Seiten

Samstag, 4. Februar 2012

Mein erstes Studio-Geknipse

Irgendwann musste es ja mal passieren...mein erstes Studiogeknipse. 
Meistens fängt es beim Hobby Fotografie ja mit Urlaubsbilder und den geliebten Familienangehörigen oder Haustieren an, sofern vorhanden, und irgendwann kommen dann wahrscheinlich auch Events wie Konzerte oder Jahrmärkte oder was auch immer man gerade so besucht oder was einen auch immer interessiert. Die unausweichlichen "Aufträge" auf Familienfeiern stehen dann meistens an, wenn man genug mit seiner eigenen Meisterschaft in der Fotografie angegeben hat, so dass sogar Tante Frieda einen unmissverständlich auffordert, die Bilder der nächsten Goldenen zu machen! Da kommt dann oft die erste Panik auf und wenn nicht schon in der Tasche, dann kommt auch spätestens dann das erste Blitzgerät und ergänzt das Portfolio des Hobbyfotografen.
Hat man das dann mehr oder weniger erfolgreich gemeistert, folgen vielleicht ein bis zwei Hochzeiten im Angehörigenkreis und eventuell sogar mal die ersten echten Aufträge. Aber was dann? Hat man schon alles mal gemacht? Gibt es noch was, was man unbedingt noch machen muss, bevor man sich dem nächsten Hobby zuwenden kann?! Natürlich, Studiofotografie!
An dieser Stufe angekommen, zog es nun auch mich ins Studio, um dort meine ersten Erfahrungen zu sammeln. Genauer gesagt, sollte es ein Workshop für Portraitfotografie im Studio sein. Viel tun muss man dafür nicht, außer ein wenig Geld auf den Tisch zu legen. 



Dieses Bild hier ist eigentlich am Thema vorbei, aber dazu später mehr.

Den Workshop hatte ich in einer seriösen Fotoschule gebucht und mir auch gleich Verstärkung in Form eines Leidensgenossen dazu genommen. Die Gruppe der Teilnehmen war überschaubar, 6 hätten es sein sollen, 5 kamen. Nach einer lockeren Vorstellungsrunde wurden wichtige Themen wie Modellverträge und Co. erläutert. Anschließend kam der interessante Teil, in dem die Beleuchtungstechnik erklärt wurde. Dazu gehörten natürlich auch Belichtungsmessung und ein wenig "Blendenkunde". Insgesamt für mich nicht wirklich spannend, aber teilweise doch informativ. Man kann ja viel lesen, aber in der Praxis muss man doch noch das eine oder andere erfahren.

Nach dem das Model eingetroffen war und sich seinen Platz in der riesigen weißen Hohlkehle gesucht hatte, wurde es ernst. Der Kursleiter justierte die ersten Studioblitzlichter und erklärte deren Funktionsweise. Ausgelöst werden die verschiedenen Lichtquelle über Funkauslöser, wie ich sie auch selber schon vorher verwendet habe. Jeweils 2 Teilnehmer durften sich einen Sender auf die Kamera schnallen und den Worten Taten...äh Bilder folgen lassen. Ich muss zugeben, ich war verwundert wie einfach man sehr gut belichtete Bilder bekommt! Da die Kameraautomatik sinnlos ist, sie kann nicht wissen mit welchem Licht die Aufnahme gemacht wird, musste man vorher per Belichtungsmesser die richtige Blende ermitteln (und ISO, Zeit spielt keine Rolle, wenn man die Blitzsynchronzeit nicht überschreitet). Dieser Wert, einmal ermittelt, sollte fast den ganzen Abend seine Gültigkeit behalten. Korrekturen wurden teilweise einfach an den Studioblitzgeräten eingestellt. Ich hätte mir das schwieriger vorgestellt, warum auch immer. Tatsächlich war aber die einmal angesagt Blende 5.6 bei ISO 200 (niedrigsten Einstellung meiner Knipse) fast immer korrekt. Sicherlich auch ein Verdienst des "Beleuchters".


Wie oben bereits erwähnt, ist das erste Foto eigentlich am Thema vorbei, denn es wurde ohne Studioblitzlicht gemacht. War sozusagen ein "Making-Of"-Shot, als ich gerade nicht an der Reihe war. Dieses Bild hier war eines der ersten mit Studioblitz. Warum ich das erwähne? Nun, weil ich gerne was zum sogenannten Einstelllicht sagen möchte. Die eigentliche Aufnahme im Studio, zumindest hier, wird mit reinem Blitzlicht gemacht. Um aber überhaupt was sehen zu können und wichtiger, damit die Kamera was sehen kann und der AF seine Aufgabe erfüllen kann, gibt es ein Einstellllicht. Dieses Licht dient wohl ebenfalls dazu abschätzen zu können, wie die Ausleuchtung beim Zünden des oder der Blitze ausfallen wird. Hat man ausgelöst, brauchen die Geräte natürlich eine kurze Weil, um sich wieder aufzuladen. Das und die Tatsache, dass jeweils zwei Personen einen Senden hatten und damit auslösen konnten, hat es für das Model nicht gerade einfach gemacht im richtigen Moment in die richtige Kamera zu schauen. Sie hat es aber aus meiner Sicht sehr gut gemeistert, so dass jeder die Chance hatte ein gutes Bild auf den Sensor zu bannen.

Das Model. Für mich die spannendste Sache neben der Studiotechnik. Ein Portrait soll ja die Persönlichkeit eines Menschen widerspiegeln. Gut, keiner wird erwarten können, dass es bei so einem Übungs-Rudel-Geknipse gelingen kann ;) Aber trotzdem, wie interagiert man mit dem Model? Wie man auch sonst mit Menschen interagiert, man spricht mit ihnen. Erst wenn man die Kamera mal aus dem Gesicht nimmt und eine einfache Beziehung herstellt, kann man auch sowas ähnliches wie Portraits erstellen. Sicherlich nicht für jeden ganz einfach, aber anders geht es meiner Meinung nach nicht. Hier habe ich dann auch mal wieder gemerkt, dass ich noch lange nicht die Routine habe, die ich haben müsste, um die Kamera total zu vergessen. Viele wertvolle Sekunden gingen beim Gefummel an der Kamera verloren, in der ich mich besser hätte mit dem Motiv beschäftigen sollen, also dem Model. Notiz an mich selber: mach einfach 20 Fotos und kontrolliere dann deren Qualität! Wenn sie nichts geworden sind, egal! Die Kommunikation ist wichtiger als ein paar versaute Fotos. Außerdem waren wie gesagt die Einstellungen trivial, so dass 99% aller Bilder ausreichend gut geworden sind.


Hairlight und Co.: viele Begriffe kannte ich schon vom Lesen, aber wie was wirklich eingesetzt wird, hatte ich natürlich noch nicht erlebt. Wenn man es gezeigt bekommt, erklären sich aber alle Begriffe und Techniken mehr oder weniger von selber. Der Unterschied zum Fotografieren mit natürlichen Lichtquellen ist einfach nur die grenzenlose Verfügbarkeit aller Möglichkeiten. Natürlich kann man auch bei Tageslicht noch mit Reflektoren zusätzliche Lichtquellen generieren (im Studio natürlich auch), aber hier hat man wirklich alle Möglichkeiten. Anzahl, Position, Lichtmenge, Abstrahlwinkel, Farbe, Reflektion, alles kann man sich einrichten wie man es will. Das alles gekonnt einzusetzen ist natürlich die Kunst bei der Sache.


Man könnte ja der Idee verfallen, ein paar ferngezündete Systemblitze würden ausreichen, um die Qualität einer Studiobeleuchtung zu erhalten. Leider falsch! Eine noch so große Menge von Aufsteckblitzen ersetzt sicherlich nicht die diversen Gerätschaften in einem professionellen Studio. Es kommt nämlich nicht nur auf die Anzahl der Lichtquellen an, sondern auch auf deren Qualität und Art der Lichtabgabe. Wie man auf dem Bild sieht, sind diese Lichtquellen teilweise extrem groß, bzw. die Softboxen, Reflektoren, Schirme und Co. erzeugen ein völlig anderen Licht, als es ein einfaches Blitzgerät aus der Fototasche alleine erzeugen könnte. Bei diesem Bild fehlt übrigens eine bessere Ausleuchtung von rechts...zumindest für meinen Geschmack ;) Nein, eigentlich habe ich hier nur nicht verstanden, worauf es ankommt.


Posen. Ja, schwierig für mich, gebe ich gerne zu. Während ich das klassische Portrait, also Aufnahme des Gesichts mit oder ohne Oberkörper ja noch problemlos einordnen kann, fällt es mir bei diesem oder auch beim folgenden Bild schwer die Qualität einzuordnen. Hat natürlich seinen Reiz, aber wirklich identifizieren kann ich mich damit erstmal nicht. Denke, da muss ich noch eine Menge an Infos sammeln was ich da nun eigentlich fotografiert habe, um das entsprechend einsortieren zu können und zu entscheiden, ob es ein gutes Motiv ist oder nicht. Rein vom Geschmack her war es mir "too much", da gefielen mir die natürlicheren Momente besser.


Hat sicherlich eine ästhetische Ausstrahlung, aber ich kann es einfach nicht einordnen. Natürlich geht es bei solchen Posen nicht um die alltägliche Stellung eines Menschen, sondern vielmehr um...ja, um was? Ich weiß es nicht. Ich werde mich mit der Thematik aber beschäftigen ;) Zumindest wirkt es irgendwie "stylish" und das ist ja auch schon mal was. 

Fazit:
Für mich hat sich der Kurs auf jeden Fall gelohnt und es wird sicherlich nicht der letzte sein! Die Technik war für mich keine Herausforderung, auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich nichts gelernt hätte. Die Arbeit mit dem Model war aber auf jeden Fall eine sehr wertvolle Erfahrung. Bis zu diesem Workshop hatte ich nur 2-3 Mal mir unbekannte Leute fotografiert, die sich auch fotografieren lassen wollten. Und nur ein einziges Mal habe ich wirklich Portraits einer unbekannten Person erstellt und musste dabei so weit wie möglich von der Kamera weg und zum Motiv hin. Ich denke, hier ist die Baustelle. Portraits werden nicht dadurch zum Portrait, dass man das Gesicht einer Person fotografiert, sondern dadurch, dass man die Person als Persönlichkeit abbildet. Dazu gehört sicherlich mehr als das richtige Licht. Ich bin gespannt wie viel ich davon beim nächsten Mal umsetzen kann.

Meine Empfehlung an alle, die es mit der Fotografie ernst meinen, macht es! Auch wenn man eigentlich keine Interesse an Portraits oder Studio hat, die Erfahrung sollte man gemacht haben, denn vielleicht entdeckt man so eine neues Thema für sich. Und wenn nicht, dann weiß man wenigstens das man sich damit nicht mehr beschäftigen muss. 

Alle Bilder findet ihr auf meiner Homepage: www.gstoever.de
Danke fürs Lesen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreibe Deine Meinung.