Das seit kurzem erhältliche Sigma der werbeträchtigen Art-Reihe soll, will man den diversen Reviewes und Erfahrungsberichten glauben, der Volltreffer überhaupt sein. Es soll eines der ersten Sigma-Objektive sein, bei dem alles stimmt, auch die Qualitätskontrolle, und das locker die sehr viel teureren 35mm-Vollformat-Objektive der großen Kamerahersteller in Sachen Performance schlägt.
So weit die nahezu einhellige und euphorische Grundstimmung im Netz. Aber was ist da letztendlich dran? Ich werde es morgen und die kommende Tage herausfinden. Ich habe es nach vielen Jahren mal wieder gewagt und ein Los in der Sigma-Lotterie gezogen ;)
Irgendwie ist mir dabei schon ziemlich mulmig zumute. Meine bisherigen Erfahrungen mit Sigma waren, um es einmal vorsichtig auszudrücken, eher ernüchternd. Ich zähle im Kopf 6 Sigmas, von denen nur eines von anfang an gut war (10-20 EX) und 4, die gleich nach den ersten Probeschüssen wieder in der Schachtel verschwanden und ihren Rückweg zum Händler antraten. Entweder waren die Objektive deutlich dezentriert, absolut grottig oder der AF war schlicht unbrauchbar.
Angeblich soll das nun mit der Art-Reihe und einer ebenso angeblich verbesserten Qualitätskontrolle der Vergangenheit angehören. Das Objektiv zielt ganz klar auf den Profianwender ab oder den verrückten Amateur wie mich. Preislich liegt es zwar deutlich unter dem, was man für ein Nikon oder Canon 35mm Kleinbildobjektiv berappen muss, aber es ist trotzdem keine Billiglinse. Von der Anmutung her, so weit ich das aus den Bildern und den Berichten entnehmen konnte, spielt es zumindest ganz oben mit. Die Abbildungsleistung soll sogar einem Wunder gleichen und alles in den Schatten stellen, was man in diesem Brennweitenbereich sonst käuflich erwerben kann.
Riecht das nach Hype? Ja, dachte ich auch erst. Aber die Menge der überschwänglichen Berichte ist so groß, dass ich einfach selber herausfinden muss, ob da was dran ist. Eigentlich hatte ich mir geschworen nie wieder ein Sigma (oder Tamron) zu kaufen, aber wie das halt so ist im Leben...Vorsätze sind Vorsätze, mehr nicht ;) Eines schwöre ich nun aber feierlich vor versammelter Mannschaft, sollte dieses Objektiv sich wieder als Gurke entpuppen, ist das definitiv der letzte Griff in den Los-Topf! Diesmal akzeptiere ich wirklich gar nichts an Problemen. Die Abbildungsleistung muss tadellos sein, dazu zähle ich auch Farbwiedergabe, Kontraste, Bokeh, usw., der Autofokus muss sitzen, zumindest so gut wie bei meiner geliebten Zicke dem Nikon AF-S 85/1.4 G und auch sonst darf kein Wässerchen getrübt sein. Ich fürchte ja fast, ich verlange da zu viel. Meine Sigma-Historie gibt wenig Anlass zur Hoffnung, wenn inzwischen nicht wirklich sehr viel bei Sigma passiert ist.
Sigma 18-200: dezentriert, links unscharf bei allen Brennweiten, Entfernungen und Blenden, am Anfang nicht bemerkt, da Anfänger, dann war es zu spät für einen Umtausch
Sigma 17-70: ging nach wenigen Wochen "kaputt" ohne Einwirkung, Reparatur kostenlos => "Hinterlinse neu justiert". Danach war es wieder okay und ich fand es eigentlich ganz gut
Sigma 70-200/2.8: 2 Exemplare probiert, beide mit grausamer Abbildungsleistung und Front-, bzw. Backfokus aus der Hölle (mehrere Meter auf 30 m).
Sigma 24-70/2.8: 2 Exemplare probiert, beide hatten einen undefinierbaren Fehlfokus, mal traff er fast, mal gar nicht...oh Gott!
und um nicht einseitig zu wirken:
Tamron 70-200/2.8: 2 Exemplare, beide Frontfokus im epischen Ausmaß
und weil ich gerade so gut in Fahrt bin :)
Pentax FA 50/1.4: ca. 2 Milllimeter großes "Teil" im Linsensystem, Austauschexemplar war okay
Pentax FA 31/1.7 Ltd: undefinierbarer Fehlfokus (kann auch an der Kamera gelegen haben, trat aber nur bei diesem Objektiv so massiv auf)
Olympus 9-18 für mFT: dezentriert in allen Brennweiten
Daneben gab es noch einige Linsen von denen ich mir einfach mehr versprochen hatte. Nun werden viele denken: "Ach komm, wieder so ein Hobbyknipser der mit der Kamera nicht umgehen kann und alles auf defekte Objektive schiebt!". Ich hoffe mal nicht ;) Die Mehrzahl aller Objektive, ob nun günstige Plastikzooms oder sündhaft teure Profizoomkeulen oder auch sehr lichtstarke Festbrennweiten haben bei mir perfekt funktioniert und tun es immer noch. Ich traue mir auch ohne pseudowissenschaftliche Testaufbauten zu, ein Objektiv bewerten zu können und Fehler zu erkennen.
Ich hoffe also mal morgen gibt es eine angenehme Überraschung und das Sigma findet dann als einziges seiner Art wieder einen Platz in meiner Fototasche.
Und hallo Sigma! Sollte ich am Montagmorgen auf der Fahrt zur Arbeit einen Zwischenstopp bei der Postfiliale einlegen müssen, war es das mit uns...endgültig! Eine zweite Chance gibt es diesmal nicht mehr.
Grüße,
Gordon
Ich bin schon sehr gespannt auf Deinen Bericht.
AntwortenLöschenUnd ich erst ;) Das Teil ist heute morgen auf meinen Schreibtisch gefallen und wie ich nun mal bin, habe ich es gleich aus der Packung gerissen und an die D700 gekurbelt. Natürlich kann ich noch nicht viel sagen, aber zumindest fokussiert es schon mal...ist ja auch schon was. Die ersten 5 Bilder mit f1.4 aus 0,5 bis 3 Metern bei ausreichendem Tageslicht saßen auf dem Punkt und die Schärfe sieht auch okay aus. Ich werde versuchen es heute Abend und vor allem am Wochenende genauer zu testen und dann ausführlich berichten, hoffentlich mit halbwegs brauchbaren "Testbildern".
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