Seiten

Montag, 10. November 2014

Zoo Osnabrück

Heute mal eine wahre Bilderflut von einem Familienausflug in den Zoo Osnabrück. Gemacht sind alle Aufnahmen, bis auf eine einzige Ausnahme, mit der D800 und dem 70-200 VR II.


Am Anfang war das Wetter noch leidlich gut. Es schien sogar kurz mal die Sonne. Leider hat das Wetter nicht gehalten und die meisten Aufnahmen habe ich bei bedecktem Himmel gemacht.


Das 70-200 (die neue Version) ist nach wie vor eines meiner Lieblingsobjektive. Es hat sicherlich ein paar Nachteile, z.B. enorme Größe und Gewicht und auch die Vignettierung ist ziemlich heftig, selbst stark abgeblendet, aber dafür hat es einen brachial guten Stabi, einen sehr schnellen und treffsicheren Autofokus und nicht zuletzt eine extrem gute Abbildungsleistung was Kontraste, Farbwiedergabe und Schärfe angeht.

"What the hell!?"

Natürlich sind 200 mm für Aufnahmen im Zoo nicht immer ausreichend. Bezüglich des Kleinbildsensors der D800 ist das sogar ziemlich "kurz". Allerdings reißen die 36 Megapixel das teilweise wieder heraus, da man enorme Ausschnitte aus den Bilder nehmen kann, die dann immer noch genug Details haben. Das Bild hier oben ist ca. 1/4 der Originalaufnahme und man kann noch jedes Haar zählen...wenn man denn wollte ;)



Das Wetter war wie gesagt nicht gerade prickelnd. Also war auch wieder der Spagat zwischen Blendenwahl und ISO-Einstellung angesagt. Zwar kann man locker bis ISO 1600 oder mehr gehen, aber nur, wenn noch genug Licht vorhanden ist (Schatten rauschen weit mehr, als gut belichtete Stellen) oder man keine starken Ausschnitte plant, bzw. riesige Ausgabeformate.


Affen sind ja immer eines der Highlights eines gut sortierten Zoos. So auch in Osnabrück. Wirklich faszinierend wie komplex das Verhalten der Tiere ist und wie einfach man individuelles Verhalten identifizieren kann.


Man kann sich wirklich stundenlang anschauen was die Tiere so treiben. Nicht selten erkennt man eigene Verhaltensweisen wieder. Hier z.B. meine typische Montag-Morgens-Büro-Haltung :)))



Die Hände der Primaten sind den unseren sehr ähnlich und die Tiere können damit Dinge tun, die nur wenige anderen Spezies auf diesem Planten tun können.



Natürlich gibt es auch hunderte andere Tiere in dem recht großen Zoo zu sehen. Leider bin ich zoologisch eine Doppelnull, so dass ich die Namen der meisten Tiere nicht kenne. Und immer wenn ich mich zu einer Namensnennung durchringen kann, belehrt mich das Infoschild eines Besseren; auch wenn teilweise nur knapp daneben, bzw. unpräzise.


Das hier, äh, ist z.B. ganz klar eine...äh...Katze! ;)



Hyänen. Nicht gerade beliebt, fürchte ich. Ich finde die sehen ganz "nett" aus.

Hyänen-"Frischling"

Und Babys sehen ja von jeder Tierart immer niedlich aus...von Regenwürmern und Co. vielleicht mal abgesehen ;)

Der "böse" Wolf

Auch der Kollege hier ist bei vielen nicht sehr beliebt. Dabei kennen heutige Menschen bei uns dieses Tier nur noch aus Erzählungen oder eben aus dem Zoo.

Luchs

Ich hoffe, ich liege hier nicht falsch. Aber ich würde das hier als Luchs ansehen. Welche Herkunft/Unterart/??? weiß ich aber nicht.




Was mich an Zoos immer ärgert sind die Gitter. Heutzutage findet man das zwar meistens nur noch bei Vogelvolieren, aber warum kann man da keine Glasscheiben verwenden? Fliegen die dagegen? Okay, auch die meistens dreckigen Glasscheiben mit ihren Spiegelungen nerven den Fotografen gewaltig und verhindern nicht selten anständige Aufnahmen. Aber engmaschige Drahtgitter sind die Hölle!


Manchmal kann man mit den Gittern aber auch nette Effekte erzielen; wie hier. Die Aufnahme ist tatsächlich durch ein Drahtgitter gemacht. Der komische Mustereffekt kommt durch ein zweites Gitter hinter dem Vogel, hinter dem sich wiederum farbiges Blattwerk befand. Das vordere Gitter habe ich so gut wie möglich in Unschärfe versinken lassen (Abstand Linse zu Gitter zu Objekt).


Die waren wirklich niedlich! Eigentlich nichts, weswegen man in den Zoo gehen würde, aber die hatten was.



Oink, oink!


Kleiner Teil einer nachempfundenen Tempelanlage. Nicht schlecht gemacht. Wenn man nur einzelne Bilder davon zeigt, merken die Leute nichts.


Das Elefantengehege fand ich ein wenig enttäuschend. Vielleicht waren wir aber auch nur zur falschen Zeit da. Einen wirklich freien Blick auf die Tiere hatte ich nicht. Gut, aus Fotografensicht. Es waren immer Drähte, Zäune oder anderen Bauwerke im Weg.

Was tut er da?

Dann also lieber gleich Backstage. Irgendwas sucht der Elefant hier...nur was? Futter? Den Schlüssel, um die Tür aufzumachen? ;)


Hier habe ich nicht die leiseste Ahnung welches Tier das ist. Sieht aus wie ein Fuchs in schwarz. Wer mich erhellen kann, möge dies bitte tun.


Das dürfte ein Riesenmarder gewesen sein. Also nicht das tote Tier, sondern der schwarze Räuber.


Fußgeruch?! :)


Ah, die mag ich ja immer! Spannend zu fotografieren. Eigentlich sehr schwer, da sie nur selten mal auftauchen und doch recht flott ihre Bahnen ziehen. Aber in Zoos schwimmen sie auch immer sehr vorhersagbar. Sie ziehen meisten ihre immer gleichen Bahnen und man kann nach einem Augenblick der Beobachtung sehr gut vorhersagen wo und wann sie sich zeigen.


Dank zuverlässigem kont. Autofokus kein Problem, auch ohne wildem Serienfeuer.


Aquarien...hm. Sicherlich nett anzuschauen, aber grausam zu fotografieren! Sehr wenig Licht, Scheiben mit Reflektion und Refraktion (Brechung). Am besten man erwischt einen Fisch der direkt an der Scheiben ist, dann hat man noch halbwegs brauchbare Abbildungen auf dem Sensor.


Auch ganz kleine Tiere sind immer so ein Problem. Sie verstecken sich oft sehr gut und sind im Verhältnis zu den Störungen durch die Scheiben so klein, dass man kaum eine anständige Aufnahme hinbekommt. Wenn sie dann noch flink sind, ist der Spaß vorprogrammiert.


Flink sie diese Freunde hier sicherlich nicht :) Die hatten die Ruhe wirklich weg. Da auch keine Scheibe im Weg war, konnte ich mich da richtig austoben. Einziges Problem war das schwache Kunstlicht. Man sollte sich wie so oft nicht auf den automatischen Weißabgleich verlassen und lieber gleich die Rohdaten aufzeichnen, so dass man den Abgleich später am Rechner machen kann.



Warum der mir die Zunge herausgestreckt hat, weiß ich nicht. Vielleicht stand er nicht so darauf fotografiert zu werden.


Von den Vögeln sind mir diese und ähnliche noch am liebsten. Warum? Weil sie meistens nicht hinter Gittern oder Scheiben gehalten werden.


Diese Pose habe ich auch noch nicht gesehen.


Diese dagegen ist mir bei diesen Tieren sehr bekannt. Man achte auf die beiden modischen Armbänder ;)


Diese Wildkatze schien extrem schlechte Laune zu haben. Lag es an mir oder doch eher an dem miesen Kunstlicht? Wegen des Lichtes übrigens auch Schwarzweiß...nicht wegen der ISO-Einstellung von 1600.


Diese Brocken empfinde ich immer als surreal.


Sie sollen recht friedlich sein. Prüfen würde ich es aber nicht freiwillig.


Darf natürlich nicht fehlen...der ultimative Autofokus-Test :)

Apropo testen. Nun wurde das Licht so richtig grottig und ich hatte am Rechner meine liebe Müh' den Weißabgleich und die Kontraste wieder hinzufummeln.


Denke, es ist mir zu 85,37% gelungen ;)

"Willst du etwa an mein Futter!?"


Löwengehege ist ja auch immer ein Muss für jeden guten Zoo. Leider ist der für meinen Geschmack im Osnabrücker zu versteckt und das Gehege nicht wirklich gut einsehbar. Bestimmt gut für die Tiere, aber halt schlecht für die Besucher.


Okay, warum jetzt wieder ein Affe? Hatten wir doch oben schon. Das hier ist das einzige Bild (was in die Auswahl gekommen ist), welches ich nicht mit der Nikon sondern mit der Olympus E-M10 und dem Panasonic 100-300 gemacht habe. Ich hatte ja nur 200 mm an der D800 als maximale Brennweite. Das war teilweise doch recht knapp. Daher habe ich hier mal die Olympus ausgepackt, die eine äquivalente Brennweite von 600 mm bringt (Cropfaktor 2 * 300 mm). Damit kriegt man natürlich einen ganz anderen Bildausschnitt. Leider wird das teilweise wieder durch die Abbildungsleistung des Objektivs und des Sensors relativiert. Oft sehen die sehr starken Ausschnitte aus der Kombination D800 + 70-200 genauso gut oder sogar besser aus, als die Bilder mit der Olympus und dem Pana. Aber manchmal auch nicht. Außerdem muss man den Unterschied in Preis und Volumen in die Waagschale werfen. Ich bin schon sehr heiß auf das Olympus 300/4.0-Objektiv, das wahrscheinlich "bald" kommt. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.


Fazit zum Zoo Osnabrück:

Ja, doch, kann man hingehen. Ist groß genug, es gibt genug Tiere und Themen und alles macht einen vernünftigen Eindruck. Aus Fotografensicht muss man mit Einschränkungen leben, die man aber auch in anderen Zoos mehr oder weniger ausgeprägt vorfindet. Angefangen von schlechten Blickwinkeln und zugebauten Gehegen, bis hin zu schmuddeligen Scheiben oder Gittern, die einem den Blick versperren oder auch schwachem Kunstlicht, das der Kamera alles an ISO- und dem Fotografen vieles an Nachbearbeitungsfähigkeiten abverlangt.

Ich habe inzwischen schon eine Reihe an Zoos besucht und bei allen ist irgendwas sehr gut und irgendwas nicht so gut. Osnabrück reiht sich da nahtlos ein. Es ist nicht der perfekte Zoo, aber Hagenbeck oder Hannover sind es auch nicht. Spaß wird man beim Fotografieren aber in allen haben, wenn man denn Spaß an dieser Art von Fotografie hat.

Viele Grüße,
Gordon

Samstag, 25. Oktober 2014

Abstrakte Fotografie - Erster Versuch mit einfachsten Mitteln

Neulich hatte ich mal so gar keine Lust auf die Motive die sich mir boten. Kennt sicherlich jeder. Manchmal interessiert man sich einfach nicht für die Dinge die man sieht. Vielleicht ist einfach nur das Licht mies oder man hat es schon gefühlte 1000 Mal fotografiert oder sonstwas passt einem einfach nicht. Was also tun? Als schwer abhängiger Knipser kann man die Kamera natürlich nicht einfach wegstecken und es gut sein lassen ;) Also überlegt man und überlegt und überlegt... 

Abstrackte Fotografie, nur Konstrate und Dynamik in Lightroom verändert

Manchmal kann man sich damit über die Tour retten, dass man einfach mal ein Objektiv verwendet, was man schon lange nicht mehr verwendet hat oder die Kamera auf den Boden stellt oder sonstwas anders macht als sonst. Das Bild oben ist das Ergebnis meiner Idee an diesem Tag mal etwas ganz anderes zu probieren.

Auslöser für die Idee war die folgende Aufnahme:

Verunglückte Aufnahme als Ideenspender

Bei dieser Aufnahme war ich so unmotiviert, dass ich ausversehen beim hochschwenken der Kamera den Auslöser gedrückt habe. Das Motiv war denkbar unspannend, ein Baum im Gegenlicht. Beim Versuch durch den Sucher doch noch einen guten "Frame" zu finden, hat es auf einmal Klack gemacht. Da ich noch keine passenden Einstellung für eine Aufnahme aus der Hand gemacht hatte, lag die Belichtungszeit bei 1/15 Sekunde. Ein reflexartiger Blick auf die Bildvorschau hat mich dann auf die Idee für den weiteren Tag gebracht: abstrakte Bilder mit Hilfe von gezielt eingesetzter extremer Unschärfe mit einer gewollten Richtung. Also nicht nur einfach verwackelt, sondern ganz bewusst gerade, im Zackzack oder kreisförming verzogen.

Panning horizontal von links nach rechts

Ich war in einem kleinen Waldstück unterwegs, der Himmel war leidlich blau. Mit einer einfachen Bewegung des Oberkörpers von links nach rechts und ausreichend langer Belichtungszeit ergab sich das Bild oben. Die Bilder sind...wie immer...in Lightroom nachbearbeitet. Allerdings habe ich keine Bildelemente entfernt oder hinzugefügt, sondern hauptsächlich die Kontraste, die Farbtemperatur und die Helligkeit geändert, teilweise auch partiell über radiale oder geradlinige Verläufe.

Zickzackverwacklung durch Laufen
Hier habe ich einfach die Kamera vor den Bauch genommen und bin geradeaus gelaufen. Durch das Auf- und Ab bekommt man solche Zickzack-Verwacklungen.


Hält man beim Vorwärtslaufen die Kamera seitlich am Körper, ergeben sich solche Muster. Ich war hier wieder im Wald unterwegs, auf einem kleinen Trampelpfad und die Sonne schien Teile des Blattwerks hell an, während andere Teile im Schatten lagen. Die Farben sind also teilweise noch realistisch, helle und eher gelbliche Grüntöne bis hin zu dunklen und eher bläulichen Grüntonen.


Hier fand ich den Untschied zwischen den geraden Linien und den leicht gebogenen in der unteren rechte Ecke interessant. Die Farben und Farbkontraste waren mir aber nicht ausdrucksstark genug, daher habe ich hier mal Schwarzweiß probiert.


Hier ein Versuch mit Laufen + leichter Drehung der Kamera um die optische Achse.

Jupiter mit Mond - Drehung mit herausgearbeitetem Sensorfleck

Durch das schnelle und weite Drehen der Kamera um die Optische Achse entstand diese abstrakte Aufnahme. Da mich das nach ein paar Minuten Farbspielerei in Lightroom irgendwie an Jupiter erinnert hat...oder einen Phantasieplaneten, habe ich den auf allen Bildern bei stark geschlossener Blende zu sehenden Sensorfleck ein wenig herausgearbeitet.  

Zur Erläuterung: der Sensorfleck ist ein Schmutzpartikel, der sich auf meinem Sensor festgesetzt hat. Ich hatte noch keine Lust den zu entfernen, da er sich mit dem Blasebalg nicht vertreiben lässt. Den eher kleinen Fleck, den man erst ab Blende 8 so richtig wahrnimmt, habe ich mit einem dickem Fleck übertüncht und so extrem start übersteigert und vergrößert.


Die Sache mit der Drehbewegung gefiel mir am besten. Daher habe ich damit ein paar mehr Aufnahmen gemacht. Die Schwierigkeit war die richtige Belichtungszeit/Blendeneinstellung zu finden. Eine zu kurze Zeit erzeugt keine ausreichend langen Verzeichnungen, eine zu lange Zeit führt schnell zu überbelichteten Aufnahmen, auf denen keine Details mehr vorhanden sind. Man kann die Blende ja nicht unendlich weit schließen. Hier hatte ich eine 1/3 Sekunde bei Blende f=16, also maximale geschlossen beim verwendeten Objektiv (Sigma Art 50/1.4).


Zur Abwechslung mal Hochformat und stark verfremdete Farben. Die Farbe ergibt sich ganz einfach durch Verschiebung des Weißabgleichs. Was vorher noch grün/braun/gelb war, wird bei 2000 Kelvin zu blau. Die anderen Farbanteile scheibt man quasi nach links aus dem Histogramm.


Die blauen Anteile gehen nach rechts und dominieren damit. 
Die ISO 220 waren übrigens ein Unfall! Weiß gerade selber nicht mehr, wie das passiert ist. ISO 100 wäre korrekt gewesen bei dem was ich vorhatte.

 
Bei dieser Drehbewegungsaufnahme ist ein starkes Eiern zu sehen. Das kommt daher, dass ich senkrecht nach oben in die Baumkronen fotografiert habe, während ich die Kamera gedreht habe. Durch die etwas unbequeme Haltung bekommt man keine wirklich kreisförmige Bewegung hin. Das Ergebnis finde ich aber umso spannender.

Auch eine zunächst total langweilig erscheinende Fototour kann man noch retten, wenn man durch Zufall auf eine neue Idee kommt. Okay, neu ist die Idee nicht und ich habe das auch schon mal bei der einen oder anderen Aufnahme gemacht. Aber nie kam dabei irgendwas heraus, was mich interessiert hat. Diesmal habe ich es, nach der initialen "Unfallaufnahme", ganz bewusst und mit Überlegung eingesetzt und für mich waren sehr viele Keeper dabei. Auch ohne "photoshoppen" sind die Bilder für mein Empfinden schon spannend. Mit ein wenig mehr Wumms und hier und da gefummelt, werden sie aber noch einen Tick besser. Sicherlich ist sowas nicht jedermanns Sache und ob das nun wirklich Kunst ist oder nicht...diese Diskussion überlasse ich anderen. Ich bin zumindest positiv überrascht gewesen, mit welch einfachen Dingen man eine ansonsten sinnlose Fototour noch retten kann. Die Bilder gefallen mir sehr viel besser, als die 127812647324 scharfen Aufnahmen eines Baumes im fahlen Gegenlicht, die ich dort ansonsten meiner Sammlung hinzugefügt hätte.

Viele Grüße,
Gordon
 


Montag, 20. Oktober 2014

Nikon AF-S Nikkor 20mm f1.8 G ED - Erste Eindrücke

Nach dem ich vom AF-S 28/1.8 recht angetan war, mir die Brennweite aber zu dicht am hervorragenden Sigma 35/1.4 Art Art lag, habe ich letzte Woche das brandneue 20/1.8 besorgt. Das man das überhaupt schon bekommen konnte...in einem wohlbekannten Elektromarkt...hat mich schon sehr überrascht. Daher habe ich auch nicht lange gefackelt und zugegriffen. Eigentlich sollte man ja immer eine Weile warten, denn so spart man Geld und die Gefahr ein schlechtes Produkt zu kaufen ist gering. Aber diesmal hat mein Bauch entschieden und wie es scheint korrekt.

Ich fange mal mit den negativen Punkten an. Das Objektiv fühlt sich nicht wirklich so an, wie es der Preis suggeriert. Es ist (schön) klein und leicht und der Fokusring läuft recht rauh und geräuschvoll. Die Streulichtblende wirkt auch nicht gerade überragend was die Materialanmutung und Stabilität angeht. Ich finde, es macht einen noch weniger wertvollen Eindruck, als das AF-S 28/1.8 und liegt nur wenig über dem Niveau eines weit günstigerem AF-S 50/1.8.

Trotz starkem Weitwinkel führt das geringe Gewicht schnell zu Verwacklern (an D800), selbst bei 1/40 oder kürzer. Aus der Hand erziele ich mit dem Sigma 35/1.4 weit mehr scharfe Bilder bei längeren Zeiten, da es größer und schwerer ist und damit besser in der Hand liegt und sich auch erfolgreicher gegen die mechanisch induzierten Erschütterungen der Spiegelreflex stemmt. Natürlich ist kompakt auch gut, weil man weniger schleppen muss und mehr in die Fototasche bekommt, aber für die absolute Bildqualität bei Aufnahmen aus der Hand ist das leider eher kontraproduktiv.


Hier die technischen Daten laut Hersteller:

Brennweite20 mm
Lichtstärke1:1,8
Kleinste Blende16
Optischer Aufbau13 Linsen in 11 Gruppen (inkl. 2 ED-Glas-Linsen, 2 asphärischen Linsen und Linsen mit Nanokristallvergütung)
BildwinkelAnaloge Kleinbild-Spiegelreflexkameras und digitale FX-Format-Spiegelreflexkameras von Nikon: 94°, digitale Nikon-DX-Format-Spiegelreflexkameras: 70°
Naheinstellgrenze0,2 m ab Sensorebene
Maximaler Abbildungsmaßstabca. 1:4,3
Anzahl der Blendenlamellen7 (Blendenöffnung mit abgerundeten Lamellen)
Filtergewinde77 mm (P = 0,75 mm)
Abmessungenca. 82,5 x 80,5 mm
Gewichtca. 355 g
Mitgeliefertes ZubehörVorderer Objektivdeckel mit Schnappverschluss LC-77 (77 mm), hinterer Objektivdeckel LF-4, Bajonett-Gegenlichtblende HB-72, Objektivbeutel CL-1015

Zum Vergleich, dass Sigma 35/1.4 Art wiegt immerhin 665 g, bringt also ca. 300 Gramm mehr auf die Waage. Außerdem ist es größer und ich kann es besser handhaben als das doch eher zu leichte 20er. Auf der anderen Seite verwendet man ein Weitwinkel auch oft vom Stativ, so gesehen wohl keine große Sache.

Eine Abdichtung gegen Staub und Regen hat das neue Nikkor angeblich nicht. Diese Gummimanschette am Bajonett ist aber vorhanden....was auch immer das nun genau bedeuten mag.
7 Blendenlamellen können gut sein, 9 sind mir aber irgendwie lieber. Durch die Abrundung scheint es aber keinen allzu großen negativen Effekt auf das Bokeh zu geben. Wie die Blendensterne aussehen, konnte ich noch nicht ausprobieren. Generell gilt: bei ungerader Anzahl an Lamellen gibt es doppelt so viele Strahlen...also müsste das in diesem Fall 14 ergeben.

Okay, so viel zu den negativen Dingen aus meiner Sicht. Kommen wir zu den positiven Eindrücken.
Es ist scharf! Nicht tödlich scharf wie die beiden Art-Sigmas 35 und 50mm, aber gefühlt schärfer als das 28 und 50mm Nikkor mit Offenblende f=1.8. Auch sehe ich kaum bis gar keine chromatischen Abberationen in Form von Farbsäumen in Lila und Grün an Kontrastkanten. Der Unschärfeverlauf ist auch sehr harmonisch. Geht man sehr nah an ein Objekt heran, bekommt man ein schönes Bokeh vor und hinter der Schärfeebene. Bilder habe ich erst wenige machen können, bzw. die meisten davon sind jetzt nicht gerade so, dass ich sie hier unbedingt zeigen müsste. Sobald ich vorzeigbare Bilder habe, stelle ich sie natürlich hier rein.

Die Brennweite gefällt mir erstmal ganz gut. Sie ist gerade noch so an der Grenze zum Ultraweitwinkel, bei der man die Fußspitzen mit auf dem Bild hat ;) Man sieht auf den Bildern schon deutlich den Weitwinkeleffekt wie stark stürzende Linien und endlose Weiten, wo gar keine waren oder auch den comic-artigen Effekt, wenn man Menschen oder Tiere aus kurzer Distanz aufnimmt; die Nase erscheint riesig im Vergleich zum kleinen Kopf "dahinter". So ausgeprägt wie bei 14 mm ist das aber noch lange nicht. Man bekommt aber schon eine Menge auf's Bild. Das macht so ein Weitwinkel aber auch schwierig. Wenn man viel auf dem Bild hat, muss man sich sehr gut überlegen was davon wirklich gut für die Komposition und die Wirkung des Bildes ist. Man kann nur sehr schwer ablenkende und störende Elemente ausschließen. Es ist also eher ein Spezialobjektiv, dass man nicht für jedes Motiv gewinnbringend verwenden kann.

Was die Farbwiedergabe und die Kontraste angeht, kann ich noch nicht viel sagen. Dazu war das natürliche Licht die letzten Tage nicht wirklich ausreichend gut genug. Ich erwarte da aber keine Überraschungen. Was ich so aus den wenigen Reviews zu dieser Linse entnehmen konnte, gibt es da keine Probleme mit Seiten- und Gegenlicht, die man nicht von dieser Brennweite erwarten muss. Gleiches gilt für die Farbwiedergabe, wo mir bis jetzt auch nichts aufgefallen ist...weder positiv, noch negativ. Das muss ich bei Gelegenheit noch genauer prüfen.

Der Autofokus arbeitet schnell und im normalen Rahmen zuverlässig. Bei sehr schlechten Bedingungen ruckelt sich die Kombination D800 + AF-S 20/1.8 ein wenig zögerlich ins Ziel, was aber jetzt nicht ungewöhnlich ist und auch für die meisten anderen Festbrennweiten mit <= f2.0 gilt. Durch den geringen Fokusweg ist es eher auf der schnellen Seite angesiedelt, was die Fokussiergeschwindigkeit angeht. Einen systematischen Fehlfokus (Back oder Front) konnte ich nicht ausmachen. Bei den wenigen nicht ganz scharfen Aufnahmen handelte es sich eher um Verwackler, als um Fehlfokus. Aufgrund der Brennweite und der Anfangsblende von 1.8 ist es nicht immer ganz leicht das Ziel zu treffen. Gerade bei mittleren und kurzen Motivabständen ist das Objekt oft viel zu klein bezüglich des Fokusfeldes...ob es damit dann wirklich auch ein Motiv darstellen kann, sei jetzt mal dahingestellt ;)

Was haben wir sonst noch...ach ja, Vignettierung und Randschärfe. Kann ich nicht viel zu sagen. Laut den Reviews die ich gelesen habe, gibt es da kein Grund zu meckern. Da mir noch nichts aufgefallen ist, will ich das mal einfach glauben. Natürlich ist bei f1.8 die Ecke dunkel und unscharf...dunkler und nicht ganz so scharf, aber das gilt mehr oder weniger stark ausgeprägt für alle Objektive. Wirklich total abgesoffen und matschig sieht es aber nicht aus, also passt das schon. Ab 1:2,8 sollte sich das Problem mehr oder weniger Erledigt haben. Davor muss man halt in der Nachbearbeitung darauf eingehen.

Als Verwendungszweck habe ich mir hauptsächlich Landschafts- oder Stadtaufnahmen vorgestellt. Also die typischen Motive für Weitwinkel. Auch in Innenräumen, wenn man z.B. viele Personen auf das Bild haben möchte, dürfte es sinnvoll sein. Der große Vorteil: es ist sehr viel kleiner als das 14-24 und so passt es zusammen mit einem 35, 50 und 85mm noch in eine große Fototasche. Ich bilde mir ein, ich habe so eine gute Bandbreite an Festbrennweiten im am häufigsten verwendeten Bereich. Ob sich das so bewahrheiten wird? Man ... ich werde es sehen.


Vorläufiges Fazit:

Den Preis sieht (und fühlt) man dem Objektiv nicht unbedingt an. Die optische Leistung scheint dem schon eher zu entsprechen. 20 mm sind schon eine eher spezielle Brennweite, die nur im Zusammenspiel mit anderen Brennweiten über den Tag bringt (es sei denn jemand ist wirklich sehr speziell unterwegs). Die Handhabung finde ich nicht überragend, es ist mir zu leicht und klein. Für den Transport mit dem Rad oder per Pedes ist es dagegen sehr gut ausgelegt. Inwieweit man die Blende von f=1.8 wirklich nutzen kann, weiß ich nicht. Freistellung erreicht man damit nur bei Motivabständen << 5 Metern. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass man bei für diese Brennweite eher typischen Blendeneinstellungen von >> 2.8 schon so stark abgeblendet hat, dass optische Fehler durch Offenblende weit hinter einem liegen.

Ich hoffe ich komme in den nächsten Tagen zu einigen brauch- und zeigbaren Bildern. Testbilder werden das dann aber nicht sein, sondern einfach nur normale Aufnahmen, wie ich sie zum Spaß halt so mache. Aber als Technikfreak werde ich natürlich die Blende aufreißen und/oder gegen das Licht fotografieren :)

Vielen Dank und Grüße,
Gordon