklich günstig, wenn man den Preis mit denen anderer Vollformatobjektive vergleicht. Hier ein starker Ausschnitt aus diesem Bild:

Ausschnitt aus vorhergehender Aufnahme
Also ich finde das schon ziemlich gut.



Maisfeld. Notiz an mich selbst: Detailaufnahmen von Maiskolben machen! Warum? Keine Ahnung, will ich einfach :)



Ich stehe ja auch solche schiefen und primitive Hütten und Scheunen. Ich weiß nicht genau wieso. Oder vielleicht doch. Ist einfach ein Kontrast zu unseren ansonsten so gepflegten und perfekten Gebäuden, die man sonst so sieht. In vielen anderen Ländern wäre sowas sicherlich nichts besonderes, da dort nicht alles so gepflegt und perfekt in Schuss ist.



Hier wollte ich eigentlich noch mehr Bewegung drin haben. Der Pflanzen wurden wild durch den Wind hin und her geschleudert, aber irgendwie habe ich das verpeilt ;)

Die D800 macht mir sogar bei solchen bescheidenen Bedingungen und Motiven richtig Laune. Das hier wäre auch alles mit einer anderen Knipse gegangen, aber es sind halt die kleinen Unterschiede in Sachen Dynamik und Auflösung, die mir zuhause am Rechner noch mal den "Kick" geben. Oft denke ich immer "das Bild ist tot!". Damit meine ich technisch tot, weil einfach nicht genug Wumms drin ist. Blasser, heller Hintergrund, dunkler Vordergrund. Aber da geht dann doch noch eine ganze Menge. In die 36 Megapixel-Bilder reinzuzoomen ist sowieso Porno ;) Braucht man meistens nicht, schon gar nicht, wenn man Bilder wie hier als kleine Pixelbrocken präsentiert. Aber was man da am Rechner an Details sehen kann und was man für Ausschnitte machen kann (wenn der Turnschuhzoom mal wieder zuhause lag ;) ), ist schon enorm.

In diesem Sinne,
Gordon

Montag, 28. Oktober 2013

Gegenlichtaufnahmen mit D800


Die D800 hat eine sehr große Dynamik, wohl eine der größten bei den aktuell verfügbaren und im Laden um die Ecke kaufbaren Digitalkameras überhaupt (Stand 11/13).

Die Dynamik, also die Fähigkeit zwischen hellen und dunklen Bildstellen so zu differenzieren, dass man noch genügend Abstufungen im Farb- oder Grauverlauf auf dem Bild hat, zeigt sich bei der D800 wohl eher im Bereich der dunklen Stellen. Zumindest empfinde ich den sogenannten Headroom als nicht sichtbar besser als bei der D700. In den Spitzlichtern hat man also den gewohnten Spielraum und kann die in der Vorschau noch als überbelichtete Stellen angezeigten Bereiche wiederherstellen.
Bei meiner D700 bekam ich es in den dunklen Bereichen meistens mit extremen Rauschen zu tun, wenn ich diese Stellen extrem wieder aufhellen wollte. Das ist bei der D800 sehr viel unproblematischer. Man kann geradezu unglaublich stark wieder aufhellen, ohne das in dunklen Bereichen alles durch Rauschen zerstört wird. Hier mal ein Beispiel, dass ich gerade zur Hand habe:

Gegenlichtaufnahme mit D800, aus RAW, unbearbeitet
So kennt man das bei Motiven im Gegenlicht, alles was im Schatten liegt, wirkt zu dunkel und man kann nicht allzu viele Details erkennen. Wenn es noch extremer wird, landet man beim Scherenschnitt, was ja durchaus eine interessante Interpretation eines Motives sein kann. Möchte man aber wieder Licht ins Dunkel bringen, kann man dies mit der D800 hervorragend tun. Hier die gleiche Aufnahme mit aufgehellten Schatten und diversen anderen Änderungen in Lightroom:

Gleiche Aufnahme mit starker Aufhellung der Schattenbereiche
Das ist tatsächlich die gleiche Aufnahme und es ist auch kein HDR. Die grundlegenden Einstellungen in LR kann man hier sehen:


Man sieht eine allgemeine Aufhellung durch die Anhebung der Belichtung um ca. 1/3 Blende. Da habe ich aber einfach nur meine nicht ganz korrekte Belichtung bei der Aufnahme kompensiert. Interessanter sind die beiden Einsteller "Lichter" und "Tiefen". Mit Lichter habe ich die hellen Bereiche möglichst detailreich zurückgeholt und noch wichtiger, mit "Tiefen" habe ich die Schattenbereiche extrem aufgehellt. Die kleine Spitze im Histogramm rechts ist übrigens die Sonne.

Das hätte man so ähnlich mit der D700 auch machen können, allerdings sehe ich da weit weniger Spielraum und vor allem bekommt man sehr schnell sehr starkes Rauschen. Hier ist das nicht so und wenn man sich einmal Ausschnitte ansieht, kann man auch sehen wie problemlos sich das hier aufhellen ließ.

Auschnitt ohne Aufhellung der Schatten:

Das ist schon reichlich flau und dunkel, auch wenn man noch was erkennen kann. Nun der gleiche Ausschnitt mit der oben gezeigten Bearbeitung:


Eigentlich sollte da "Bremen" stehen :)

Das gibt einem schon eine Menge Spielraum, finde ich. Ich mache gerne Landschaftsaufnahmen, gerade auch kurz vor Sonnenuntergang und dann auch in Richtung Sonne. Mit der D700 hieß das eigentlich immer Scherenschnitt oder aber HDR, also Belichtungsreihe am Rechner zusammengerechnet. Mit der D800 kriege ich das gewünschte Ergebnisse oft schon durch entsprechende Belichtung einer einzigen Aufnahme und Nachbearbeitung am Rechner hin, wie hier gezeigt.
Falls ich noch ein besseres, weil extremeres Beispiel finde, ergänze ich das hier...TODO an mich: "noch bessere Beispiele einfügen!".

In diesem Sinne: Fröhliches in die Sonne Geknipse! ;)

Gordon

D800 - Leistung von Objektiven - Sigma 35 1.4 HSM (Art)

Hier noch ein kleiner Beitrag zum Thema Objektive an der D800. Diesmal das Sigma 35mm F1.4 DG HSM (Art). 

Ich glaube, dieses Objektiv schlägt ohnehin alles, was ich bis jetzt auf einer Kamera hatte. Auch an der D800 kann man das Teil problemlos einsetzen, egal bei welcher Blendenöffnung. 

Anklicken für große Darstellung
Bei einer idealen Blende von f=5.6 ist selbst bei 36 Megapixeln noch Luft, was die Auflösungsleistung angeht. Bei idealen Bedingungen kann ich wirklich jeden Pixel mit Vor- und Nachnamen begrüßen ;)

Sehr starker Ausschnitt:
Bitte anklicken

Das Teil macht auch an der D800 Spaß ohne Ende. Als günstigere Alternative zum Nikkor aus meiner Sicht absolut empfehlenswert.

Grüße,

Gordon

D800 - Leistung von Objektiven - AF-S 50 1.8 G

Heute mal ein sehr kurzer Beitrag, eventuell der Beginn einer kleinen Reihe? Mal sehen.

Bei idealer Blende kann man mit diesem Objektiv nach meiner bisherigen Erfahrung und Einschätzung die volle Auflösung von 36 Megapixeln voll ausnutzen. Auch bei weiter geöffneter Blende bin ich sehr zufrieden mit diesem kleinen, leichten und preisgünstigem Objektiv.

Blende 2.5 - Schnappschuss aus der Hüfte.
Ein sehr großer Ausschnitt dieses Bildes bei Blende f=2.5:

klicken = groß
Ich sehe das Objektiv von der Leistung her als vergleichbar mit dem auch sehr gutem AF-S 28 1.8 G an. Beide "gehen" an der D800 ohne Probleme und liefern saubere Bilder ab, sind aber kompakt und kosten weit weniger als die 1.4er oder die großen Zooms. Ich kann definitiv nicht erkennen, dass diese Objektive nicht für die hohe Auflösung der D800 geeignet sein sollen...ich habe aber auch noch keines erlebt, wo das der Fall ist. Man sieht bei schwächeren Objektiven die Fehler zwar genauer, als noch bei der 12 Megapixel-Generation, aber a) kann man das oft leicht am Rechner beheben und b) muss man halt auch ideale Einstellungen wählen, wenn man die maximale Bildqualität für die maximale Ausgabegröße erhalten will. Das kann man auch mit diesem Objektiv locker erreichen...oder auch mit einem 5000 €-Objektiv eben nicht ;)

Hier noch Vollbild und starker Ausschnitt bei Blende 3.2:




Grüße,
Gordon

Samstag, 12. Oktober 2013

Foam - Der Schaum aus dem die Träume sind

Was für ein bescheuerter Titel oder? Egal. Es geht um Schaum (engl. Foam). Irgendwo in den Untiefen des Internets habe ich mehr oder weniger zufällig eine Aufnahme von Seifenschaum gesehen und fand die Idee recht spannend. Es geht genau genommen um Makroaufnahmen von ordinärem Schaum. Man sieht mit bloßem Auge meistens eine weiße Masse und teilweise noch größere Bläschen. Mit einem Makroobjektiv entdeckt man dann aber schon erstaunliche Strukturen und Symmetrien in dem scheinbar belanglosem Chaos.

Makroaufnahme (ca. 5:1) von normalem Seifenschaum
Das sieht dann schon ein wenig wie eine Mikroskopaufnahme einer Zellstruktur aus; finde ich. Man sieht schon eine gewisse Ordnung, die sich aus den physikalischen Gesetzen ergibt.  Jemand hat zu diesem Bild in einem Kommentar sinngemäß gemeint, es sähe nach einem Fraktal aus (http://de.wikipedia.org/wiki/Fraktal). Zumindest lässt sich eine Eigenart von Fraktalen hier beobachten, die Wiederholung von immer gleichen Strukturen im scheinbaren Chaos, wobei diese immer kleiner werden. Okay, das war jetzt sicherlich die schlimmste Beschreibung von Fraktaler Geometrie, die es je gegeben hat ;)


Wie macht man überhaupt Aufnahmen von Schaum? Das habe ich mich auch zuerst gefragt und einfach mal ganz primitiv angefangen. Ein Glas mit Wasser und Spülmittel drin und ein wenig gerührt. Dabei habe ich es aber nur so stark schäumen lassen, dass eine dünne Schicht von feinem Schaum auf der Wasseroberfläche entstanden ist. Das Glas habe ich dann auf einen Topfuntersetzer aus Metall gestellt, was eine reflektierende Fläche darstellt. Die Kamera habe ich dann auf einem Stativ befestigt und mit dem Objektiv möglichst senkrecht und in kurzem Abstand (Makro-Objektiv mit 1:1) von oben auf das Glas gerichtet.


Wichtig ist dabei, dass man möglichst senkrecht ausrichtet, da man durch die geringe Schärfentiefe schnell unscharfe Bereiche bekommt, wenn die Wasserebene nicht exakt im Lot ist.

Die ersten Aufnahmen waren ziemlich langweilig. Man sah nur weißen Schaum mit blassen grauen Blasen. Daher habe ich einen Systemblitz genommen und diesen in verschiedenen Winkeln den Schaum ausleuchten lassen (Blitz "entfesselt", also frei von der Kamera positionierbar). Die unterschiedliche Wirkung der Blitzlichtrichtung sieht man in den beiden Aufnahmen hier.


Je nach Position, z.B. mehr von unten durch das Glas, ergab sich ein anderes Bild. So wirklich happy war ich mit dem Ergebnis aber noch nicht.


Also habe ich erstmal zwei Dinge geändert. Den Abbildungsmaßstab und die Farbe. Ersteres durch kürzeren Abstand zum Motiv, Achromat und Ausschnitt und Letzteres durch einen Farbfilter vor dem Blitz.


Dann war mir schnell die Struktur zu langweilig und ich habe in der Schaumschicht nach interessanteren Ausschnitten gesucht. So z.B. hier, wo man auch mal einfach glatte Wasseroberfläche sieht.




Das ganze habe ich dann wieder mit verschiedenen Positionierungen und Leistungen des Systemblitzes ausprobiert.

Die nächste Idee war etwas in das Glas zu werfen, z.B. einen Kronkorker einer Bierflasche ;) oder eine Münze.


Damit ergab sich dann eine Abbildung dieses Objekts in den linsenförmigen Blasen und eine andere Farbe.




Ich habe dann noch ein wenig so herumprobiert und diverse Sachen ausprobiert.


Hochformat...



...oder Schwarzweißbearbeitung.

Insgesamt eine spannende Sache, wie ich finde. Ich hätte nicht gedacht, dass man so viele Details zu sehen bekommt, die man in der Badewanne sitzend nicht vermuten würde. Auch die Möglichkeiten den Schaum auszuleuchten, ihn zu modellieren oder mit einfachen Mitteln (z.B. Münze im Glas) neue Varianten abzugewinnen, haben mich überrascht. Da ist sicherlich noch eine Menge Potenzial (Potential) drin.

Also, einfach mal ausprobieren. Ist schnell und einfach gemacht. Wasserglas mit Seifenlauge drin, Stativ, Kamera mit Makromöglichkeit, Blitz oder andere ausrichtbare Lichtquelle und es kann schaumig werden ;)

Grüße,
Gordon

Sonntag, 25. August 2013

Musikfest Bremen - Ein paar Lichtimpressionen

Quasi auf dem Durchmarsch durch die Innenstadt, habe ich noch mal kurz auf dem Marktplatz angehalten und ein paar Freihand und Stativaufnahmen auf dem Marktplatz gemacht. Die gesamte Innenstadt rund um den Roland und die Stadtmusikanten war ziemlich voll. Nicht nur das Musikfest lockte die Massen, auch die bis Mitternacht geöffneten Geschäfte waren wohl ein Magnet. Darüber hinaus ist die Innenstadt im Sommer ohnehin immer voll ;)


Anlässlich des Musikfestes werden immer die traditionellen Gebäude am Marktplatz ungewöhnlich angeleuchet. Diese Illluminierung ist natürlich ein Einladung für Fotografen. Vom Opa mit Handy bis hin zu schwer "bewaffneten" Fotografen mit großen und schweren Stativen und Kameras war alles vertreten. Ich hatte meine D800 und das 14-24/2.8 am Start, dazu ein etwas unterdimensioniertes Sirui-Reisestativ, das die Last gerade eben so tragen konnte. Ich war wie gesagt nur "auf dem Sprung", wie man hier sagt.


Diese ersten Aufnahmen habe ich noch aus der Hand gemacht, da ich mir nicht sicher war, ob ich das kleine Stativ überhaupt aufstellen sollte. Es war sehr voll und meine Lieblingsplätze waren überfüllt. Also kamen erstmal monströse ISO-Werte von 1600 bis 4500 ins Spiel! Mit der D800 kein Problem, wenn man die 36 MP nicht wirklich braucht. Durch die Verkleinerung und entsprechende Bearbeitung in Lightroom sieht man kaum was vom Rauschen und hat noch Details bis zum Abwinken.

14 mm Brennweite ohne Korrektur der stürzenden Linien

Das Objektiv war wie gesagt das 14-24/2.8. Damit kriegt man zwar sehr viel auf's Bild, kämpft aber auch wieder mit brachial stürzenden Linien, wenn man nicht in Waage ausrichtet. Man kann das aber sehr gut in Lightroom (oder anderen Raw-Konvertern/Bildbearbeitungsprogrammen) wieder ausgleichen. Es geht dabei allerdings viel vom Bild verloren, weil die dann schräg gestellen Ränder weggeschnitten werden müssen. 14 mm Brennweite an einem Kleinbildsensor sind aber schon sehr, sehr weitwinklig, so dass man sich das meistens ganz gut erlauben kann.


Dieses und das die folgenden Bilder sind korrigiert. Das ist bei dieser Brennweite nicht ganz so trivial, da man den Mittelweg zwischen zu stark korrigiert und glaubhaft korrigiert finden muss. Wirklich 100% gelingt das nicht immer, nicht zuletzt wegen der Verzeichnung des Weitwinkelobjektivs. Diese lässt sich zwar automatisch herausrechnen, aber das sieht dann oft nicht mehr sehr natürlich aus in den Randbereichen. Dort werden dann z.B. Personen in die Breite gezogen.


Aufnahmen vom Stativ ermöglichen einem sehr lange Belichtungszeiten und damit geringe ISO-Werte (hier 100 = Basis-ISO der D800) bei passend geschlossener Blende (z.B. f=8.0). Dadurch bekommt man Bilder ausreichender Schärfentiefe und mit guter Farb- und Kontrasttreue und sehr geringem Rauschen, allerdings sind sich bewegenden Motivteile verwischt.


Das nächste Problem, mit dem man zu kämpfen hat, ist der Fokus. Liveview scheidet wegen der dümmlichen Implementierung in der D800 aus, da man auf dem Display nichts sieht und auch der AF nicht mehr arbeitet (Arbeitsblende ist permanent eingestellt!). Man muss also mit Phasen-AF fokussieren lassen oder aber manuell mit dem optischen Sucher. Da dieser sehr hell und groß ist, geht das noch ganz gut. Aber einen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen: mit der gerade mal 1/4 so teuren Olympus PEN E-PL5 geht das problemlos(er)!


Die Reserven in den dunklen Bereichen haben mich wieder angenehm überrascht. Bei dieser Aufnahme sind in der unbearbeiteten Aufnahme keine Details mehr vom Vordergrund zu erkennen, z.B. von den Scheinwerfern. In Lightroom restauriert man diese Details sehr rauscharm wieder und bekommt so statt Scherenschnitt wieder Details zu sehen.



Diese Aufnahme gibt mir Rätsel auf. Hier habe ich die Kamera senkrecht in den Himmel gerichtet. Ich stand dabei unterhalb eines runden Gestells, wie man es zum Teil in der Aufnahme darüber sieht. Die Belichtungszeit war 5 Sekunden, die Lichtfinger bewegten sich sehr langsam. Was mich wundert: 1) die hellen feinen Striche; ich vermute es sind Insekten, 2) die merkwürdig abgeschnitten wirkenden Lichtkegel! Der Blick auf den Himmel war frei, also warum gehen die Strahlen nicht bis ins Unendliche oder zumindest sichtbar bis zu einer weit entfernten atmospärischen Grenze? Wenn jemand eine Idee hat, immer her damit :)




Noch eine letzte Aufnahme. Rathaus links, Dom in der Mitte, bremische Bürgerschaft rechts. Denke das ist immer wieder ein lohnendes Event für Stativknipser, auch wenn man nicht an den musikalischen Darbietungen partizipiert, die sich für Geld in den umliegenden Gebäuden abspielen. So schön beleuchtet sieht man den historischen Markplatz in der bremer Innenstadt sonst nicht. Ein Stativ sollte man aber schon dabei haben, da man sonst keine wirklich guten Aufnahmen machen kann.
Die Spitzlichter, also sehr viel hellere, kleine Bereich im Bild, sind übrigens eine ziemliche Herausforderung! Auch bei diesen Aufnahmen sieht man, dass einige Stellen ausgebrannt erscheinen, also keine Zeichnung mehr haben und schlicht überbelichtet sind. Belichtet man allerdings nur auf diese durch Spots angestrahlten kleinen Bereiche, bekommt man kaum noch andere Details auf den Sensor gebannt und das Bild wird langweilig in meinen Augen. Auf jeden Fall eine hervorragende Spielwiese, um das Thema korrekte Belichtung von Szenen mit extremen Helligkeitsunterschieden zu üben ;)

Danke und Grüße,
Gordon

Donnerstag, 22. August 2013

D800 - Ein Erfahrungsbericht


...und wie immer mit vielen Bildern.

Nun hat es mich also auch erwischt! Eine D800 ist ins Haus geflattert. Grund dafür waren zwei Faktoren. Erstens werde ich wohl bald wieder eine Hochzeit fotografieren, nur diesmal alleine. Die letzten Hochzeiten habe ich entweder außer Konkurrenz oder aber mit einem Partner zusammen bestritten. Die nächste werde ich wohl allein ablichten und damit ist eine Reservekamera Pflicht.
Der zweite Grund ist schlicht Neugier und ...ja...ich gebe es zu, Technikgeilheit ;) Eine Kamera mit einem 36 MP-Sensor mit locker 14 Blendenstufen Dynamikumfang ist schon etwas, was ich unbedingt ausprobieren muss. Ich wollte schon lange sehr hochauflösende Aufnahmen machen, nur war mir digitales Mittelformat zu teuer und analoges zu kompliziert und letztendlich dann auch wieder zu teuer, wenn man die laufenden Kosten bedenkt.



Ich habe lange überlegt, ob ich einen drögen Testbericht verfassen soll, also ein Review, oder ob ich einfach nur Bilder zeige. Ich glaube, ich werde wieder einen Mix machen, also viele Bilder und dazu ein wenig Blabla. Wer sich nicht alles anschauen mag, für den gleich mal ein Super-Kurz-Fazit:
"Genialer Sensor in einem nicht so ganz genialem Gehäuse".




Ich habe wie immer vor dem Kauf alle nur erdenklichen Reviews, Forenbeiträge und auch die Anleitung gelesen und wusste daher schon zu 99% was mich erwartet. Außerdem hatte ich das Teil schon in einem Elektronikmarkt in die Hand genommen und ein wenig geknipst. Große Überraschungen waren also erstmal nicht zu erwarten und kamen dann auch nicht. Leider muss ich an dieser Stelle sagen! Denn sowohl die positiven als auch die negativen Dinge sind eigentlich alle eingetreten. Zuallererst wäre da das leidige AF-Problem. Ja, auch ich habe es! Nicht sehr stark, aber es ist vorhanden. Im Detail stellt sich das so dar, dass nur die mittleren AF-Felder wirklich sitzen. Die Felder links liegen leicht bis deutlich daneben (Backfokus), die rechten neigen leicht zu einem Frontfokus. Für Sonnenschein- und Dunkelzoomknipser sicherlich kein Thema, aber sobald man eine etwas weitwinkligere Festbrennweite verwendet oder ein 1.4er, ist das schon sehr störend und verhindert reproduzierbar korrekt fokussierte Bilder!




Das ist mal ziemlich für die "Tonne" ;) Ich will übrigens nicht abstreiten, dass viele dieses Problem nicht haben oder das es so minimal ist, dass es keine Rolle spielt, aber da ich ein aktuelles Exemplar gekauft habe, dürfte ist es immer noch ein Problem sein und damit nichts, was man einer fehlerhaften Serie der ersten Produktionstage zuordnen kann.

Die nächste Sau, die durch's Dorf getrieben wird, hat auch bei mir eine Heimat gefunden: Speicherkartenprobleme, bzw. Hänger. Die D800 hat 2 Speicherkarten-Slots, eine für CF und eine für SD. Packe ich zwei teure, in anderen Kameras voll funktionsfähige Karten, in die Kamera, neigt diese zu Hängern. Selbst nach dem Einschalten, also ohne das ich zuvor ein Bild gemacht habe, friert die Kamera quasi ein. Auch nach einer einzigen Aufnahme kommt es alle paar hundert Bilder vor, dass die grüne LED nicht mehr erlischt und die Kamera ausgeschaltet werden muss. Einen Bildverlust habe ich noch nicht gehabt und teilweise fängt sich die Kamera auch wieder nach sehr langer Zeit. Die gute Nachricht: mit nur einer CF-Karte taucht dieser Fehler anscheinend nicht mehr auf. Ich werde noch mal verschieden Kombinationen von SD + CF ausprobieren. Vielleicht ist das Speicherkarteninterface einfach nur sehr wählerisch, um nicht zu sagen zickig.

Ansonsten nerven ein paar Umbelegungen von Knöpfen und Schaltern, wenn man auch parallel eine D700 verwenden will. So sind z.B. die beiden Zoom-Buttons für die Vorschau vertauscht worden, der AF-Wahlschalter ist nun wie bei der D7000/7100 ausgelegt, also kein M/AF-S/AF-C mehr, sondern nur noch M/AF und die Wahl von kontinuierlichem oder statischem AF geschieht über einen Button auf dem Schalten und drehen an den Einstellrädern. Eigentlich gar nicht so schlecht, da man so auch gleich die Anzahl der Hilfs-AF-Felder mit einstellen kann...nur halt anders als vorher => man muss sich ständig umstellen, wenn man beide Knipsen um den Hals hängen hat. Nützliche Änderungen wie der Bracketing-Button auf der linken Schulterseite sind zwar nett, aber leider ist dadurch auch der ISO-Button gewandert. Wieder ein Detail, was einem Fehlbedienung bescherrt, wenn man die Generation davor parallel verwenden will. 


Das Gehäuse ist gering fühlbar leichter als die D700 und nicht ganz so "kalt" in der Hand. Trotzdem sehr gut verarbeitet und robust, soweit man das überhaupt erfühlen kann. Meine D700 IST robust, dass hat sie bewiesen. Die Schalter, Hebel und Knöpfe wirken langlebig und haben gute taktile Eigenschaften, da gibt es nichts zu meckern. Das Steuerkreuz geht ein wenig leichter, aber ich finde das okay.

Die Geschwindigkeit in der Bedienung ist wie bei der D700 extrem gut. Alles flutscht, nirgendwo wirkt etwas träge. Beim Scrollen in der Vorschau erscheint sie mir sogar noch flotter, trotz der großen Bilder (man sieht in der Vorschau nur die (eingebetten) JPEGs, die ziemlich klein sind). Bei einer langsamen Speicherkarte tritt aber schon eine längere Verzögerung beim Drücken auf den Preview-Knopf auf; schnelle Speicherkarte ist also ratsam. Die Puffergröße und die Schreibgeschwindigkeit finde ich ebenfalls absolut okay. Von den Hängern mit SD-Karte einmal abgesehen, finde ich die Verzögerung beim Schreiben der Daten auf die Karte total harmlos. Es blinkt ca. 1 Sekunde und gut. Bei Serien, die bei vollen Auflösung nur mit 4 Bildern pro Sekunde machbar sind, hat die Kamera mehr zu tun, aber sie bleibt voll bedienbar. Das hatte ich mir weit schlimmer vorgestellt, bzw. kann da wirklich kein Problem sehen.

Der Verschlussmechanismus klingt ein wenig anders als bei der D700. Leiser will ich nicht sagen, auch die Vibrationen scheinen mir nicht viel geringer, aber der Sound ist anders. Das satte Klack ist noch vorhanden, aber nun begleitet von einem leichten Schrabbelgeräusch. Klingt ein wenig so wie Canon, aber dennoch lauter würde ich meinen. Leise ist das immer noch nicht, woran auch der "Q"-Modus nicht wirklich was ändert, wo lediglich das Zurückklappen des Spiegels durch den Anwender zeitlich bestimmt werden kann.



Kommen wir zu dem wirklichen Highlight der Knipse, dem Sensor. Das Teil ist wirklich genial! 36 Megapixel im Bayer-Pattern sind schon eine Ansage für eine Kleinbildkamera und derzeit absolut das Maximum was man als Privatmensch kaufen kann. Mehr gibt es nur im Mittelformat, dann natürlich mit entsprechend größerem Sensor und einem weit höherem Preis. Um das Bild oben noch mal aufzugreifen, hier ein Ausschnitt:



Was man an Auflösung und Details bekommt, ist schon ein enormer Fortschritt gegenüber den 12 MP einer D700. Teilweise gleicht ein 100%-Ausschnitt einem Suchbild, weil man im Originalbild den Ausschnitt erstmal nicht wiederfindet :) In diesem Beispiel natürlich nicht. Die hohe Auflösung war für mich auch der Grund, mir die Kamera überhaupt zu kaufen und das trotz der bekannten Probleme. Ich hatte die Kamera schon vorher ein paar Mal kurz in der Hand und war regelrecht geflasht von der Auflösung. Schon meine kleine Olympus E-PL5 mit ihrem 1/4 so großen mFT-Sensor mit 16 Megapixeln hat mich fasziniert. Der Detailreichtum ist auch da schon sichtbar höher, als es meine D700 zu liefen vermag. Die D800 setzt da aber noch mal einen drauf und das bei weniger Rauschen und mehr Dynamik.



Hier mal der Versuch ein sinnvolles Beispiel für die Auflösung zu liefern (später folgen weitere):


Der Ausschnitt ist auch bei voller Größe auf meinem 27"-Monitor absolut brilliant und man kann jedes Detail erkennen. Teilweise erkennt man auf irgendwelche Schrifttafeln noch das Kleingedruckte, wo auf dem Gesamtbild nicht mal mehr die Tafel ansich auszumachen ist.



Auch hier könnte man locker die Gesichter der einzelnen Personen erkennen...aus "rechtlichen" Gründen schenke ich mir hier aber Ausschnitte ;)



Der nächste Grund, warum ich letztendlich der D800 nicht widerstehen konnte, ist die hohe Dynamik. Als Dynamik ist hier die Eigenschaft gemeint, einen weiten Bereich von hellen und dunklen Bereichen in einem Bild noch so abzubilden, dass diese detailreich sind.Wer schon mal gegen das Licht fotografiert hat, kennt sicherlich das Problem, helle Stellen sind strahlend weiß, z.B. der blaue Himmel mit Wolken und Sonne, und die grüne Wiese darunter ist rabenschwarz. Die D800 hat einen ca. 2 Stufen (2 EV) höheren Dynamikumfang als noch die D700. Damit mildert sich dieses Problem ab. Was vorher oft nur als HDR einzufangen war, geht mit der D800 teilweise mit einem einzigen Bild und entsprechender Nachbearbeitung im Raw-Konverter. Dabei sind sehr helle Stellen im Bild nach meiner bisherigen Erfahrung nicht wirklich besser bezüglich der Möglichkeit diese wieder zu "restaurieren", aber die dunklen Bereich enthalten noch sehr viele Informationen, die sich mit nur geringem Zuwachs an Rauschen wieder herstellen lassen. Das hätte man bei der D700 nur verrauschten Matsch, bei der D800 dagegen erscheinen noch sehr viele Details und das mit nur geringem Rauschen.



Das macht mir schon richtig Laune! Wo man sonst nach 2-3 vergeblichen Versuchen die Kamera wieder weggesteckt oder aber ein HDR als (Not)Lösung verwendet hätte, kann man hier noch fröhlich seine Bildchen auf die Speicherkarte bannen.


Ausgebrannt ist aber weiterhin ausgebrannt. Von der Sonne ist hier nur noch eine zu große helle Scheibe geblieben. Man muss sich also ein wenig umstellen gegenüber der D700 und eher die Highlights retten und entsprechend unterbelichten, wenn man den Dynamikvorteil ausnutzen will. Es geht wirklich weit mehr in den Schattenbereichen und man muss das erstmal verinnerlichen und die Scheu davor verlieren geringer belichtete Aufnahmen zu machen, bei denen man im Nachhinein die dunklen Stellen wieder hervorholt.



Nun weiß ich gerade nicht mehr, was ich mit diesem Bild zeigen wollte ;) Auf jeden Fall rockt die Auflösung an meinem Monitor betrachtet das House :)


Ich steh' ja irgendwie auf solche Locations...


AF-S 85 bei f1.4 an D800

Man kann an verschiedenen Stellen lesen, dass nur noch die absoluten Spitzenobjektive gute Ergebnisse an dem 36 MP der D800 liefern. Das stimmt und auch wieder nicht. Ich habe eine Menge an Objektiven, meistens schon die besten. Bis jetzt konnte ich keine Probleme feststellen. Natürlich sieht man die Fehler die Objektive nunmal haben bei dieser Auflösung besser, aber es gibt so einen komischen Trick der sich Abblenden nennt ;) Außerdem lieferte bis jetzt jedes meiner Objektive absolut brauchbare Ergebnisse. Den einzigen Unterschied, den ich bis jetzt feststellen konnte, ist die Offenblendleistung beim AF-S 85/1.4 zwischen D800 und  D700. Man sieht, dass die Bilder bei 1.4 doch leicht weich sind und vor allem chromatische Abberationen zeigen. Das kaschiert die D700 durch die "großen" Pixel perfekt, so dass man eigentlich nie glauben mag, dass man wirklich Blende 1.4 verwendet hat. Bei der D800 sieht man es schon häufiger. Aber man braucht das Bild nur aus größerem Abstand zu betrachten oder halt entsprechend herunter zu skalieren und schon ist wieder alles beim Alten. Für mich kein Problem, da ich nichts verliere. Auch alle 2.8er-Zoom, 14-24, 24-70, 70-200 liefern gewohnt brilliante Ergebnisse.

Die nächste Geschichte, die im Netz auftaucht: man kann nur noch mit Stativ anständige Aufnahmen machen. Öhhhh, ja nee, is' klar ;) Unsinn! Ich bin in letzter Zeit durch das Micro-Four-Third-Bootcamp gegangen und kann ein Lied von Verwacklern singen! Natürlich muss man entsprechend kürzere Belichtungszeiten wählen, wenn man bei 100%-Pixelpeeper-Ansicht die absolute Schärfe sehen will, aber letztendlich muss man dazu einfach nur die Daumenregel für die Belichtungszeit = 1/Brennweite um den Faktor 2 erweitern. Dieser Faktor ist sowieso Old-School und stammt wohl eher aus der Analogzeit, wo 100% kein Begriff war. Bei Micro-Four-Thirds beträgt der Faktor übrigens eher 3 als 2! Ich habe kein Problem mit unscharfen Bildern aufgrund von Verwackeln, jedenfalls nicht mehr, als mit anderen Kameras oder Systemen auch, wenn die Parameter korrekt gewählt sind. Ich bin sicherlich kein Scharfschütze und verwackel ganz normal.



Ich habe kein Problem mit der Kamera herumzugehen und einfach aus der Hand alle möglichen Aufnahmen zu machen. Die ISO-Automatik ist übrigens sinnvoll verbessert worden. Neben der minimalen Belichtungszeit und der dafür maximal zu verwendenden ISO-Zahl, wird nun auch die Brennweite berücksichtigt! Dabei kann man auch noch angeben, wie der Faktor bezüglich Daumenregel sein soll. Also z.B. eher langsame Zeiten bezüglich Brennweite oder eher kürzer als Daumenregel. Ich verwende die ca. halb so lange Zeit, also bei 200 mm eine 1/400. Die Einstellmöglichkeit ist leider nicht sehr fein unterteilt, es gibt nur 5 Stufen zwischen normal = (+/-)1/Brennweite und mal 3. Man kommt damit aber doch recht gut klar. Hätte aber ruhig feiner sein dürfen. Auf jeden Fall ist die ISO-Automatik nun wirklich mehr als nur brauchbar und jeder, der sie bis jetzt nicht verwendet hat, sollte sie einmal ausprobieren, egal ob in A, S oder M.



Tja, wie immer, wenn man ein neues Spielzeug hat, macht jedes Motiv Spaß ;)



Selbst einfache Motive entfallten für mich einen enormen Reiz, weil die Brillianz und der Detailgrad der Bilder am Monitor einfach brachial genial ist. Man zoomt und zoomt und denkt: "Man, was man da alles sehen kann!".



Auch die verbesserte Dynamik macht richtig Laune. Was in der JPEG-Vorschau auf dem Display noch nach der alten Laier aussieht, entpuppt sich zuhause am Rechner zu einem Pseudo-HDR. Zumindest mir ging es so, dass ich wie immer zaghaft am Schattenregler gezogen habe und dachte: "Nee, das ist Tonne!". Aber siehe da, absolut brauchbar (für mich).

Zum Display: hier würde oft ein falscher Farbabgleich (Grünstich) bemängelt. Ich kann keinen erkennen und wenn, dann entspricht er dem, was ich auch gerne im Rawkonverter hinfummel, bzw. die Bilder auf dem Display entsprechen eher dem, was ich am Ende am PC zusammenschraube. Daher für mich ein Fortschritt gegenüber dem kühlen Display der D700. Ein Kameradisplay mit einer exakten Anzeigen bezüglich Farbtemperatur und Dynamikumfang, habe ich ohnehin noch nicht gesehen.


Was mich am Display stört, bzw. verwundert, ist das Helligkeitssensor-Feature. Das klingt erstmal toll, kennt man es doch von jedem Smartphone, wo auch die Displayhelligkeit dynamisch dem Umgebungslicht angepasst wird. Doch was ist das?! Die Nikon passt das eben nicht dynamisch an! Es wird lediglich eine Messung vor der Aktivierung des Previews gemacht. Wendet man sich dann z.B. dem hellen Licht ab, bleibt die Displayhelligkeit konstant! Och nöööö! Nikon, hallo? Jemand zuhause? Was soll so ein Unsinn. Damit ist das Feature zwar nicht total nutzlos, aber auch nicht mal annähernd so sinnvoll wie bei einem Smartphone, wo die Helligkeit permanent dem Umgebungslicht angepasst wird.


Bei diesem Bild und dem folgendem Ausschnitt, schwelge ich noch einmal in dem Detailgrad, den man mit den 36 MP erreichen kann.



Der Ausschnitt ist für mich absolut ausdruckfähig, wahrscheinlich sogar noch als Poster. Ich möchte das hier aber mal als Aufhänger für das Thema Liveview verwenden, dem nächsten Kritikpunkt in meinen Augen. Diese Aufnahme habe ich mit einem Stativ gemacht. Ich mache gerne Langzeitbelichtungen am Abend oder auch in der Nacht. Bei meiner Olympus, die nur über einen elektronischen Sucher und damit über einen Kontrast-AF verfügt, war das auch nie ein Problem. Warum nicht? Weil sie bei Offenblende arbeitet. Damit fällt genug Licht auf den Sensor, so dass man a) noch was erkennen kann und b) der AF noch arbeitet. Nicht so bei der D800. Hier wird die Arbeitsblende verwendet! Daraus resultiert dann ein stockdunkles Liveview-Bild und ein nicht mehr funktionierender AF. Uff! Wie kann man so blöd sein! Sicherlich ist es auch sinnvoll den Liveview bei Arbeitsblende zu betreiben, z.B. wenn genug Licht vorhanden ist und man die Schärfentiefe beurteilen will. Aber warum dann nicht als temporäre Einstellung mit Preview-Taste, wie beim normalen Betrieb? Oder aber konfigurierbar/umschaltbar?! Wer einen sinnvollen, weil praktikablen, Workaround weiß, möchte mir diesen bitte mitteilen (ständiges manuelles Aufdrehen der Blende finde ich zu umständlich).



Der AF kommt mir bei AF-C nervöser vor als bei der D700, und auch nicht besser. Man kämpft immer noch mit den normalen Abweichungen des Phasen-AFs und je nach Licht und Linse hat man es auch mit einem variablen Fehlfokus zu tun. Kenne ich von der D700 und macht mir keine großen Sorgen. Ist halt so und ich komme damit klar. Der AF ist immer noch sau schnell, verfolgt mehr als nur brauchbar schnell bewegte Ziele, auch wenn diese klein sind. Eine Verbesserung gegenüber der D700 kann ich aber nicht ausmachen. Ich denke, hier ist auch die Grenze des Machbaren erreicht und nur noch ein Hybrid-System aus Phasen- und Konstrast-AF (oder was ganz anderes?) kann da noch einen draufsetzen.



Trotz des gegenüber einer mFT-Ausrüstung enormen Gewichts, habe ich die Knipse nebst fetten Linsen gerne mit auf meine Radtour genommen. Wer schön sein will, muss leiden ;)




Wenn es die Zeit nicht erlaubt, darf es auch mal gerne der Garten sein. Hier habe ich mich dann mit dem Nikkor 105er Makro und teilweise 2-fach-Telekonverter und Systemblitz (SB 600) ausgetobt. Da der AF-C auch hier noch brauchbar funktioniert, habe ich auf ein Stativ verzichtet und stattdessen die Insekten regelrecht gejagt. Ich bin sicherlich nicht der große Makroexperte, aber mit 210 mm, AF-C und der enormen Auflösung der D800 gelingen mir zumindest halbwegs brauchbare Aufnahmen, auch wenn dafür die Crop-Fähigkeiten voll ausgereizt werden müssen.

AF-S 105 Micro mit 2-Fach Telekonverter an D800
Das Licht war meistens schlecht, so dass ich entweder den Blitz einsetzen musste, oder aber hohe ISOs. Apropo ISOs! Natürlich rauscht die D800 mehr als eine D700...oder auch nicht. Sie rauscht in Schattenbereichen deutlich weniger finde ich, dafür ist das Grundrauschen schon früher erkennbar. ISO 100 rauschen schon wie ISO 200 (Grund-ISO) der D700 und 800 schon eher wie 1250 bis 1600. Aber das Rauschen lässt sich sehr gut beseitigen, auch mit Hausmitteln in Lightroom und durch die vielen Pixel ist es bei üblichen Ausgabegrößen so fein, dass man es nicht mehr sieht. Ich würde sogar soweit gehen der D800 einen ISO-Vorteil von mindestens einer Blende gegenüber der D700 zuzusprechen; bei gleicher Betrachtung (Abstand, Größe). Vielleicht mache ich zu dem viel diskutiertem Thema noch mal extra einen Beitrag. Ich bin zumindest sehr angenehm überrascht von der ISO-Leistung und für mich ist weit mehr drin, als bei der D700.



Ein Schädling, der uns gerade Sorgen macht, eine Rhododendronzikade. Die Tierchen sind winzig, aber treten in Scharen auf und schädigen die Rhododendronbüsche in unserem Garten. Als Fotomotiv sind sie trotzdem zu gebrauchen ;)





Hier noch mal ein Beispiel für die enormen Ausschnittreserven der Kamera.


Das ist ein Ausschnitt vom Bild davor! Das sieht auch noch gut auf 20x30 aus oder wahrscheinlich auch noch weit mehr. Das wäre mit der D700 wahrscheinlich nicht möglich. Ich habe vergleichbare "Makros" auch schon mit der D700 gemacht und da ich kein guter Insekten-Makro-Fotograf bin, meisten auch mit ähnlich schlechtem Abbildungsmaßstab wie hier. Aber so einen Ausschnitt habe ich nicht machen können. Da kriege ich wirklich ein Kribbeln im Bauch. Ist zwar eine bequeme Entschuldigung für ein nicht optimales Makro, aber das man überhaupt die Möglichkeit hat, solche Ausschnitte noch verwenden zu können, ist schon toll.



Auch wieder ein winziger Ausschnitt.



Ach ja, ich könnte stundenlang so weitermachen ;)


Hier noch ein, wie ich finde, besonders krasses Beispiel...

Nikkor 105 Micro an D800 mit 2-fach Telekonverter, ISO 200

Jetzt mal ehrlich...ist das geil oder was?! :) Das ist wirklich ein Ausschnitt, keine zweite Aufnahme und die sieht auch auf einem 27"-Monitor noch richtig gut aus (wenn man solche Tiere mag).


Okay, das soll es an Bildern erstmal gewesen sein. Kommen wir zum Fazit.

Erstmal vorweg: ich finde die Knipse genial oder besser gesagt, ich finde die Bildqualität genial. Der Rest ist gegenüber meiner "alten" D700 für mich kein großer Fortschritt. Video wurde hier nicht erwähnt, spielt für mich aber auch keine Rolle.


Fazit

Pro:
-saugeiler Sensor mit enormer Auflösung und damit Ausschnittmöglichkeit
-sehr hohe Dynamik mit viel Spielraum in den rauscharmen Schattenbereichen
-gewohnt gutes Gehause mit teilweise besserer Ergonomie als D700
-flott in der Bedienung, keine Verzögerungen spürbar
-sehr flotter AF mit wahrscheinlich gewohnt guter AF-C-Performance (muss ich noch genauer prüfen!)
-sehr gute ISO-Leistung, vor allem durch das Verhältnis von Auflösung und gewöhnlichem Ausgabeformat; Rauschen lässt sich leicht entfernen, ohne das man die Details zu sehr zerstört
-sinnvolle Verbesserung der Auto-ISO-Funktion um automatische Brennweitenberücksichtigung und einstellbaren "Daumenregel-Faktor"
-sehr gutes Gehäuse, trotz leicht verringertem Gewicht (erscheint ähnlich robust wie D700)


Kontra:
-AF-Fehlfokus bei äußeren AF-Feldern
-AF-C sehr nervös und insgesamt keine Verbesserung des Autofokus gegenüber D700 feststellbar (muss ich noch weiter testen)
-geringere Serienbildgeschwindigkeit
-Liveview mit Einschränkung auf Arbeitsblende, nicht umschaltbar, daher für Lowlight/Langzeit und Studio/Blitz nicht wirklich uneingeschränkt brauchbar
-Display-Helligkeits-Automatik unausgegoren: passt sich nicht dynamisch an wie bei einem Smartphone
-Probleme bei Verwendung von SD und CF-Karte im Dualbetrieb, bis hin zu Hängern! Bis jetzt kein Problem mit nur CF-Karte beoabachtet, aber mit SD-Karte alleine, die neu, teuer und in anderer Kameras problemlos funktioniert
-kleine, aber teilweise nervige Veränderungen der Bedienung, wenn man eine D700 oder anderes Modell parallel verwenden will


...und sichlich noch viele weitere Punkte, die ich hier jetzt nicht erwähnt habe, positiv, wie negativ.

In Meinen Augen ist das Teil schon sehr gut, trotz der doch recht prägnanten Probleme und insgesamt nicht gerade übermäßig vielen Innovationen. Die AF-Probleme können(!) eventuell durch eine Wartung bei Nikon behoben werden, ich werde das demnächst versuchen, die teilweise unsinnigen oder unausgegorenen Detailschwächen werden bleiben (z.B. Liveview nur bei Arbeitsblende).
Die beliebte rhetorische Frage: "Würde ich diese Kamera wieder kaufen" beantworte ich mal mit ja. Denn aktuell gibt es keine, die so einen Sensor bietet und der alleine war mir das Geld wert. Wer die Vorzüge des Sensor nicht braucht, oder aber auch die damit verursachten Probleme, wie enorm große Raw-Dateien, geringere Serienbildgeschwindigkeit oder auch wohl zum Teil das Speicherkarteninterfaceproblem, der kann auch locker bei der D700 bleiben. Abzüglich des Sensors sehe ich nicht viele Vorteile, außer natürlich Video, denn das biete die D700 gar nicht.

Ich hoffe mein Artikel war spannend und informativ und ich freue mich über eure Kommentare.

Grüße,
Gordon