So, kaum zuhause angekommen, habe ich gleich mal mein Lieblingsmotiv abgelichtet.
Beidseitige Mittelohrentzündung - Sigma 35 1.4 DG HSM Art |
Die Aufnahme ist mit f1.4 gemacht...was sonst. Im vorherigen Blog-Eintrag hatte ich ja starke Zweifel angemeldet, ob das Sigma was taugen würde. Ob dem so ist, kann ich natürlich noch nicht eindeutig beantworten, aber es sieht gut aus...sehr gut sogar! Aber fangen wir mal mit den einfachen Sachen an.
Bild von Produktseite Sigma Deutschland |
Verpackung (extrem wichtig, wie wir alle wissen):
Das Teil kommt in einer kleinen, schmucklosen weißen Schachtel. Zumindest ist es eine stabile Schachtel, was auch das einzige ist, was wirklich eine Rolle spielt.
Zubehör:
Neben den beiden Deckeln, der vordere mit Inneneingriff, bekommt man eine feste kastenförmige Stofftasche mit Reißverschluss, kein Tragegurt, innen mit festem Schaumstoff, keine Neuerung gegenüber Nicht-Art, sondern nach meiner Erinnerung so wie bei Objektiven der "EX"-Serie.
Außerdem eine tulpenförmige Streulichtblende aus Kunststoff mit Banonettanschluss...habe schon bessere, aber auch schlechtere gesehen. Merkwürdigkeit, direkt über dem Bajonettanschluss und zwischen dem geriffelten Band an der Blende, hat es eine Gummierung. Wozu die dienen soll, kann ich nur erraten. Ich denke es soll für mehr Griffigkeit sorgen, wenn man das Objektiv weiter vorne, also am Ende des Fokusringes hält. Ansonsten fällt mir keinen Funktion ein. Eine Gummikante vorne an der Streulichtblende, wie z.B. beim Pentax 200/2.8, würde als Stoßschutz dienen.
Verarbeitung:
Das Gehäuse ist aus Kunststoff und Metall, wobei das meiste sich wie Kunststoff anfühlt und wohl auch solches ist. Alles ist sehr glatt (Kratzer-, Fettfinger- und Staubalarm!). Die Gummierung des Fokusrings ist sehr fein geriffelt und sehr weich und griffig, auch hier wieder Schmutzarlarm hoch 10. Finde es sieht gut aus. Modern, "wertig", aber ob das nun deswegen gleich "Art" ist...
Bajonett aus Metall (klar!), großer Schalten für MF/AF-Umschaltung.
Mechanik/Handhabung:
Der Fokusring geht etwas schwergängig und nicht wirklich smooth wie bei manuellen Objektiven. Alles andere hätte mich aber auch gewundert. Er ist aber nicht schlechter als von anderen vergleichbaren Nikkoren, z.B. dem AF-S 85/1.4 G. Er ist sehr breit und lässt sich problemlos finden und bedienen. Der Stellweg ist zu klein für wirklich präzises manuelles Arbeiten, was durch das etwas stumpfe Gefühl beim Drehen noch verstärkt wird. Also nix für Freunde der manuellen Fokussierung, wie alle AF-Objektive die ich kenne.
Der MF/AF-Schalter ist okay. Er ist groß, sitzt an der gewohnten Stelle und lässt sich somit blind bedienen. Die Streulichtblende geht relativ leicht rauf, sitzt aber ausreichend fest würde ich sagen.
Wie es um den Filterthread bestellt ist, habe ich noch nicht eruiert. Ich gehe aber mal positiv gestimmt davon aus, dass er a) aus Metall ist und b) präzise gefertigt ist, so dass Filter sich problemlos auf- und wieder abschrauben lassen.
Das Objektiv ist kleiner als ich gedacht habe. Natürlich ist es ein Brocken, aber ich hatte mir das schlimmer vorgestellt. Im Vergleich zu den anderen Kleinbildobjektiven die ich habe, ist es weder besonders groß, noch besonders klein. Das Gewicht, was sehr hoch sein soll verglichen mit anderen 35mm-Objektiven dieser Art, kommt mir gerade richtig vor. Ich finde z.B. das 85/1.4 von Nikon ist einen Tick zu leicht. Mit einer ziemlich schweren Kamera wie der D700 + Batteriegriff sind 35 mm bei f1.4 schon für Aufnahmen aus der Hand bei Kerzenschein geeignet.
Autofokus:
Ach ja...mein Lieblingsthema wenn es um Sigmaobjektive geht. Fast alle von mir wieder retournierten Sigmas hatten (auch) ein Problem mit dem AF. Und zwar in einem Ausmaß, welches ich noch bei keinem Kameraherstellerobjektiv erlebt habe. Zwar traue ich mir noch kein abschließendes Urteil zu, aber von den knapp 50 Bildern die ich von unbewegten Motive mit AF-C gemacht habe, war quasi keines falsch fokussiert! Das stimmt mich schon mal sehr zuversichtlich. Bei allen Gurken die ich jemals hatte, waren schon die ersten paar Aufnahmen klare Fahrkarten. Den einzigen Effekt den ich beobachten konnte, ein leichter Frontfokus bei sehr wenig Licht, bzw. geringem Kunstlicht, deckt sich wunderbar mit dem Verhalten meines Nikon 85/1.4 und ist eher eine Eigenart meiner Kamera, bzw. der Technik ansich und damit kann ich problemlos umgehen. Ich weiß, wann ich eine leichte Korrektur einstellen muss. Alle Aufnahmen bei Tageslicht saßen auf dem Punkt (wie beim 85/1.4 auch). Also hier erstmal ein tiefes "Puh!".
Die Geschwindigkeit ist gut bis sehr gut. Genauer kann ich es noch nicht sagen. Langsamer als das Nikkor 24-70, schneller als das AF-S 50/1.8, so meine erste Prognose.
Abbildungsleistung (alle Aufnahmen mit Nikon D700 - Kleinbildformat):
Ebenfalls nur ein erster flüchtiger Eindruck, aber es sieht sehr vielversprechend aus! Schärfe und CAs scheinen okay, nur die Vignettierung ist sehr sehr deutlich und erstreckt sich weit bis Richtung Bildmitte. Damit ist das 1.4er-Objektiv aber in guter Gesellschaft denke ich, also nichts was unerwartet kommt oder eine Mangel darstellt.
Hier mal ein Vergleich, erstes Bild ohne Objektivkorrektur in LR, zweites Bild mit:
Blende 1.4, ohne Vignettierungskorrektur in LR 4.4 |
Lässt man das Objektivprofil aktiv werden, zaubert LR folgendes Bild:
gleiches Bild mit Vignettierungs- und Verzeichnungskorrektur |
Ich denke man sieht deutlich den Grad der Abdunklung zum Rand hin. By the way, ich mag Vignettierung! Natürlich nicht immer, aber meistens passt es bei Offenblendbildern sehr gut und bei Landschaft und Co. verwendet man ohnehin nur sehr selten Blendenwerte, wo eine Vignettierung sichtbar auftritt. Also aus meiner Sicht alles im Grünen Bereich. Auch die Verzeichnung ist sehr gering und beim Umschalten zwischen korrigiertem und unkorrigiertem Bild nicht augenfällig.
Hier nun ein 100%-Ausschnitt aus dem obigen Bild:
Ausschnitt |
Das Bild ist sicherlich suboptimal, aber die Schärfe scheint wirklich das Niveau zu haben, was alles Reviews die ich gelesen habe preisen. Definitiv auf dem Level eines AF-S 85/1.4, wenn nicht sogar besser. Auch Chromatische Abberationen sucht man mit der Lupe...und findet kaum welche! Sehr satte Kontraste und Farben, Bokeh denke ich ist auch mehr als okay für 35 mm.
Erster Eindruck:
Ich mag es noch gar nicht ganz glauben, aber anscheinend hat sich diesmal der Griff in den Lotterietopf wirklich gelohnt. Man soll ja nicht den Tag vor dem Abend loben und für Euphorie ist es noch zu früh, aber ich bin doch sehr positiv gestimmt. Möglicherweise wird das mein erstes Sigma-Objektiv seit vielen Jahren, was auch meine heutigen Anforderungen gerecht wird und was auch neben den meistens sehr viel teureren Nikon-Objektiven bestehen kann.
Die Abbildungsleistung scheint wirklich extrem gut zu sein, der AF sitzt...was will man mehr. Außer vielleicht eine Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub, wie es fast alle meine Nikonobjektive besitzen. Aber gut, irgendwas ist ja immer ;)
Danke und Grüße,
Gordon
[Zitat]Ich denke man sieht deutlich den Grad der Abdunklung zum Rand hin[/Zitat]
AntwortenLöschenNein. Man sieht nicht den Grad der Abdunklung des Objektivs, sondern man sieht den Grad der Aufhellung von Lightroom.
Lightroom ist kein Messinstrument. Wer behauptet, dass das Objektivprofil von LR korrekt ist. Zumal auch so ein Profil eine Geschmacksfrage ist.
Davon mal abgesehen, bin auch ich Freund von leichten Vignettierungen.
Ja, du hast recht. Natürlich sieht man hier nur die Korrektur von LR. Ist aber auch nur als anschauliches Beispiel gedacht. Ich habe auch eine weiße Wand geknipst und verschiedene Blendenstufen verwendet und das entspricht schon ungefähr dem Unterschied der hier angedeutet wird. Ich meine der Durchschnittstwert den ich aus diversen Reviews mitgenommen habe, ist ca. 2 EV Unterschied in der Helligkeit zwischen Randbereich und Mitte.
AntwortenLöschenDanke für den ausführlichen Bericht! schönes Wochenende. Danny
AntwortenLöschenDafür nicht! Mache ich ja gerne, aber trotzdem viele Dank.
AntwortenLöschenIch werde sicherlich auch noch nachlegen...wenn es das Wetter und die Gelegenheiten erlauben.
Ich bin eher ein Freund von echten Bildern als von Testaufnahmen. Ich kaufe mir so ein Teil ja nicht, um Siemenssterne damit zu knipsen ;) Wenn ich am WE die Möglichkeit bekomme halbwegs brauchbare Motive abzulichten, werde ich da was von zeigen. Wird sicherlich kein großes Kino, aber entsprechend meiner bescheidenen Fähigkeiten kann man da vielleicht was mitnehmen.
Hallo,
AntwortenLöschenich war auch nach den guten Tests gespannt, ob das Sigma an der D800 diese Erwartungen wirklich erfuellen kann. Ums kurz zu machen. Das Ding ist richtig gut. Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn, das Haar in der Suppe zu suchen, wenn man sieht, was es für diesen Preis leistet. Bin gespannt, ob Sigma fürs Vollformat noch ne Festbrennweite mit mehr Weitwinkel macht.
Meine Empfehlung!
Lemi
Danke für die Einschätzung und Info. Ich habe ja inzwischen ein paar mehr Bilder damit gemacht und kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass es an 36 MP auf KB eine schlechte Leistung abliefern könnte. Es scheint wirklich ein großer Wurf von Sigma zu sein. Und ich bin auch gespannt, ob da noch was nach kommt. Das 85/1.4 soll ja auch schon sehr gut gewesen sein. Wirklich spannend fände ich ein 24/1.4. Das gibt es von Nikon zwar schon, aber der Preis ist natürlich gesalzen. Sowas für < 1000 € wäre sicherlich ein Erfolg, wenn es die gleiche Leistung wie das 35er bringt.
AntwortenLöschentest
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