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Samstag, 10. Mai 2014

Berlebach Report 332 - Erfahrungen mit einem Holzstativ

Heute möchte ich mal einen kurzen Erfahrungsbericht zu einem Holzstativ liefern. Es handelt sich dabei um dieses hier: http://www.berlebach.de/?bereich=details&id=289. Einige fragen sich jetzt vielleicht, wieso überhaupt ein Holzstativ. Schließlich verwendet man heute ja eigentlich moderne Stative aus Aluminium oder Karbon. Nun ja, Aluminium ist schon mal nicht wirklich modern. Ich habe hier ein uraltes Reisestativ von ca. 1950 aus Alu stehen. Karbon ist natürlich schon eine Ecke moderner. Aber warum nun Holz? Holz wird eine sehr gute Eigenschaft bezüglich Schwingungsdämpfung nachgesagt. Alu-Stative sind dagegen eher ungünstig. Ebenso andere Metalle, es sei denn wahrscheinlich man hat es mit einem Monster-Studio-Stativ zu tun. Hier geht es aber um transportable Stative. Karbonstative sind sehr leicht. Karbon soll auch sehr steif und vibrationsmindernd sein. Den Holzstativen wird aber eine noch bessere Eigenschaft diesbezüglich nachgesagt.

Das Berlebach ist ein aktuelles Stativ, da erst seit kürzerer Zeit auf dem Markt ist. Der Hersteller ist eine deutsche Firma mit Sitz in Mulda im Erzgebirge. Holzstative haben eine lange Tradition und wirken auf den ersten Blick auch sehr urig.

Berlebach 332 mit Kleinbildkamera auf Getriebeneiger (Manfrotto 410)

Man kann das Holz in Naturfarbe oder auch in verschiedenen Lackierungen bekommen. Ohnehin kann man extrem viele Varianten und Ausbauarten der Stative bei Berlebach bekommen, auch spezielle Varianten, z.B. für Astronomie oder Filmaufnahmen. Das Gewicht eines Holzstatives ist höher als das der Karbon-Verwandten und meistens auch als das von aktuellen Alustativen. Das 332 wiegt mit der integrierten und sehr stabiler und großer Nivellierkugel ca. 3,2 kg. Außerdem hat es kein sonderlich kleines Packmaß (ca. 90 cm). Dafür aber eine sehr gute max. Höhe von 143 cm ohne optionalen Kopf und nur einen Beinauszug, was der Aufbaugeschwindigkeit und Stabilität zugute kommt.

Berlebach im sumpfigen Gelände

Ich habe sehr lange Zeit gar kein Stativ verwendet (ein billiges Alustativ lag als Staubfänger jahrelang im Schrank oder stand in der Ecke). Und eigentlich hatte ich auch keine echte Verwendung dafür, da ich am liebsten Sport oder andere Events fotografiert habe oder halt einfach so Dinge aus der Hüfte, die mir gerade beim Umherlaufen interessant erschienen. Das änderte sich aber, als ich die Langzeitfotografie anfing interessant zu finden. Bei Belichtungszeiten von >1 Sekunde kommt man nicht mehr ohne Stativ aus. Auch Landschaftsaufnahmen wurde immer wichtiger für mich und dort hat man viel Zeit und kann mit einem Stativ bessere Ergebnisse erzielen.

Langzeitbelichtung mit Stativ - 10 Sekunden, rangierendes Binnenschiff bei Nacht

Spätestens nach meiner ersten Kleinbildkamera mit entsprechend großen und schweren Objektiven, war das kleine Alustativ nicht mehr wirklich zu gebrauchen. Auch eine etwas bessere Variante, die ich mir dann angeschafft hatte, war nicht wirklich stabil genug. Schon ein leichter Windstoß und die Sache hatte eine unerwünschte Dynamik. Ich habe daher ewig lang recherchiert welches Stativ ich verwenden soll. Zunächst habe ich mir ausschließlich die aktuellen (und teuren) Karbonstative angeschaut. Diese sind natürlich sehr schön leicht und meistens auch sehr klein für den Transport (Radtouren!). Allerdings wollte ich weder 500 bis 1000 € ausgeben, noch irgendwelche Kompromisse bezüglich stabilität und Schwingungsdämpfung eingehen. Ich bin dann irgendwann bei den Astro-Freaks auf den Namen Berlebach gestoßen. Bei Teleskopen, gerade bei Video- oder Fotoaufnahmen, spielt die Stabilität des Stativs eine enorme Rolle. Die durchweg guten Stimmen zu einem Holzstativ und speziell dieser Marke, haben mich dann neugierig gemacht. Nun gut, lange Rede, kurzer Sinn, ich habe nun seit einiger Zeit ein Berlebach und kann eigentlich nur in den Lobgesang mit einstimmen.

Die Fakten:
-Material: Holz (Esche) und Metall, sowie Kunstoff (Griffe)
-max. Höhe 143 cm, min. Höhe 8 cm (mit entsprechend gespreizten Beinen)
-Transportlänge: ca. 90 cm
-fest verbaute, sehr stabile Nivellierkugel (55 mm Durchmesser)
-Große Plattform für Köpfe (ca. 60mm Durchmesser)
-Dosenlibellen auf Basis und Plattform
-3/8"-Anschluss, mit federnd gelagerter Feststellschraube (Griff unter der Basis)
-1 Beinauszug/Segment
-bis 12 Kilo belastbar (laut Hersteller)
-Zentimeterskalen auf den Beinauszügen
-Beinstellungen mit Einhandarrettierung ("Flügelraster") von 20, 40, 60, 80 und 100 Grad
-Gummifüße und Spikes (kombiniert, herausdrehbar)
-Preis ca. 250 €


Die Beine sind ungewöhnlich breit oberhalb des Auszugs und wirken nicht nur sehr stabil, sie sind es auch. Die Arretierung des Auszugs erfolgt über eine einfache und so wie ich es bis jetzt erfahren habe sehr unverwüstliche Methode. Über die Metallklammer und die Schraube wird das mittlere Beinsegment zwischen den beiden äußeren eingeklemmt. Hält bombenfest, selbst wenn man nicht sehr stramm anzieht. Gelöst gleitet das Ganze sehr gut, auch bei Nässe, Kälte oder Wärme.


Hier sieht man ganz gut die Zentimeterskala. So kann man alle drei Beine auf die gleiche Länge ausziehen, wenn man nicht bis zum Anschlag gehen will. Ob das Stativ dann gerade steht, hängt natürlich vom Untergrund ab.


Um das Stativ wirklich gerade zu stellen, hat man in der Basis eine sehr gut gemachte Dosenlibelle. Steht hier wohl nicht so gaaanz gerade ;) Außerdem sieht man hier die erwähnte Nivellierkugel und die darauf fest angebrachte Plattform, die ebenfalls eine Libelle eingebaut hat. Sollte das Stativ also nicht 100 % gerade stehen, kann man mit der Kugel noch bis zu 30 Grad exakt ausgleichen.


Die silbernen Teile links und rechts sind die Arretierungen für die Beinstellung. Mit der gut zu bedienenden schwarzen Metalllasche darunter kann man die Beinstellung verändern. Das funktioniert genauso wie bei den meisten anderen Stativen mit einem Federmechanismus, so dass es selbstätig einrastet. Also zum Verstellen drücken und halten und loslassen wenn es einrasten soll.

Hier noch mal von der Seite. Außerdem sieht man hier die sehr lange Achse und den Drehgriff für die Feststellung der Nivellierkugel. Man hat damit überhaupt kein Problem die Kugel knackfest zu ziehen, wobei das bei der Größe der Kugel selbst für schwere Last eigentlich nicht notwendig ist, da "nickt" nichts.


Innerhalb eines Kranzes befindet sich die Feststellschraube für die...Schraube :) Die 3/8"-Gewindeschraube mit der man z.B. den Kugelkopf befestigt, ist drehbar und federnd gelagert. Damit kann man sehr einfach bei aufgebautem Stativ sein Geraffel festschrauben. Man stellt einfach Kamera mit Kopf oder wie hier Getriebeneiger auf die Plattform und dreht dann mit der freien Hand an dieser Rändelschraube. Nach ein paar Umdrehungen sitzt alles fest und zwar genau in der Position, in der man es auf die Plattform gesetzt hat. Genauso schnell löst man das wieder und kann z.B. einen anderen Kopf montieren oder hat Stativ und Kamera+Kopf getrennt für den Transport. Sehr, sehr praktisch!


Die Füße sind aus stabilem Metall. Man hat eine reindrehbare Gummikappe, die einen langen und stabilen Metalldorn freigibt.


Der Dorn ist unten spitz. Sieht man hier nicht, weil der sich in den Teppichboden bohrt ;) Einziger Nachteil dieses Prinzips: Dreck setzt sich schnell in die Rillen des Gewindes. Wenn man das Stativ einmal mit den Spikes draußen auf der Wiese abgestellt hat, ist das Gewinde schmutzig und es knirscht ein wenig beim Zurückdrehen des Gummisteils. Bis jetzt hatte ich aber keine Probleme damit, wobei ich aber die Spikes auch fast immer draußen habe.



Mein Plan ein wirklich stabiles und wackelfreies Stativ haben zu wollen, hat sich mit dem Teil erfüllt. Auch mit einem schweren Kopf (hier Manfrotto 410, ca. 1,2 Kilo) und einer schweren "Nutzlast", wie auf dem Bild die Mittelformatkamera Mamiya RB 67, wackelt nichts und man hat nie das Gefühl die Sache wäre instabil. Auch bei Wind kein Problem. Da ist schon eher die Verbindung zwischen Kopf und Kamera die schwache Stelle.

Für den Transport auf dem Rad habe ich mir übrigens eine ebenfalls von Berlebach erhältliche spezielle Tasche gegönnt. Die wird wie die bekannten Taschen mit Patenteinhängung horizontal am Gepäckträger befestigt. Ich meine damit diese Dinger die man mit einem Handgriff wieder abnehmen und theoretisch auch wieder einhängen kann...ich denke ihr wisst was ich meine. Die Tasche ist gut...okay. Ein wenig eng, aber ansonsten sehr gut gemacht. Zumindest ist der Transport auf dem Rad damit kein Problem mehr. [Bild fehlt...mach mal eines!]

Berlebach 332 mit Manfrotto Getriebeneiger 410 und Nikon D800, Objektiv Sigma 35/1.4 Art

Mein Fazit:

Ein wirklich schönes und funktionales Stativ mit dem auch große Lasten kein Problem sind. Auch Wind oder Vibrationen durch die Kameramechanik sind kein Thema. Wenn was wackelt, dann ist die Schwachstelle auf dem Stativ zu suchen, z.B. der Kopf oder Lämmerschwanz-Stativschellenkonstruktionen an den Objektiven.

Die Verarbeitung ist erstklassig, die Materialen wirken alle topp, allen voran natürlich das Holz. Die Mechanik wirkt in ihrer Einfachheit sehr solide und langlebig. Mir geht bis jetzt keines der Gimmick-Features der anderen Stative ab. Weder brauche ich, noch will ich eine Mittelsäule zum Ausziehen oder sogar so einen Schwenkarm oder das ultrakompakte Packmaß, welches durch 3 bis 4 Beinsegmente erzielt wird. Das Gewicht ist natürlich eine Ansage, aber wenn die Sache steht wie in Beton gegossen, sind mir 1-2 Kilo mehr ziemlich egal.

Einziger Kritikpunkt bis jetzt: das Stativ klappert ein wenig beim Transport und die Beine stoßen unten an den Kanten der Metallklemmung zusammen. Das beschädigt auf Dauer nicht nur den Lack, sondern macht auch Lärm. Ich habe mir mit 3 Gummiklebeteilen beholfen. Diese sitzen an den Ecken an denen die Metallteile beim Transport aufeinander treffen. Vielleicht könnte Berlebach das einfach mal mit integrieren.

Wer ein wirklich stabiles und funktionales (und schönes) Stativ sucht und nicht auf Packmaß und Gewicht achten muss, kann bei dem Preis aus meiner Sicht keinen Fehler machen. Außerdem gibt es diverse Varianten, so dass man vom viele Kilo schweren Astro-Stativ bis hin zum Ministativ alles in Holz bekommt. Es gibt z.B. auch eine ähnliche Variante mit 2 Beinauszügen und entsprechend geringerem Packmaß.
 

Danke für's Interesse und Grüße,
Gordon






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