Neulich hatte ich mal so gar keine Lust auf die Motive die sich mir boten. Kennt sicherlich jeder. Manchmal interessiert man sich einfach nicht für die Dinge die man sieht. Vielleicht ist einfach nur das Licht mies oder man hat es schon gefühlte 1000 Mal fotografiert oder sonstwas passt einem einfach nicht. Was also tun? Als schwer abhängiger Knipser kann man die Kamera natürlich nicht einfach wegstecken und es gut sein lassen ;) Also überlegt man und überlegt und überlegt...
Abstrackte Fotografie, nur Konstrate und Dynamik in Lightroom verändert |
Auslöser für die Idee war die folgende Aufnahme:
Verunglückte Aufnahme als Ideenspender |
Bei dieser Aufnahme war ich so unmotiviert, dass ich ausversehen beim hochschwenken der Kamera den Auslöser gedrückt habe. Das Motiv war denkbar unspannend, ein Baum im Gegenlicht. Beim Versuch durch den Sucher doch noch einen guten "Frame" zu finden, hat es auf einmal Klack gemacht. Da ich noch keine passenden Einstellung für eine Aufnahme aus der Hand gemacht hatte, lag die Belichtungszeit bei 1/15 Sekunde. Ein reflexartiger Blick auf die Bildvorschau hat mich dann auf die Idee für den weiteren Tag gebracht: abstrakte Bilder mit Hilfe von gezielt eingesetzter extremer Unschärfe mit einer gewollten Richtung. Also nicht nur einfach verwackelt, sondern ganz bewusst gerade, im Zackzack oder kreisförming verzogen.
Panning horizontal von links nach rechts |
Ich war in einem kleinen Waldstück unterwegs, der Himmel war leidlich blau. Mit einer einfachen Bewegung des Oberkörpers von links nach rechts und ausreichend langer Belichtungszeit ergab sich das Bild oben. Die Bilder sind...wie immer...in Lightroom nachbearbeitet. Allerdings habe ich keine Bildelemente entfernt oder hinzugefügt, sondern hauptsächlich die Kontraste, die Farbtemperatur und die Helligkeit geändert, teilweise auch partiell über radiale oder geradlinige Verläufe.
Zickzackverwacklung durch Laufen |
Hält man beim Vorwärtslaufen die Kamera seitlich am Körper, ergeben sich solche Muster. Ich war hier wieder im Wald unterwegs, auf einem kleinen Trampelpfad und die Sonne schien Teile des Blattwerks hell an, während andere Teile im Schatten lagen. Die Farben sind also teilweise noch realistisch, helle und eher gelbliche Grüntöne bis hin zu dunklen und eher bläulichen Grüntonen.
Hier fand ich den Untschied zwischen den geraden Linien und den leicht gebogenen in der unteren rechte Ecke interessant. Die Farben und Farbkontraste waren mir aber nicht ausdrucksstark genug, daher habe ich hier mal Schwarzweiß probiert.
Hier ein Versuch mit Laufen + leichter Drehung der Kamera um die optische Achse.
Jupiter mit Mond - Drehung mit herausgearbeitetem Sensorfleck |
Durch das schnelle und weite Drehen der Kamera um die Optische Achse entstand diese abstrakte Aufnahme. Da mich das nach ein paar Minuten Farbspielerei in Lightroom irgendwie an Jupiter erinnert hat...oder einen Phantasieplaneten, habe ich den auf allen Bildern bei stark geschlossener Blende zu sehenden Sensorfleck ein wenig herausgearbeitet.
Zur Erläuterung: der Sensorfleck ist ein Schmutzpartikel, der sich auf meinem Sensor festgesetzt hat. Ich hatte noch keine Lust den zu entfernen, da er sich mit dem Blasebalg nicht vertreiben lässt. Den eher kleinen Fleck, den man erst ab Blende 8 so richtig wahrnimmt, habe ich mit einem dickem Fleck übertüncht und so extrem start übersteigert und vergrößert.
Die Sache mit der Drehbewegung gefiel mir am besten. Daher habe ich damit ein paar mehr Aufnahmen gemacht. Die Schwierigkeit war die richtige Belichtungszeit/Blendeneinstellung zu finden. Eine zu kurze Zeit erzeugt keine ausreichend langen Verzeichnungen, eine zu lange Zeit führt schnell zu überbelichteten Aufnahmen, auf denen keine Details mehr vorhanden sind. Man kann die Blende ja nicht unendlich weit schließen. Hier hatte ich eine 1/3 Sekunde bei Blende f=16, also maximale geschlossen beim verwendeten Objektiv (Sigma Art 50/1.4).
Zur Abwechslung mal Hochformat und stark verfremdete Farben. Die Farbe ergibt sich ganz einfach durch Verschiebung des Weißabgleichs. Was vorher noch grün/braun/gelb war, wird bei 2000 Kelvin zu blau. Die anderen Farbanteile scheibt man quasi nach links aus dem Histogramm.
Die blauen Anteile gehen nach rechts und dominieren damit.
Die ISO 220 waren übrigens ein Unfall! Weiß gerade selber nicht mehr, wie das passiert ist. ISO 100 wäre korrekt gewesen bei dem was ich vorhatte.
Bei dieser Drehbewegungsaufnahme ist ein starkes Eiern zu sehen. Das kommt daher, dass ich senkrecht nach oben in die Baumkronen fotografiert habe, während ich die Kamera gedreht habe. Durch die etwas unbequeme Haltung bekommt man keine wirklich kreisförmige Bewegung hin. Das Ergebnis finde ich aber umso spannender.
Auch eine zunächst total langweilig erscheinende Fototour kann man noch retten, wenn man durch Zufall auf eine neue Idee kommt. Okay, neu ist die Idee nicht und ich habe das auch schon mal bei der einen oder anderen Aufnahme gemacht. Aber nie kam dabei irgendwas heraus, was mich interessiert hat. Diesmal habe ich es, nach der initialen "Unfallaufnahme", ganz bewusst und mit Überlegung eingesetzt und für mich waren sehr viele Keeper dabei. Auch ohne "photoshoppen" sind die Bilder für mein Empfinden schon spannend. Mit ein wenig mehr Wumms und hier und da gefummelt, werden sie aber noch einen Tick besser. Sicherlich ist sowas nicht jedermanns Sache und ob das nun wirklich Kunst ist oder nicht...diese Diskussion überlasse ich anderen. Ich bin zumindest positiv überrascht gewesen, mit welch einfachen Dingen man eine ansonsten sinnlose Fototour noch retten kann. Die Bilder gefallen mir sehr viel besser, als die 127812647324 scharfen Aufnahmen eines Baumes im fahlen Gegenlicht, die ich dort ansonsten meiner Sammlung hinzugefügt hätte.
Viele Grüße,
Gordon
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